Der teuflische Lord (German Edition)
Da diese Krankheit keine Symptome zeigte, die von einem Außenstehenden wahrgenommen werden konnten, eignete sie sich ganz hervorragend für seine Zwecke. Doch ganz so klug war es dann doch nicht, diesen Weg zu wählen, um die Lady davon zu überzeugen, dass es ihm noch nicht wirklich gut ging.
„Wenn Ihr an Kopfschmerzen leidet, Mylord, solltet Ihr ruhig liegen bleiben und nicht sprechen. Stille ist in so einem Fall das Beste.“
Das war nicht das, was Nikolas sich erhofft hatte, um die Maid von seiner Harmlosigkeit zu überzeugen. Darum arbeitete sein Geist auf Hochtouren, um eine Lösung für diesen Fehler zu finden.
„Eine ausgezeichnete Idee“, stimmte er dem Vorschlag zwar brummig zu, stellte aber zusätzlich eine Forderung, die die Maid kaum ablehnen konnte.
„Dann kommt schon her und massiert mir meine Schläfen! Das ist die beste Methode, dass der Druck nachlässt und ich einschlafen kann.“
Dieser Anweisung konnte sich Melisande schon deshalb nicht entziehen, weil sie selbst es gewesen war, die ihn dazu gedrängt hatte, sich Ruhe zu gönnen. Aber wohl fühlte sie sich bei dem Gedanken nicht, dem Lord so nahe kommen zu müssen, jetzt da er weder bewusstlos war noch schlief. In wachem Zustand wirkte der Ritter viel beunruhigender auf sie, und ihr Herz klopfte vor Nervosität bis hinauf in den Hals. Ihr Ja, Mylord klang ein wenig atemlos, und Nikolas hoffte, dass es nicht nur die Angst war, die ihr den Atem raubte. Um sie nicht weiter zu beunruhigen, gab er zu diesem Thema nur noch eine weitere Anweisung, bevor er die Augen schloss und ruhig war.
„Ihr könnt Euch neben mich auf das Bett setzen, dann reichen Eure Hände bequem an mein Gesicht heran.“
Nikolas zwang sich dazu, abzuwarten, ob die Maid dieser Aufforderung nachkam. Und tatsächlich! Nach einem schier endlos erscheinenden Augenblick senkte sich ein Gewicht neben ihm auf das Bett, und er fühlte, wie sanfte Finger sich auf die beiden Seiten seines Kopfes neben seiner Stirn legten. Ein wohliges Stöhnen entschlüpfte seinen Lippen, ganz ohne dass er das beabsichtigt hatte. Zum Glück nahm das Mädchen diesen Laut als Ermunterung, ihre Tätigkeit zu beginnen.
Dieses ganz leichte Streichen über die Schläfen des Lords war keine anspruchsvolle Aufgabe. Aber sie nahm Melisande dennoch gefangen, weil sie dabei in das markante Gesicht des Ritters blicken musste. Das Studium seiner Gesichtszüge fesselte sie so, dass sie dabei komplett die Zeit vergaß.
Sie konnte feststellen, dass seine dunklen Haare jetzt nicht mehr an seinem Kopf klebten, da er nicht - wie in der letzten Nacht - von Fieber geplagt war. Die gerade Nase wirkte klassisch und das Kinn entschlossen. Die harten Linien um seine Mundwinkel waren jetzt weicher und deuteten fast so etwas wie ein Lächeln an. Sein Körper war zum Glück nicht mehr ganz nackt, obwohl immer noch genügend unverhüllte Stellen zu sehen waren, um Melisande erröten zu lassen.
Auch wenn seine entspannte Haltung darauf deutete, dass er eingeschlafen war, war sich Melisande dieser Tatsache nicht ganz sicher, und deshalb fuhr sie mit ihrer sanften Behandlung fort. Während ihre Finger leicht über seine Stirn tanzten, formte sie mit ihren Daumen die fast ganz geraden Brauen über den geschlossenen Augen nach. Die langen Wimpern an seinen Augenlidern machten sie neugierig, und so strich sie auch an ihnen nur einen Hauch von den Spitzen entfernt vorbei.
Eine Haarsträhne lag an Nikolas‘ Wange, und Melisande war der Ansicht, sie müsste diese zur Seite streichen. Das brachte sie ziemlich nahe an die schmalen Lippen, die nur ganz leicht geöffnet waren, und denen durch tiefes Ein- und Ausatmen ein kleiner Laut entlockt wurde.
Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, strich sie ganz leicht den Konturen nach, die sogar auf ihre federleichte Berührung reagierten und sich ein kleines Stück weiter öffneten. Melisandes Finger, der von dieser unvorhersehbaren Reaktion überrascht wurde, glitt von den Lippenkonturen ab und wurde näher in den offenen Mund gezogen. Die Wärme und Feuchtigkeit, die sie dort spürte, brachte ihr Herz dazu, lauter und schneller zu schlagen. Als sie auch noch Nikolas‘ Zunge spürte, die wie von selbst an ihrer Fingerkuppe leckte, kam ihr Herz gänzlich aus dem Takt.
Plötzlich konnte es ihr nicht schnell genug gehen, sich von dieser Berührung, dem Mann und all den erschreckenden und neuen Empfindungen zurückzuziehen. Da sie es jedoch nicht wagte, die Kammer zu verlassen,
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