Der teuflische Lord (German Edition)
mit ihrem Schmerz kämpfte. Worte brachten hier keine Erleichterung, und sie verzichtete darauf, diese unnützen Floskeln zu benutzen.
Aber irgendwie wollte sie dennoch ihre Anteilnahme zeigen.
„Ich weiß, Nikolas. Es tut so verdammt weh!“
Als er Worte der Bestätigung hörte, für das, was ihn so sehr quälte, fand er ein wenig Frieden. Melisande wurde klar, dass Anteilnahme und eine tröstende Hand in diesem Fall den seelischen Schmerz etwas linderten, den das Fieber, das seinen Körper gefangen hielt, heraufbeschworen hatte.
Das einzige Mittel, das ihr hier in der Abgeschiedenheit dabei helfen konnte, um den glühenden Körper zu kühlen, war Wasser. Denn auf Heilkräuter brauchte sie in der spartanisch eingerichteten Hütte nicht zu hoffen. Zum Glück gab es einen Eisentopf, der wohl eher dafür gedacht war, einen Eintopf darin zu kochen. Aber Melisande sah keine Alternative, um auf andere Weise Wasser zu dem Fiebernden zu bringen. Sie musste Schnee schmelzen und mit handwarmem Wasser versuchen, den Körper des Mannes von seinem Fieber zu befreien.
Eigentlich war sie auf der Flucht und konnte es sich nicht leisten, irgendwo länger zu verweilen, doch das war im Augenblick nicht wichtig. Der Recke hatte ihr schließlich zuerst seine Hilfe angeboten, deshalb konnte sie ihn jetzt nicht einfach sich selbst überlassen. Nur kurz ging sie nach draußen, um den Eisentopf mit Schnee zu füllen, damit sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Zwar würde es eine Weile dauern, bis ihr das Schmelzwasser zur Verfügung stände, aber wenigstens müsste sie so nicht erst einen Bach suchen gehen. Die Flüssigkeit hätte sowieso ein wenig erwärmt werden müssen, da sie sonst zu kalt gewesen wäre und mehr Schaden als Nutzen gebracht hätte.
Das Problem, das sich ihr mit ihrem Entschluss stellte, das Fieber des Recken mit dieser Methode zu senken, wurde ihr erst bewusst, als sie mit ihrer Arbeit beginnen wollte. Um eine optimale Kühlung zu erreichen, musste sie den Mann von einem Großteil seiner Kleidung befreien. Denn nur ein feuchtes Tuch auf seine Stirn zu legen, würde kaum etwas bringen. Wenn sich möglichst schnell ein Erfolg einstellen sollte, müsste sie einem größeren Teil seines Körpers Kühlung verschaffen.
Obwohl der Kranke ihre Worte in seinem jetzigen Zustand nicht wirklich aufnehmen konnte, wollte sie ihm ihr Tun genau erklären. Es war wohl auch ein Mittel, um sich selbst Mut zuzusprechen oder ein Akt der Höflichkeit, wenn man sich schon an der Kleidung eines anderen zu schaffen machte.
„Ich muss Euren Körper kühlen, Nikolas. Bitte versucht mir dabei ein wenig zu helfen, wenn ich jetzt Eure Kleidung lockere!“ Mehrmals wiederholte sie diese Worte; irgendwann würden sie sicher zu dem Kranken durchdringen. Indem sie ihm auch noch jeden weiteren Schritt ihrer Handlungen beschrieb, lenkte sich Melisande davon ab, dass sie etwas tat, was nur einer verheirateten Frau bei ihrem eigenen Gatten zustand.
„Ich schnüre Euch jetzt das Wams auf, Nikolas“, erklärte Melisande mit fester Stimme, um ihre eigene Unsicherheit nicht auf ihn zu übertragen. „Ihr müsst versuchen den Arm ein wenig anzuwinkeln, ja, genau so.“
Lob war immer gut, und Nikolas folgte ihren dirigierenden Händen so, als ob er verstanden hätte, wozu sie ihn aufforderte. Mit ein paar anerkennenden Worten, die dem Fiebernden Mut machen sollten, befreite sie erst den einen, dann den anderen Arm aus seinen Kleidungsstücken.
„Gut gemacht, Nikolas. Wir lassen Eure Kleidung einfach unter Euch liegen, dann müsst Ihr Euch nicht auch noch herumdrehen.“
Das war jetzt nicht nur eine Maßnahme, um den Recken zu entlasten. Melisande wusste nicht, wie sie ihn sonst von seiner Kleidung hätte ziehen können. Der Grund war eher, dass sie nicht wollte, dass er auf dem blanken Boden lag, der keine Wärme ausstrahlte.
Sein Hemd würde sie ihm kaum über den Kopf streifen können, da er sich für diese Aktion nicht aufsetzen konnte. Aber das erschien ihr nicht so schlimm. Sie könnte die Verschnürung am Hals lockern, um seine Schultern freizulegen, und das Hemd anheben, um die Haut darunter zu erreichen.
Zwar war das für ihr Vorhaben nicht die beste Voraussetzung, aber es konnte so gelingen. Sie musste dann auch nicht auf die nackte, muskulöse Brust eines Mannes blicken. Ihn zu berühren war schon mehr als das, was sie als unverheiratetes Edelfräulein tun durfte. Doch eine andere Möglichkeit, sich um den Kranken zu kümmern,
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