Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
runterzieht.«
»Das hast du nicht gemacht!«
»Natürlich nicht, wo denkst du hin … Ich hab die Badehose in die Ritze gezogen, so wie Babette mit ihrem Stringtanga. Ey, du kriegst eine Fahrt drauf, das glaubst du nicht!« Als Adi mit fünfzehn dem Nachbarmädchen von seiner neuen Zündapp-Zweigang vorschwärmte, hatte er ganz sicher den gleichen Gesichtsausdruck.
»Ich glaube, das muss ich mal ausprobieren«, sagte ich. »Heute Nachmittag? Ich sag’s Lothar und Detlef.«
»Und ich Ralf, und dann gehen wir hinterher bei Coe… dann gehen wir hinterher einen trinken. Dann holen wir Pfingsten nach.«
»Ja, das machen wir.«
Ich verabschiedete mich, ging aber direkt hinter Adis Wäschespinne in Deckung. Na? Würde er sich noch eine anstecken? Nein, das tat er nicht. Ein bisschen neidisch war ich trotzdem. Aber es ging mir ja viel besser, seitdem ich nicht mehr rauchte …
Unser Nachbar Lothar war damit beschäftigt, seinen Wohnwagen mittels eines Hochdruckreinigers von den grünen Mikroorganismen zu befreien, von diesen widerlichen kleinen Viechern, die nichts Besseres zu tun haben, als sich jeden Winter reihenweise auf der genoppten perlweißen Oberfläche von Caravans zu vermehren. Die Dinger sind hartnäckig. Lothar ließ ihnen jedoch keine Chance. Die Sprühpistole locker in der Hüfte, rückte er ihnen zu Leibe. Und all das grüne Getier wurde gewaltsam von der Oberfläche seines vierrädrigen Ferienhauses abgelöst, stob dann durch die Luft und sammelte sich schlussendlich auf Lothars weißem Polohemd, das mittlerweile die Farbe von Schauma-Grüner-Apfel-Shampoo angenommen hatte.
Wenn Gaby das mitkriegt, dreht sie durch, geisterte es durch mein Hirn, direkt bevor ich mich sagen hörte: »Kannst du mir das Ding gleich mal leihen? Dann mach ich das bei uns auch.« Ich muss dringend daran arbeiten, dass ich erst nachdenke und dann rede, vor allem wenn, wie jetzt gerade, die Frauen auf den Platz kamen.
»Das ist eine prima Idee«, sagte Anne, und Gaby küsste ihren fleißigen Lothar auf die Wange. Dann sah sie ihren Göttergatten von vorne, und ihr wurde grün vor Augen.
Ich musste die entstehende Pause nutzen, um das Thema zu wechseln, meinen Arbeitseifer zu relativieren, Lothar aus der Schusslinie zu bringen. Gut, ich gebe zu, der Versuch war ein bisschen halbherzig, aber ich sagte: »Lothar, wir treffen uns heute am Schwimmbad, fünfzehn Uhr, Rutsche ausprobieren! Kommst du mit?«
Lothar sagte: »Mein Bruder!«, und nun wartete ich auf Kommentare wie: Wie alt seid ihr eigentlich? Im schlimmsten Fall sogar: Na, passt ihr denn noch durch die Röhre? Irgendetwas, das uns piesackte, aber die Antwort war viel subtiler, viel gemeiner.
»Prima«, sagte Anne. »Dann nehmt ihr die Kinder mit. Wir treffen uns heute zum Kaffee, um halb vier bei Gaby, mit Strickzeug.«
Dass das mal klar ist: Ich nehme meine Kinder natürlich gerne mit. Also: fünfzehn Uhr Rutschen, mit Kindern!
Ich legte demonstrativ den Arm um mein Eheweib, und wir gingen zum Wohnwagen. Ein Gewitter lag in der Luft, aber der Himmel war blau. Nicht so blau, wie er immer auf den Postkarten aussieht, aber trotzdem blau. Nicht nur blau, auch ein bisschen weiß und an den Rändern vom Weiß auch grau, aber dazwischen definitiv blau. Es konnte ein schöner Tag werden, aber ich konnte ihn sicher auch kaputt kriegen.
Das Talent dazu habe ich, die Möglichkeit bot sich auch. Ich musste nur sagen: »Also Anne, lass uns über Pfingsten reden.« Ich hätte auch noch auf unsere Abmachung hinweisen können: Keine Geheimnisse voreinander! Es wäre mir sicher gelungen, damit diesen Tag zugrunde zu richten, wenn nicht sogar den ganzen Urlaub.
12
»Mit welchen Campern willst du eigentlich reden?«, fragte Annemieke. »Mit der statistischen Grundgesamtheit oder mit einer Stichprobe?«
Piet schüttelte den Kopf. »Ich will mit gar keinen Campern reden, solange ich nicht weiß, mit welchen es sich zu reden lohnt.«
»Ich weiß ja nicht, ob ich dich daran erinnern soll, aber wir müssen hier einen Mord aufklären!«
»Nein, daran musst du mich nicht erinnern, verdorie !«, sagte Piet mürrisch. »Aber ich muss nicht mit diesen sonnenverbrannten Vätern von Pommes essenden übergewichtigen Kindern sprechen, die mir garantiert auf jede Frage antworten: ›Niet verstaan!‹
Ein amüsiertes Lächeln umspielte Annemiekes perfekt geschminkte Lippen: »Vielleicht könntest du bei deinen Gesprächen mit den Campern dein fließendes, fast
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