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Der Tod des Teemeisters

Der Tod des Teemeisters

Titel: Der Tod des Teemeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasoushi Inoue
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deutlichsten erinnere ich mich an eine Gesellschaft am Zehnten des zehnten Monats im Jahre Tenshō zwölf 40 , die anläßlich der neuen Tee-Ernte stattfand. Im fünfzig Tatami großen Saal der Burg Ōsaka waren neun Plätze ausgelegt. Zu jedem Daisu, jedem Teegestell, gehörte ein Feuerbecken, ein Kessel und ein Frischwassergefäß.
    Neun Teemeister, angeführt von Rikyū, Sōkyū und Sōkiu, deren Reihenfolge durch das Los entschieden wurde, erhielten nacheinander einen versiegelten Topf mit Teeblättern und eine Teeschale und nahmen dann ihren Platz ein. Anschließend öffneten die neun Meister gleichzeitig die Töpfe, die folgende Namen trugen: Shikoku, Shōka, Sutego, Sahohime, Sōgetsu, Jōrin, Kubō, Udonge und Arami.
    Jeder von ihnen enthielt sechs, sieben oder zehn Kin. 41
    Leider konnte ich nichts Genaues sehen, aber allein die Erinnerung an die gespannte Atmosphäre erregt mich noch heute. Es ist vielleicht übertrieben ausgedrückt, aber die Spannung war so stark, daß sie von den Wänden abzuprallen schien.
    Das gleichzeitige Öffnen der neun Töpfe entsprach ganz dem Geschmack des Großfürsten, denn er liebte großartige und originelle Gesten, auf die noch niemand zuvor gekommen war.
    Das Zerstoßen und Pulverisieren der neuen Teeblätter nahm etwa eine Stunde in Anspruch. Währenddessen eröffnete der Taikō in einem anderen Saal ein fürstliches Bankett. Ich nenne ihn Taikō, aber natürlich war er damals noch Kanpaku, Berater des Kaisers, doch niemand hatte so großen Einfluß wie er. Im Jahre zehn der Ära Tenshō 42 hatte er Fürst Akechi von Yamazaki geschlagen und im Jahr darauf den Clan des Shibata Katsuie in Sendaka. Als sein Schlachtenruhm bereits ein wenig verblaßt war, veranstaltete er diese Gesellschaft.
    Leider gibt es keine Gästeliste und auch keine Aufzeichnungen über die verwendeten Gerätschaften, die von überragender Kostbarkeit gewesen sein müssen. Wie außerordentlich achtlos, nur die Namen der Töpfe festzuhalten! Nachdem der Tee pulverisiert und in Teedosen gefüllt war, strömten die Gäste aus dem Bankettsaal in den Teeraum hinüber. Es war eine wahrhaft prunkvolle Zeremonie. Zuerst bereitete man Tee für Hideyoshi, dann tranken reihum die anderen Gäste, während der Taikō zwei oder drei Plätze mit seiner Gegenwart beehrte.
    Nach dem Tee kehrte man wieder in den Bankettsaal zurück. Erlaubt mir an dieser Stelle zu erwähnen, daß die Gesellschaft von da an eigentlich keine Teezeremonie mehr war, sondern ein lebhaftes, fröhliches Gelage.
    In diesen Tagen schien sich mein Meister der Gunst des Taikō zu erfreuen.
    Fünf Tage nach diesem Anlaß fand in der Burg Ōsaka eine weitere große Zeremonie statt, die einen Tag dauerte. Ich sage einen Tag, obwohl sie eigentlich erst um die Mittagszeit begann und bereits gegen vier Uhr nachmittags zu Ende ging. Wieder ging es sehr lebhaft zu.
    In der Nische hing die Bildrolle »Nächtlicher Regen« von Gyokkan. Vor ihr plazierte man einen Topf namens Sutego, das Gestell Amagasaki und die Tenmoku-Schale Amako.
    An diesem Tag saßen wieder Meister Rikyū sowie die Herren Sōkyū und Sōkiu der Zeremonie vor. Es gab nur eine Feuerstelle, und die drei Herren nahmen abwechselnd den Platz des Gastgebers ein.
    Diesmal wurden die Namen der Gäste aufgezeichnet: Matsui Yūkan, Hosokawa Yūsai, Imai Sōkun, Yamanoue Sōji, Kodera Kyūmusai, Sumiyoshiya Sōmu, Mitsuda Sōshun, Takayama Ukon, Shibayama Gennai, Furuta Sasuke, Matsui Shinsuke, Kanze Sōsatsu und Makimura Hyōbu – die erlauchtesten Teekenner jener Zeit. Vermutlich hatten an der Zeremonie für den Neuen Tee fünf Tage zuvor in etwa dieselben Gäste teilgenommen. Außer ihnen waren noch etwa zehn andere Personen zugegen. Ich glaube mich zu erinnern, daß Euer Herr Vater Shōan Sen und Euer Verwandter Yorozuya Sōan ebenfalls dazu gehörten.
    Auch diese Teezeremonie fand im Rahmen eines Banketts statt, und es herrschte ein unbeschwertes und festliches Gepränge. Wie auf einer Laterna Magica ziehen die heiteren Szenen an meinem inneren Auge vorüber. Alle waren jung. Takayama Ukon war kaum dreißig und Furuta Sasuke, also Herr Oribe, um die vierzig. Es muß vier- oder fünfunddreißig Jahre her sein.
    Inzwischen sind die meisten dieser Männer verstorben. Kürzlich habe ich allerdings gehört, daß Imai Sōkun sich noch bester Gesundheit erfreut. Er muß ungefähr in meinem Alter sein, also bald siebzig. Nach Herrn Sōkun hat zuerst Kanze Sōsatsu die ewige Ruhe gefunden, dann

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