Der Teufel und die Lady
gegenüberzutreten, stattdessen war sie wie eine Furie auf ihn losgegangen. Ihr Kopf fühlte sich an wie Watte, sie war seltsam benommen. Im letzten Monat war ihre Angst von Tag zu Tag größer geworden, und der Gedanke, den Rest ihres Lebens schmutzig und hilflos in Ketten, verbringen zu müssen, hatte sie in Panik geraten lassen.
Verzweiflung breitete sich in ihr aus, als sie seine großen Hände auf ihren Schultern spürte. Sie hasste es, dass sie sich gut anfühlten. Die Schwielen an seinen Fingern schabten leicht über ihre Haut und vertrieben das Gefühl, schmutzig zu sein. War sie schon so tief gesunken, dass sie die Berührungen ihres Feindes genoss?
Er hatte gesagt, es würde feststehen, wie dieser Abend endete. Sobald er sie gewaschen hatte, würde er wahrscheinlich über sie herfallen, die Ehe vollziehen und das zu Ende bringen, was er vor Wochen begonnen hatte.
Sie hasste ihn! Sie schwor sich, ihr Schicksal mit Würde zu ertragen, und versuchte, Bilder von Italien in sich heraufzubeschwören, von ihrem Leben im Kloster, sobald ihr die Flucht gelungen war.
„Es tut mir leid, Brenna, wirklich.“
Lügner. Schurke.
Entgegen ihrer Erwartungen beeilte er sich nicht damit, sie zu waschen. Immer wieder ließ er die Hände mit langsamen, sinnlichen Bewegungen über ihre Schultern und ihren Rücken gleiten, massierte sanft Verspannungen weg und wusch jede Spur von Schmutz von ihrer Haut.
„Ich weiß, Ihr glaubt mir nicht, aber es war nicht meine Absicht, so lange fortzubleiben und Euch in Ketten zu lassen. Der Regen hatte zwei Brücken weggespült, sodass wir auf dem Heimweg einen großen Umweg machen mussten. Zweimal wurden wir von Wegelagerern angegriffen. Dann lahmten zwei Pferde, nachdem sie im Schlamm ausgerutscht waren. Wir mussten zu Fuß weitergehen, ehe es uns gelang, Ersatzpferde aufzutreiben. Ich habe einen Mann mit dem Schlüssel für Eure Ketten zur Burg zurückgeschickt, doch wir fanden ihn ein paar Tage später tot am Wegesrand.“
Sie glaubte ihm nicht, trotzdem waren seine Worte wie Balsam für ihre Seele.
„Vergebt mir, Brenna.“ Er küsste sie auf die Schulter, und Brenna spürte das Kratzen seines Bartes auf ihrer Haut.
Er hatte sich nicht rasiert.
Das war aufschlussreich. Dieser Mann, an dem immer alles so penibel gepflegt war – von seiner faltenlosen Tunika bis zu den auf Hochglanz polierten Stiefeln –, war nun nach Hause zurückgekehrt, genauso verwahrlost und ungepflegt wie sie selbst.
„Es tut mir so leid, Brenna“, murmelte er und seine sinnlichen Lippen streiften ihre Schulter. „So unendlich leid.“ Er massierte erst ihre Arme, dann ihre Beine. Ohne jede Eile widmete er sich anschließend den Zwischenräumen ihrer Finger. Obwohl sie nackt war, versuchte er nicht ein einziges Mal, ihre intimsten Stellen zu berühren – seine Hände blieben auf ihrem Rücken und ihren Armen.
Immer mehr geriet sie in seinen Bann. Er murmelte ihr liebevolle Worte zu, und unter seinem warmen Atem begann ihre Haut zu prickeln. Ganz langsam vergaß sie alles andere und konzentrierte sich nur noch auf den Augenblick. Er hob ihren Arm an und küsste zart die Stellen, wo sie die Handfesseln getragen hatte.
Die Verspannung in ihren Schultern ließ nach, und sie merkte, wie die Starre gegen ihren Willen aus ihrem Körper wich.
Brenna setzte sich aufrecht auf. Sie wollte dieses träge, begehrliche Gefühl nicht. Sie wollte nicht die Berührung eines Mannes genießen, der ihr so viel Leid zugefügt hatte. Einen Moment lang wünschte sie, ihr Rücken wäre mit Narben übersät, ihre Handgelenke und Knöchel aufgeschürft – irgendetwas, das bewies, wie grausam und böse er war.
Aber sie wusste, sie hatte nichts. Sie war schmutzig gewesen, aber sonst unversehrt.
Montgomery stellte sich neben den Zuber, schob die Arme unter ihre Knie und ihren Rücken und hob sie mühelos hoch. Wasser tropfte auf seine Tunika, und Brenna fühlte sich verletzlich, weil sie nackt, er aber angezogen war.
Zuerst war sie erstarrt, doch dann zwang sie sich, sich zu entspannen. Ein Mann, der sich so viel Zeit gelassen hatte, sie zu waschen und zu massieren, und der dann auch noch so höflich gewesen war, ihr den Grund für seine lange Abwesenheit zu erklären und sich dafür zu entschuldigen, hatte gewiss nicht vor, ihr etwas zuleide zu tun.
Er trug sie zum Bett, schob die restlichen Vorhänge zur Seite und legte sie auf die Matratze. Brenna wurde flau im Magen. Zu ihrer Nervosität gesellte sich nun doch
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