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Der Tod des Bunny Munro

Der Tod des Bunny Munro

Titel: Der Tod des Bunny Munro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Cave
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undefinierbarer Mischling reglos auf dem schmuddeligen Fußbodenbelag. Während Bunny durch die Küche geht, stellt er vage und unbekümmert fest, dass er seinen Musterkoffer im Punto liegen lassen hat, und er merkt, dass er sich irgendwann an diesem Reinfall von einem Vormittag die Handflächen aufgeschürft hat, auf denen wässriges Blut glänzt. Bunny wischt sie an der Hose ab und geht in den düsteren Flur, und dabei fällt ihm ein eigenartiges, atonales Quietschen auf.
    »Miss Mary Armstrong? Miss Mary Armstrong?«, ruft er, fasst durch die Hose nach seinem Penis, zieht daran und lässt ihn in seiner Hand groß und hart werden.
    »Diesmal hab ich ein echt gutes Gefühl«, sagt er zu sich selbst und wird im selben Moment von einer Art seelischen Erschöpfung übermannt, und er setzt sich auf den Boden und lehnt den Rücken an die Wand. Er zieht die Knie an die Brust, legt den Kopf dazwischen und zeichnet mit dem Zeigefinger etwas in den Staub auf dem Boden.
    »Miss Mary Armstrong?«, murmelt er und schließt die Augen.
    Er erinnert sich an eine abgefahrene Nacht im Palace Hotel an der Cross Street, mit einer kleinen Blonden, die er im The Babylon abgeschleppt hatte. Das war gar nicht so lange her. Er stand hustend und prustend vor dem Bett, sein wunder Schwanz fühlte sich an, als hätte er es einer Käsereibe besorgt, und er hätte sich in den Arsch beißen können, dass er nicht so vorausschauend gewesen war, Gleitgel mitzubringen. Er kicherte in sich hinein bei dem Gedanken, was für eine geile Party er da feierte und dass er vielleicht noch eine Runde drehen könnte, auch wenn es aussah, als ließe die Wirkung der Flunies nach, denn das Mädchen schien allmählich aufzuwachen. Was so ein richtiger Ladykiller ist, der verträgt schon einiges! Dann klopfte es an der Tür – drei schlichte, einfache Schläge –, und Bunny weiß bis heute nicht, welcher Teufel ihn geritten hatte, dass er öffnete. Das Koks vielleicht. Oder der Alk. Was auch immer.
    »Zimmerservice«, hatte er gesagt und gekichert.
    Er öffnete die Tür, und da stand seine Frau Libby. Sie sah zuerst Bunny an, nackt und schweißglänzend, und dann das komatöse Mädchen, das auf dem Bett lag und alle viere von sich streckte, und die über Jahre aufgestaute Verbitterung in Libbys Blick verschwand, ihr Gesicht wurde leblos wie eine Wachsmaske, und sie drehte sich einfach nur um und ging. Als Bunny am nächsten Morgen nach Hause kam, war Libby verändert, sie verlor kein Wort über die vergangene Nacht, machte ihm keine Szenen mehr, sondern schien sich einfach nur durchs Haus treiben zu lassen, sah fern und schlief viel. Sie ging sogar mit ihm ins Bett. Wer hätte das gedacht?
    »Weiber«, sagt Bunny kopfschüttelnd und beginnt wieder zu weinen.
    Nach einer Weile rappelt er sich auf, klopft sich den Staub von der Hose und geht wie angezogen durch den dunklen Flur, und kurz darauf steht er vor einer schwarzen Tür. Das durchdringende, oszillierende Geräusch ist hier noch lauter, Bunny hält sich die Ohren zu und starrt aus kurzer Entfernung auf das Riesenposter eines extrem heißen Mädchens, das an der Tür hängt, und noch bevor er sie erkennt – der Vorhang aus geglättetem Haar, die abgefahrenen schwarzumrandeten Augen und die wie Amors Pfeil geformte Pornoschnute –, spürt er, wie neue Tränen seine Wangen verbrühen, und er streckt die Hand aus und zeichnet mit dem Finger die Konturen ihres unendlich schönen Gesichts nach, als könnte er sie dadurch auf wundersame Weise zum Leben erwecken. Wie ein Mantra oder ein Gebet oder eine Zauberformel sagt er immer wieder: »Avril Lavigne. Avril Lavigne. Oh meine Liebste, Avril Lavigne.«
    Und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was ihn jenseits dieser schwarz gestrichenen Tür erwarten könnte, drückt Bunny sanft dagegen und sagt durch sein Schluchzen hindurch zu dem Zimmer, als wäre es ein geheimnisvolles Zweituniversum: »Hallo, mein Name ist Bunny Munro. Ich komme im Namen von Eternity Enterprises.«
     
    Bunny Junior klappt seine Enzyklopädie zu. Er hat gerade etwas über die Geburtshelferkröte gelesen und ist total von den Socken, dass das Männchen den Laich an seinen Beinen trägt, bis die Kaulquappen schlüpfen. In was für einer Welt wir nur leben, denkt er. In was für einer unglaublichen Welt!
    Er nimmt die Kundenliste vom Nebensitz, hält sie vor sich und reißt sie fein säuberlich in dünne Streifen. Er steckt einen in den Mund, lutscht darauf herum, bis er ein weicher Brei

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