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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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HABEN SOLLTEST – FALLS DU DAS GROSSE, SCHWARZE SCHILD NEBEN DER TÜR ÜBERSEHEN HAST – WIR SIND HIER BEI RUNWAY , DER VERDAMMT NOCH MAL HIPPSTEN MODEZEITSCHRIFT DER WELT! ABER KEINE BANGE, MÄUSCHEN. DER ALTE NIGEL WIRD DICH RUCK, ZUCK VON DEINEM DISCOUNTER-LOOK BEFREIEN.«
    Er legte mir die Pranken auf die Hüften, drehte mich um und widmete sich ausgiebig meiner Rückfront.
    »RUCK, ZUCK, KINDCHEN. GLAUB MIR. DAS ROHMATERIAL IST NÄMLICH GAR NICHT ÜBEL. GUTE BEINE, SCHÖNE HAARE UND NICHT DICK. DARAUS LÄSST SICH WAS MACHEN. HAUPTSACHE: NICHT DICK. RUCK, ZUCK, DARLING.«
    Ich hätte allen Grund gehabt, beleidigt zu sein und seine Pranken abzuschütteln. Wie kam dieser Mensch, den ich überhaupt nicht kannte, dieser angebliche Kollege, dazu, mir unaufgefordert seine Meinung über mein Outfit und meine Figur zu sagen? Aber ich war nicht gekränkt. Im Gegenteil. Mir gefielen seine lustigen grünen Augen, und vor allem freute ich mich, dass ich die Fleischbeschau bestanden hatte. Denn vor mir stand Nigel – nur ein Name, wie Madonna oder Prince -, der Modepapst, den sogar ich aus dem Fernsehen, aus Zeitschriften und aus den Klatschkolumnen kannte, und er hatte gesagt, ich sei hübsch. Und ich hätte gute Beine! Den Discounter-Look-Kommentar ließ ich ihm noch einmal durchgehen. Der Typ war mir sympathisch.

    Emily sagte ihm, er solle mich verschonen und uns nicht stören, wir hätten zu arbeiten. Schade, ich wollte nicht, dass er ging. Zu gern hätte ich ihn noch wissen lassen, dass ich mich gefreut hatte, ihn kennen zu lernen, dass ich nicht eingeschnappt war wegen seiner Kritik und es kaum erwarten konnte, von ihm gestylt zu werden. Doch statt zu gehen, drehte Nigel sich noch einmal um, durchmaß mit Riesenschritten das ganze Büro und pflanzte sich wieder vor mir auf. Er breitete die muskelbepackten Arme aus, schlang sie um mich und drückte mich herzlich. Ich reichte ihm gerade mal bis zur Brust. Und was für ein Duft stieg mir bei dieser Umarmung in die Nase? Kaum zu glauben, aber wahr. Es war der unverkennbare Duft von Johnson’s Baby Lotion. Geistesgegenwärtig drückte ich ihn ebenfalls, aber schon schob er mich wieder von sich, schüttelte mit seinen Pranken meine Hände und rief schrill:
    »WILLKOMMEN IM PUPPENHAUS, BABY!«

5
    »Er hat WAS gesagt?«, fragte Lily, während sie von ihrem Grünteeeis naschte. Wir hatten uns um neun im Sushi Samba verabredet, damit ich ihr brühwarm alles über meinen ersten Arbeitstag erzählen konnte. Meine Eltern hatten zähneknirschend die Notfallkreditkarte wieder rausgerückt, damit ich mich bis zum ersten Zahltag über Wasser halten konnte. Scharfe Tunfischröllchen und Seetangsalat stellten definitiv einen Notfall dar. Schweigend dankte ich Mom und Dad dafür, dass sie Lily und mir ein solches Superessen spendiert hatten.
    »Willkommen im Puppenhaus, Baby. Ich schwöre. Obercool, was?«
    Den Eislöffel in der Hand, sah sie mich tief beeindruckt an.
    »Du hast den schärfsten Job, von dem ich je was gehört habe«, sagte Lily, die es immer noch ein wenig bedauerte, dass sie nach der Uni übergangslos mit ihrem Postgraduiertenstudium angefangen hatte, statt erst mal ein Jahr lang zu arbeiten.
    »Klingt super, was? Ein bisschen irre, aber super.« Ich machte mich über mein leckeres Chocolate-Brownie-Eis her. »Dabei würde ich eigentlich viel lieber studieren.«
    »Aber klar, du würdest viel lieber halbtags schuften, um dir das Geld für deine sündteure und vollkommen sinnlose Promotion zu verdienen. Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Du bist neidisch, dass ich in einer Studentenkneipe kellnern und mich jede Nacht von irgendwelchen Erstsemestern anbaggern lassen darf, bis ich um vier Uhr in der Früh endlich ins Bett falle, um mich ein paar Stunden später in meine Seminare zu schleppen.
Und das alles noch garniert von der Gewissheit, dass du, falls du unter diesen Bedingungen irgendwann tatsächlich deinen Doktor schaffen solltest, danach garantiert keine Stelle findest. Nirgends.« Sie setzte ein künstliches Lächeln auf und trank einen Schluck Sapporo. Lily promovierte an der Columbia University in Russischer Literaturwissenschaft. Um sich ihr Studium zu finanzieren, jobbte sie jede freie Minute. Ihre Großmutter, bei der sie aufgewachsen war, kam finanziell selbst kaum über die Runden, und auf ein Promotionsstipendium konnte sie erst hoffen, wenn sie ihren Magisterabschluss in der Tasche hatte. Umso höher rechnete ich es ihr an, dass sie sich meinetwegen

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