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Der Tod des Bunny Munro

Der Tod des Bunny Munro

Titel: Der Tod des Bunny Munro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Cave
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im Hals stecken, und ein eisiger Schmerz wütet in seiner Brust. Er reibt sich mit dem Handrücken über die Stirn und paddelt wie wild mit den Füßen, auch wenn er nicht so richtig weiß, warum.
    »Dad«, sagt er und zeigt auf die Krawatte.
    »Stell einfach keine Fragen«, knurrt Bunny und schleudert den Musterkoffer auf den Rücksitz, nur leider springt der dabei auf und sein Inhalt verteilt sich überall im Wagen. Bunny greift vergeblich nach den Sachen und lässt das Wort ›Scheiße‹ wie das schlimmste der Welt klingen.
    »Scheiße!«, brüllt er.
    Dann sieht er sich im Rückspiegel an und stößt einen gellenden Schrei aus.
    »Diese verdammte Fotzenleckerin hat mir die Nase gebrochen!«
    »Dad«, sagt der Junge und zeigt immer noch auf die Krawatte seines Vaters.
    Bunny fällt auf, dass die Windschutzscheibe von innen mit einem seltsamen, verschlungenen Netz aus schwarzen Filzstiftstrichen dekoriert ist.
    »Ich glaub, ich spinne«, haucht er, und seine Stimme klingt, als käme sie von weit weg.
    In diesem Moment wird sein ramponierter Körper von einer Schlaffheit wie von Drogen überwältigt, und Bunny sinkt wie hypnotisiert in seinen Sitz zurück. Ein frischer Blutfaden rinnt ihm aus der Nase.
    »Ich glaub, ich spinne«, sagt Bunny noch einmal.
    Bunny Junior begreift auf einmal, warum ihn die ruinierte Krawatte seines Vaters so traurig macht, und er denkt an den Nashornkäfer, der zur Familie der Blatthornkäfer gehört, daran, dass die Männchen mit ihren Hörnern gegeneinander kämpfen und dass sie zu den größten Käfern auf der ganzen beschissenen Welt gehören.
    »Heb mal den Zettel da unten auf dem Boden auf«, sagt Bunny nach einer Weile. Der Junge findet, sein Vater klingt wie ein Roboter oder wie Cyberman oder so.
    »Fahren wir jetzt nach Hause, Dad?«, fragt er.
    »Tu, was ich dir sage.«
    Der Kleine bückt sich und hebt den zerknüllten Zettel auf.
    »Hier ist er, Dad.«
    »Lies mal vor.«
    Bunny Junior streicht das Papier sorgfältig auf dem Knie glatt und sagt etwas großtuerisch: »Pamela Stokes, Meeching Road, Newhaven.« Dann sieht er seinen Vater mit einem breiten, treudoofen Lächeln an.
    »M-hm«, brummt Bunny vielsagend. Er öffnet das Handschuhfach, nimmt ein Papiertaschentuch heraus und rollt daraus zwei Stöpsel, die er sich in die Nasenlöcher steckt.
    Mit dem Jackettärmel wischt er über das dunkle Filigranmuster an der Windschutzscheibe. Dann hält er inne und sieht den Jungen an.
    »Na, und?«, fragt er.
    »Na, und was, Dad?«
    »Na, bist du jetzt der Navigator oder nicht?«
    Bunny Junior schlägt das Straßenverzeichnis auf.
    »Ist es schön in Newhaven, Dad?«
    Bunny dreht die Stöpsel in seinen Nasenlöchern, tätschelt seine blutige Krawatte, glättet sein Haar und macht irgendwas Komisches mit den Fingern, das der Junge nicht deuten kann.
    »Du wirst begeistert sein, Bunny Boy.«

16
    Auf einem riesigen Plasmafernseher in der Ecke des Wohnzimmers einer kleinen Maisonettewohnung in Newhaven glaubt Bunny, aus dem Augenwinkel eine neue Überwachungskameraaufnahme des Teufelskillers zu sehen, der mit seinem Dreizack durch eine panische Menge in einem Einkaufszentrum wankt. Ganz sicher ist er sich aber nicht, weil die Spätnachmittagssonne auf den Bildschirm gewandert ist und das Bild verblassen lässt. Aber die bleichen Pixel verbreiten eine Schreckensstimmung, die Bunny mittlerweile vertraut ist – er erkennt die panischen Schreie der Menge –, und für den Bruchteil einer Sekunde fragt er sich, wie weit dieser durchgeknallte Freak eigentlich noch von Brighton entfernt ist, und er sagt zu Pamela Stokes: »Wir können Ihnen eine ultramilde und hochwirksame Hautpflegeserie anbieten, die die Erfahrung von mehr als einhundert Jahren dermatologischer Forschung mit luxuriösen Pflegeformeln verbindet, die all Ihre Sinne verwöhnen.«
    Bunny findet, Pamela Stokes sieht aus, als wäre sie der steifsten, sahnigsten Softeisversion von Poodles feuchten Träumen entsprungen. Ihr blutrotes Neckholder-Top ist über zwei Silikontitten vom Mars gespannt, und sie trägt einen schwarzen Jeansrock mit smaragdgrünen Glitzer-Arabesken auf den Schenkeln. Ihre Augenbrauen sind dünn gezupft und perfekt geschwungen. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen gibt es nichts, was sie nicht schon gesehen hätte, und ihre Augen sind bodenlose Brunnen der Erfahrung. Auf der linken Wange hat sie eine winzige V-förmige Narbe, als hätte dort ein kleiner Vogel gepickt.
    »Was ist denn mit Ihrer Nase

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