Der Teufel und die Lady
hatte sie sich dabei gebrochen. Er hatte deswegen noch heute ein schlechtes Gewissen.
Und nun erkannte er sich selbst in Brenna wieder.
Während er ihren Vater verfolgt hatte, war sie hier angekettet gewesen, den verächtlichen Blicken des Burgvolks ausgesetzt und immer im Ungewissen, wann oder ob er überhaupt zurückkehren würde. Er hatte ihr nicht einmal ihre Farben wiedergegeben oder ihr erlaubt, mit ihren Schwestern zu sprechen.
„Brenna.“ Er holte tief Luft und sah zu ihr hinunter. Sie machte keine Anstalten aufzustehen, obwohl klar ersichtlich war, dass es ihr im Wasser nicht behagte. „Ich hatte nicht vor, so lange fortzubleiben.“
Sie schlug mit den Händen auf den Rand des Zubers und sah aus, als wollte sie gleich zu schreien anfangen.
„Friede, Mädchen.“
„Friede? Was für ein originelles Wort.“
James rieb sich den Nacken. So gern er sie auch bedauern wollte, er durfte nicht zulassen, dass sie die Oberhand gewann. Seine Männer brauchten einen Anführer, nicht einen Mann, der von seiner Gemahlin herumkommandiert wurde. „Wascht Euch, oder ich übernehme das für Euch!“
Sie sah ihn finster an, begann aber, ihr Gewand aufzuschnüren. Schwungvoll warf sie ihm das nasse Kleidungsstück ins Gesicht. Er nahm es und schleuderte es zu den Ketten auf den Boden, mehr belustigt als verärgert.
Mit wütenden Handbewegungen fing sie an, sich einzuseifen. Es war, als versuchte sie krampfhaft, den ganzen Schmutz des vergangenen Monats auf einmal wegzuwaschen.
Obwohl sie sich offensichtlich lieber woandershin wünschte, genierte sie sich überhaupt nicht, sich ihm nackt zu zeigen. Das faszinierte ihn. Seiner Erfahrung nach waren Frauen von Adel äußerst zimperlich in solchen Dingen. Aber Brenna hatte noch nie Zurückhaltung und übertriebene Sittsamkeit gezeigt, nicht einmal in der Nacht nach ihrer Hochzeit, als sie ihn gebadet hatte.
„Seid Ihr noch Jungfrau?“, wollte er wissen.
Sie hielt mitten in ihrer Reinigungsprozedur inne. „Ich hatte bereits Dutzende Liebhaber“, spottete sie. „Sagt das dem Priester, dann könnt Ihr die Ehe mühelos annullieren lassen.“
Er neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie prüfend. Ihre kühne Antwort appellierte an den Eroberer in ihm und reizte ihn, sich sofort vom Gegenteil zu überzeugen. Sie log. Anders konnte es gar nicht sein.
Sie fuhr fort, sich zu waschen, dieses Mal womöglich noch unsanfter. Die Haut an ihren Handgelenken und Knöcheln war zart und bereits gerötet – sie so grob mit Seife zu bearbeiten, machte das mit Sicherheit nicht besser.
James bückte sich und zog ihr den Waschlappen aus den Fingern. „Hört auf, Brenna, sonst reibt Ihr Euch noch wund.“
Sie zerrte an dem Tuch. „Gebt es mir wieder.“
„Nicht, wenn Ihr Euch selbst damit verletzt.“
„Das tue ich schon nicht. Gebt es her.“
„Hört auf, gegen mich anzukämpfen, Brenna. Ihr könnt nicht gewinnen. Das alles kann einfach oder schwierig für Euch werden – fest steht nur, wie dieser Abend endet, und zwar nicht mit einer Annullierung.“
Eine Weile sahen sie sich grimmig in die Augen.
Schließlich lehnte Brenna sich widerwillig im Zuber zurück und trommelte mit den Fingern auf den Wannenrand.
James kniete sich hinter sie und legte die Hand unter ihren Oberarm. Er war bestens beraten, in Bezug auf ihre Unberechenbarkeit wachsam zu bleiben. Aber er hatte fest vor, sie zu erobern, auf welche Art auch immer.
Sie machte sich ganz steif, wehrte sich jedoch nicht, als er ihr mit der Seife über die Schultern strich. Gut. Wenigstens hatte sie es aufgegeben, körperlich gegen ihn anzukämpfen.
Er roch an der Seife. Sie war grob und passte ganz sicher nicht zu einer Adeligen. James beschloss, Brenna nur mit seinen Händen zu waschen. Sanft strich er ihr vom Nacken ausgehend über den Rücken. „Entspannt Euch. Vertraut mir, wenigstens für diesen Moment.“
13. KAPITEL
Ihm vertrauen! Ausgerechnet. Brenna kochte innerlich, als Montgomery mit langsamen Bewegungen ihren Rücken wusch. Wenn es etwas genützt hätte, sich auf einen Kampf mit ihm einzulassen, wäre sie sofort aus dem Zuber gesprungen und hätte sich auf ihn gestürzt.
Aber auch ohne Ketten und Fesseln hatte sie keine Chance. Er war zu groß und zu stark. Wie er sich so über sie beugte, blendeten seine breiten Schultern alles andere in der Kammer aus. Müde neigte sie sich nach vorn und lehnte den Kopf seitlich an den Zuberrand. Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihm einigermaßen würdevoll
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