Der Teufel und die Lady
„Das ist wunderschön. Ist dieser Garten die Überraschung?“
Er drückte ihre Hand und küsste sie auf die Schläfe. „Nein, aber wird sind gleich da.“
Ihre Neugier nahm noch zu und Brenna folgte ihrem Gemahl bereitwillig, zufrieden damit, sich von ihm führen zu lassen, ganz gleich wohin. Beinahe so wie in der Nacht, als sie hilflos ans Bett gekettet gewesen war und sich ebenfalls einfach seiner Führung überlassen hatte.
„Erzählt mir von Euren Reisen, von Eurem Schiff und dem Ozean.“
Er lächelte und seine Augen nahmen einen entrückten Ausdruck an. „Wind und das Salz der Gischt brennen auf der Haut, das Schiff schaukelt, schwankt und wiegt einen des Nachts in den Schlaf.“
„Das hört sich wie im Märchen an“, staunte sie. Trotz ihres Traums, nach Italien zu gehen, war sie nie weiter als bis London gereist. „Ich würde gern nach Italien reisen“, sagte sie verträumt, ärgerte sich aber im selben Moment über sich. Er durfte nichts von ihrer Sehnsucht nach Italien wissen.
„Ach ja, Italien. Ganz Italien duftet nach den wundersamsten Gewürzen – Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Oliven … Es ist ein ganz besonderes Land voller lauter, einzigartiger Menschen und Künstler.“ Er bog um eine Hecke – und plötzlich standen sie vor der Rückseite eines Gebäudes. „Wir sind da.“
Die Kathedrale. Oder besser gesagt, die dazugehörigen Nebengebäude. Überrascht sah Brenna zu den Türmen hinauf. Sie wäre niemals darauf gekommen, sich auf dem Kirchengelände zu befinden, doch nun ergab auf einmal alles einen Sinn – der gepflegte Rasen, die friedlichen Gartenanlagen. James hatte einen ganz anderen, ihr unbekannten Weg gewählt, und sie selbst war so verzaubert von diesem gemeinsamen Tag gewesen, dass sie sich nicht mehr zurechtgefunden hatte. „Was wollen wir hier?“
„Wartet es ab.“ Er öffnete eine Seitentür und führte Brenna in das Gebäude. Vor ihnen breitete sich der riesige Speisesaal aus, der vollkommen menschenleer war. Die Langtische waren an die Wände gerückt worden und warteten dort auf die nächste Mahlzeit.
Brenna ging einen Schritt in den Saal hinein und blieb wie angewurzelt stehen. An den Wänden hingen zwei ihrer Gemälde, die beiden größten Stücke aus ihrer Sammlung. Eins stellte die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind dar, auf dem anderen war Petrus zu sehen, der über das Wasser wandelte, während ihn die anderen Jünger von einem Boot aus beobachteten.
Wie gebannt starrte Brenna auf die Gemälde. Es verschlug ihr den Atem, sie brachte keinen Ton hervor. Ihre Bilder hier zu sehen war fast so, als sähe sie sie zum ersten Mal. Als gehörten sie einem Fremden und wären nicht von ihr selbst mit eigener Hand gemalt worden. Wie oft hatte sie versucht, ihre Gemälde hier auszustellen, aber Bischof Humphrey hatte ihre Pläne stets vereitelt.
„Wie …?“, hauchte sie schließlich.
James strich ihr lächelnd über die Schulter. „Freut Ihr Euch?“
Sie schluckte. Freuen? Sie traute kaum ihren Augen. Es war, als hätte sie eine magische Pforte durchschritten und ihr Traum wäre wahr geworden. „Ich bin sprachlos.“
Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. „Mylady, es gibt keinen Grund, warum Ihr nicht gleichzeitig malen und meine Gemahlin sein solltet. Ihr seid eine begnadete Künstlerin und habt es verdient, dass Eure Werke an einem würdigen Ort ausgestellt werden. Ich glaube, mit der Zeit wird es die Kirche für angemessen halten, Eure Gemälde nicht nur im Speisesaal, sondern auch in der Kirche aufzuhängen.“
Sie fiel ihm um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich, ungeachtet der Tatsache, dass sie sich auf Kirchengrund befanden und ihre Familien schon bald gegeneinander in die Schlacht ziehen würden. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte jemand ihre Kunst so sehr geehrt.
Er lachte, zog sie in seine Arme und erwiderte ihren Kuss. „Das Klosterleben passt überhaupt nicht zu Euch, Mylady.“
Einen Moment lang gab es nur noch sie beide. Brenna war schwindelig vor Glück und gab sich ganz seiner Umarmung und seinen Küssen hin.
Doch dieses Glück würde nicht von Dauer sein, es konnte nicht von Dauer sein. Dazu war bereits viel zu vieles in Bewegung gesetzt worden. Sie musste ihm unbedingt von ihrem Bruder erzählen, von ihren Plänen. Sie musste ihn und Nathan dazu bringen, sich friedlich zu einigen.
Laute, schlurfende Schritte ertönten hinter ihnen.
Brenna und James fuhren auseinander. Brenna schoss das Blut in die Wangen, als
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