Der Tod hat einen Namen
verhieß.
Während der vergangenen Woche war die junge Frau ständig von Dinahs Sinfonie verfolgt worden. Oft hatte sie wach in ihrem Bett gelegen und über Victors Stiefschwester nachgedacht. Falls Dinah tatsächlich tot war und alles sprach dafür, mußte sie entw eder einem Unfall oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein. Aber wer konnte ein Interesse daran gehabt haben, ein siebzehnjähriges Mädchen zu ermorden?Victor hatte ihr erzählt, daß in jener Nacht das Haus voller Gäste gewesen war. Mußte sie unter ihnen nach Dinahs Mörder suchen?
Es könnte auch ein Familienmitglied gewesen sein, überlegte Pamela. Aber wer? Mrs. Callison schied von vornherein aus, doch auch Victor oder seinem Vater traute sie es nicht zu, Dinah ein Leid angetan zu haben. Und was William Callison betraf, so kannte sie ihn zwar nicht, doch nach allem, was sie von Victor über seinen Onkel gehört hatte, kam auch er nicht als Mörder in Frage.
Blieb noch das Personal?
Die Pianistin seufzte auf. Für die Callisons arbeiteten außer den Hausangestellten über fünfzig Leute. Sicher war Dinah hin und wieder mit ihnen zusammengekommen, aber keiner der Gutarbe iter würde es wohl gewagt haben, in das Haus einzudringen und sie zu entführen.Und wenn sie nicht entführt wurde? Konnte es nicht sein, daß Dinah ein Stelldichein mit einem der jüngeren Leute gehabt hatte? Immerhin mußte sie im Ballkleid das Haus verlassen haben.
Es gab nur eine Person, die all ihre Fragen beantworten konnte und das war Dinah selbst. Ohnehin hatte Mrs. Callison sie nicht als Detektivin nach Windhaven eingeladen, sondern als Medium. Pamela konnte nur hoffen, daß ihre mediale Begabung ausreichte, Dinahs Botschaften zu empfa ngen.
"Sie ahnen nicht, wie ich mich freue, Sie wiederzusehen", sagte Dr. Victor Callison, als die junge Frau wenig später aus dem W agen stieg. "Ich werde den Chauffeur bitten, Ihren Wagen in die Garage zu fahren." Er nahm Pamelas Hand. "Und heute bringen Sie sogar Sonnenschein mit."
"Sieht aus, als hätten Sie hier auf mich gewartet", bemerkte Pamela spöttisch, obwohl sie sich über die herzliche Begrüßung fre ute.
"Ich habe mir heute nachmittag Urlaub genommen", gab er zu und führte sie ins Haus. "Möchten Sie erst Ihr Zimmer aufsuchen, oder hätten Sie gerne einen Drink?"
"Ich würde gerne zuerst auf mein Zimmer gehen", erwiderte die junge Frau. Sie fühlte sich von der langen Fahrt ziemlich staubig, zudem wollte sie sich umziehen.
"Gut, dann werde ich dafür sorgen, daß Ihnen eine Erfrischung nach oben gebracht wird", versprach Victor. "Sie finden mich übrigens nachher im Ballsaal. Kathleen ist mit einigen Amerik anern dort. Sie sind vor einer halben Stunde eingetroffen. Da es sich um potentielle Käufer handelt, hat meine Stiefmutter die Führung selbst übernommen."
"Es ist bewundernswert wie sich Ihre Stiefmutter für die jungen Künstler einsetzt", meinte P amela.
"So hat sie wenigstens eine sinnvolle Aufgabe gefunden", b emerkte ihr Begleiter, während sie die Treppe hinaufstiegen. Er brachte die junge Frau zu ihrem Zimmer und verabschiedete sich dort von ihr.
Pamela trat auf den kleinen Balkon hinaus. Sie blickte zu den Klippen. Sie freute sich schon darauf, mit Victor vor dem Dinner noch einen Spaziergang durch den Park zu machen. Wenn das Wetter sich hielt, würde sie sicher am nächsten Morgen schwi mmen gehen können. Schade, daß sie es alleine tun mußte, denn Victor konnte sich sicher nicht schon wieder freinehmen.
Es klopfte.
"Ja, bitte!" rief sie und wandte sich der Tür zu.
Liz Roberts und eines der Hausmädchen traten ein. Merry Fox brachte ihr Gepäck. Sie legte Koffer und Reisetasche auf das Bett. "Sie können dann gehen, Merry", sagte die Haushälterin und stellte ein Tablett mit eisgekühlter Limonade auf einen kleinen, runden Tisch. "Soll ich Ihnen gleich einschenken, Miss Lindsay?" fragte sie.
"Ja, bitte", erwiderte Pamela.
Mrs. Roberts reichte ihr das Glas. "Mistreß Callison hat mir g esagt, daß Sie versuchen werden, mit Miß Dinah Verbindung aufzunehmen", bemerkte sie und sah Pamela forschend an. "Sie hat ihre ganze Hoffnung auf Sie gesetzt." Gedankenverloren zupfte sie eine Spitzendecke zurecht"Miß Dinah war unser aller Sonnenschein", fuhr sie fort. "Ich glaube auf Windhaven gibt es keinen Menschen, der nicht auch noch heute an sie denkt."
"Was glauben Sie, ist damals passiert?"
Liz Roberts hob die Schultern. "Ich wünschte, ich könnte Ihnen diese Frage beantworten, Miß
Weitere Kostenlose Bücher