Der Tod des Bunny Munro
sich anspannt. Während er ihre kräftigen, knochigen und gut geschmierten Finger durchknetet, denkt er daran, dass ihre Vagina kaum eine Armlänge von ihm entfernt ist.
»Es … äh … wirkt Wunder«, sagt Bunny.
»Daran habe ich keinen Zweifel«, erwidert Charlotte.
Ihre Stimme hat einen supererotischen männlichen Touch, und Bunny ist für einen kurzen Moment beunruhigt, merkt aber gleich darauf, dass das völliger Blödsinn ist – wenn sie eine Leckschwester wäre, würde sie nicht hier sitzen und sich von ihm an den Händen rumfummeln lassen, und er entspannt sich wieder, presst den Daumen in ihre offene Handfläche und lässt ihn langsam kreisen.
»Es gab sogar richtige Tests«, sagt Bunny und betont das letzte Wort, dehnt es und lässt es sich förmlich auf der Zunge zergehen.
»Was denn für Tests?«, fragt Charlotte und äfft ihn mit sanftem Spott nach.
»Wissenschaftliche«, antwortet Bunny.
»Hmmm«, macht Charlotte, und ein leicht süffisantes Lächeln schleicht sich in ihre Mundwinkel.
»Ja, und für die Handgelenke wirkt es auch wahre Wunder«, sagt Bunny, arbeitet sich weiter hoch und spürt die harten, gerippten Muskeln in ihrem Unterarm.
Charlotte schließt die Augen. »Hmmm«, macht sie noch einmal.
»Scharfe Frau«, murmelt Bunny.
»Was sagten Sie?«
Bunny deutet mit dem Kopf auf das Poster von Frida Kahlo, die aus ihren platten, ausdruckslosen Augen unter der zusammengewachsenen Braue auf sie herabsieht.
»Auf dem Bild da«, sagt Bunny.
Bunny bemerkt eine Spur von Herablassung in Charlottes Lächeln.
»Ach so, Frida Kahlo. Ja, sie ist hübsch, nicht wahr? Ich glaube, das hat sie irgendwann in den Vierzigern gemalt«, sagt sie und sieht zu dem Bild hoch.
Bunny glaubt zu spüren, wie sich ein Spannungsstoß von Charlottes Fingern auf seine überträgt und durch seine Knochen direkt in den Steiß jagt. Er ist überwältigt von der Fülle verführerischer Dinge, die er ihr jetzt zusäuseln könnte, aber aus irgendeinem Grund sagt er: »Gab es damals noch keine Pinzetten?«
Obwohl sich Charlottes Gesichtszüge nur minimal verändern, wirkt ihr Gesicht plötzlich knochig und streng.
»Verzeihung«, sagt sie. »Wie meinen Sie das?«
Bunny setzt einen Finger auf die Stirn und merkt in diesem Augenblick, dass alles auseinanderbricht und er die Kontrolle verliert.
»Die Mono-Braue«, antwortet er und bereut es im selben Moment.
»Die was?«, fragt Charlotte.
»Da will man lieber nicht wissen, wie ihre Beine aussehen«, rutscht es ihm heraus, ehe er sich beherrschen kann.
»Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen«, sagt Charlotte, zieht die Hand weg und funkelt Bunny ungläubig an.
»Ich kann verstehen, warum der Affe sie mag«, sagt er und rammt sich die Fingerknöchel in den Mund.
Charlotte beugt sich vor und sieht Bunny in die Augen.
»Ich weiß zwar nicht, ob Sie das kapieren, aber Frida Kahlo hatte einen schrecklichen Unfall und musste seitdem mit schweren Behinderungen leben. Sie wurde von einem Lastwagen angefahren, wenn Sie es genau wissen wollen!« Dann schüttelt sie den Kopf und sieht ihn an, als wäre er der Pferdemetzger auf dem Ponyhof.
Bunny nimmt ein Handtuch und wischt sich die überschüssige Lotion von den Händen. Er fühlt sich orientierungslos und kann förmlich sehen, wie ihm die Worte aus dem Mund purzeln, als würde jemand anders seine Sprechblasen füllen – jemand mit einem krankhaften Faible fürs Fiasko.
»Wirklich? Um ehrlich zu sein, finde ich das Bild ein bisschen deprimierend. Aber was weiß ich schon? Ich meine, wenn sie es mit dem Fuß gemalt hat …«
Dann sagt er plötzlich, unbeschwert und nahtlos: »Da fällt mir ein, ich habe einen sensationellen Balsam, der Ihre Füßchen himmlisch verwöhnt, Miss … darf ich Sie Charlotte nennen?«
Charlotte sieht Bunny an, den Kopf leicht schräg, als versuche sie, das anarchische Gekritzel eines Kindes zu entziffern.
»Sie können mich Bunny nennen«, sagt Bunny und lässt die Hände hinter dem Kopf wackeln wie Hasenöhrchen.
Ein tiefes, unangenehmes Glucksen entweicht Charlottes Kehle, sie kratzt an der Blase auf ihrer Stirn und sagt: »Sie wollen mich auf den Arm nehmen, stimmt’s?«
Auch wenn alle Anzeichen dagegen sprechen, hat Bunny plötzlich das Gefühl, dass er vielleicht eine Chance hat, das Ruder in letzter Sekunde herumzureißen, und er antwortet: »Nein, Charlotte, das meine ich todernst.«
»So einen Namen würde ich meinem …«
»Kaninchen
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