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Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lecale ERrol
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zusammen.
    Er begann Sprüche aus der fernen Vergangenheit zu zitieren. Aus der Zeit und in der Sprache der alten Chaldäer. Sprüche aus dem frühen Sanskrit. Sprüche, über deren genaue Bedeutung die Forscher sich bis heute noch nicht einigen konnten.
    Es waren Worte der Heilung.
    »Körper«, sagten sie, »heile dich selbst. Repariere das, was beschädigt ist. Körper, werde gesund!«
    »Schlaf jetzt«, befahl Eli. »Überlasse alles deinem Körper.«
    Seine Hände strichen über Hugos Augen, die sich schlössen.
    Eli wußte, daß sich nun alle normalen Prozesse, die zur Heilung des Körpers beitrugen, in unvorstellbarem Maße beschleunigten. Beschädigtes Gewebe würde abgestoßen und durch neues ersetzt. Verletzte Muskeln würden sich regenerieren.
    Es war keine Zauberei, das wußte Eli. In jedem Körper steckte die Kraft, zu gesunden. Er half nur, diesen Prozeß voranzutreiben. Wenn der Geist, der Wille, die Herrschaft über den Körper übernahm, konnte er dessen Vorgänge beschleunigen oder auch verlangsamen.
    Er hatte Jogis gesehen, die sich schreckliche Verletzungen zufügten, die jedoch nach einer Stunde schon nicht mehr die kleinste Narbe vorweisen konnten. In China hatte er erlebt, wie ein konfuzianistischer Priester ein gebrochenes Bein über Nacht heilte, so daß der Patient bereits am nächsten Tag wieder völlig normal zu gehen vermochte, als wäre absolut nichts geschehen.
    Und doch war es eine Kraft, die nur beschränkt angewandt werden sollte, denn der Körper durfte nicht überfordert werden. Genauso, wie der übermäßige Genuß von bestimmten Heilmitteln schädlich sein konnte, konnte sich auch die Überbeschleunigung des natürlichen Heilungsprozesses nachteilig auf den Regenerationsablauf auswirken.
    Als Eli sich von seinem Sessel neben dem Bett erhob, schlief der riesige Franzose bereits friedlich. Und sah es nicht so aus, als wären die Brandwunden schon blasser geworden?
    Er mußte sich beeilen. Es gab noch viel zu tun.
     
    Besorgt studierte der Maharadscha das Dokument, das Eli ihm zu lesen gegeben hatte. Er wirkte müde und abgespannt.
    »Glauben Sie wirklich, daß Sie das schaffen? Daß Sie diese Ausgeburt der Hölle besiegen?« erkundigte er sich beunruhigt.
    »Ich denke schon. Ich glaube auch, daß es unsere einzige Hoffnung ist, Mara zu retten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Saivas Kräfte außerhalb des unmittelbaren Einflußbereichs Kalis stärker sind als meine eigenen, denn sonst hätte er mich bereits vernichtet, als er Mara das erstemal in seine Gewalt bekam.«
    »Und Sie möchten, daß die Herausforderung in der ganzen Stadt ausgehängt wird. Sind Sie denn so sicher, daß er überhaupt darauf eingeht? Noch dazu, wenn er weiß, daß er geschlagen werden kann.«
    »Euer Hoheit, er kann es sich nicht leisten, sie zu ignorieren. Die Herausforderung nicht anzunehmen wäre gleichbedeutend mit einem Eingeständnis seiner Unterlegenheit, seiner eigenen Schwäche, und der Kalis. Nein, das kann er sich nicht leisten.«
    Der Maharadscha zupfte nervös an seinem Bart. Eli hatte ihn nie so erregt gesehen. Er versuchte in seinen Geist einzudringen, aber alles, was er zu erkennen vermochte, war alles beherrschende, bittere Angst.
    »Saiva wird nicht ehrlich kämpfen«, warnte ihn der Maharadscha. »Ich hoffe, dessen sind Sie sich klar. Er ist listig wie eine Schlange und genauso kalt. Sie werden sich unvorstellbaren Gefahren aussetzen, mein Freund.«
    »Mein ganzes Leben habe ich mit der Gefahr gelebt«, versicherte ihm Eli. »Ich wußte, was mich erwartete, als ich Ihrem Ruf Folge leistete.« Er blickte den Maharadscha fragend an.
    »Sind Sie bereit, die Veröffentlichung und Verbreitung der Proklamation zu übernehmen?«
    Der Prinz seufzte und nickte.
    »Ich wollte Ihnen noch etwas sagen. Etwas rein Persönliches, verstehen Sie. Es betrifft die Maharani. Es sollte noch geheim bleiben, aber zumindest Sie müssen es wissen.« Er erhob sich und verschränkte die Arme.
    »Endlich wurde unsere Ehe gesegnet«, sagte er schließlich. Ihre Hoheit erwartet ein Kind – unser erstes. Und ich habe Angst vor Saivas Teufeleien. Für eine Frau ist es eine schwere Zeit, eine gefährliche Zeit.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Eli. »Sie möchten sie unter allen Umständen schützen. Es ist nicht notwendig, daß die Proklamation das Zeichen des Palastes aufweist, wenn Euer Hoheit das lieber vermeiden möchten. Eine Privatdruckerei könnte die Herstellung und Verteilung der Plakate übernehmen.«
    Das

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