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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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zu helfen, wer der Mörder war.«
    Shan drückte sich seine Faust fest an die Stirn, als könne er den anwachsenden Schmerz aus seinem Innern verdrängen.
    »Was auch immer Jamyang gewesen sein mag, spielt eine untergeordnete Rolle, Shan«, sagte Meng. »Wir haben Morde aufzuklären.«
    Er sah ihr in die besorgten, ernsten Augen und wusste, dass sie mit dem Vorstoß in das Büro des Instituts ein großes Risiko eingegangen war.
    Dann registrierte er eine Bewegung an der Ecke des Gebäudes. Jigten, der im Führerhaus des Lastwagens etwas geschlafen hatte, ging auf den Stall zu. Am Eingang nahm er eine Heugabel, die dort an der Wand lehnte. Shan sprang erschrocken auf und lief zum Stall.
    »Das muss aufhören!«, rief er, als er dem Hirten die Heugabel entriss.
    »Es hört erst auf, wenn dem Jungen Gerechtigkeit widerfahren ist!«, protestierte Jigten. Im Blick des drahtigen dropka lag das gleiche wilde Funkeln wie an dem Tag, als Shan ihn in Baiyun in die Enge getrieben hatte. Shan hielt inne. Er war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. »Welcher Junge?«
    »Lung Wi. Er war mein Freund. Und wegen dem hier musste er sterben!«
    »Du irrst dich, Jigten. Das kannst du doch gar nicht wissen.«
    »Doch! Deshalb habe ich dafür gesorgt, dass Dschingis nicht fahren konnte. Ich habe gehört, wie du gesagt hast, dass dieser Scheißkerl in Chamdo ist.«
    Dakpo hatte sich bis zur Wand zurückgezogen. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerzen und Angst. Als Shan sich zwischen ihn und Jigten stellte, kam Meng hinzu.
    »Du liegst falsch, Jigten. Ich habe nicht behauptet, Dakposei der Mörder. Außerdem sind wir hier in Tibet. Mönche töten nicht.«
    Der Hirte grinste höhnisch. »Wir sind hier im chinesisch besetzten Tibet. Da ist alles auf den Kopf gestellt«, sagte er und zeigte dabei auf Shan und Meng, als würde das irgendwie seine These untermauern.
    »Echte Mönche töten nicht«, verbesserte Shan sich und deutete auf einen Melkschemel. »Setz dich. Erzähl mir von dem Jungen.«
    Der Hirte fluchte leise und musterte Dakpo weiterhin mit wütendem Blick, aber er fügte sich. Dann erklärte er, die Jadekrähen hätten anfangs gelacht, als Jigten bei ihnen aufgetaucht sei und gefragt habe, ob er bei den Lastwagen helfen könne. Doch er sei hartnäckig geblieben und immer wieder zurückgekommen, habe saubergemacht, die Fahrzeuge gewaschen und sich wie ein Sklave behandeln lassen. Der Sohn des Anführers sei oftmals noch nach den anderen in der Garage geblieben und habe Jigten auf erste Fahrten mitgenommen. Wie sie feststellten, waren sie fast im gleichen Alter, spielten beide gern Mah-Jongg und interessierten sich für die Technik der Lastwagenmotoren. Es dauerte nicht lange, da brachte der Junge ihm bei, wie man fährt.
    »Wir haben uns manchmal fortgeschlichen und mit seiner Schleuder auf Murmeltiere geschossen. So war es auch an dem Tag, an dem sein Vater ihn angewiesen hat, jemandem mit dem kleinen Transporter eine Nachricht zu überbringen. Er hat mich auf der anderen Seite des Hügels aufgelesen, und dann sind wir zusammen die Straße entlanggerast und lachend über die Furchen geholpert. Er tat gern so, als wäre er auf der Flucht vor der Polizei, wie in irgendeinem Film. Jedenfalls sind wir zu früh bei dem vereinbarten Treffpunkt angekommen und nach oben auf den Hang geklettert, um auf Murmeltiere zu schießen. Wir waren gerade einem ziemlich großenExemplar auf der Spur, als wir unten auf der unbefestigten Straße jenseits des Hügels zwei Männer gesehen haben. Einer war ein Kriecher, der andere ein Mönch mit einem Fahrrad.
    Ich habe mich geduckt und zu Lung Wi gesagt, er soll sich verstecken, aber er meinte, das sei kein Problem. Der Mönch sei derjenige, dem er die Nachricht überbringen sollte. Dann ist er aufgestanden und hat dem Mönch zugewinkt.«
    Shan schloss kurz die Augen. »Dschingis ist plötzlich krank geworden. Du hast gesagt, das warst du.«
    »Oben auf den Hängen wächst eine kleine rote Wurzel. Ich habe etwas davon in seinen Tee getan. Inzwischen geht es ihm wieder gut.«
    »Aber warum hast du so lange gewartet?«, fragte Meng.
    »Weil er nicht wusste, dass der Junge ermordet worden war«, sagte Shan mit schwerer Stimme. »Erst nachdem er Lung Tso und mich belauscht hatte.«
    »Du hast gesagt, der Mörder sei ein Mönch gewesen«, erklärte Jigten. »Ich hatte diesen Mönch mit dem Fahrrad gesehen. Also bin ich noch mal dorthin zurückgekehrt, um vielleicht etwas mehr über den Mönch und den

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