Der Tod hat einen Namen
hoffentlich nicht, daß ich diese Frage beantworte, Victor", sagte sie.
"Das ist auch nicht mehr nötig", erklärte er lachend. "Manc hmal sagt Schweigen mehr als Worte."
"Wie geht es Ihrer Mutter?"
Wieder lachte der junge Arzt auf. "Danke, ausgezeichnet, Pamela", erwiderte er. "Leider muß ich jetzt auf meine Station zurück. Vielleicht rufe ich Sie im Laufe der Woche noch einmal an."
"Es würde mich freuen", sagte Pamela und wußte, daß es durchaus der Wahrheit entsprach. Sie hatte sich ohnehin schon fragt, ob ihr Entschluß, einige Wochen auf Windhaven zu verbri ngen, mit Victor Callison zusammenhing. Bereits jetzt sehnte sie sich nach einem Wiedersehen. Sie glaubte zwar nicht, daß sie sich in ihn verliebt hatte, und doch hatte sie während der vergangenen Stunden öfter an ihn gedacht, als jemals an Robin.
Die junge Frau war kaum auf die Terrasse zurückkehrt, als das Telefon zum zweiten Mal klingelte. Diesmal war es Dr. Graven. "Ich hatte völlig vergessen, daß du in Cornwall bist, Darling", sagte er, nachdem sie sich gemeldet hatte. "Wie war dein W ochenende? Meines war äußerst trübsinnig. Ich habe dich ermißt."
"Die Callisons haben mich eingeladen, einige Zeit bei ihnen zu verbringen, Robin", antwortete Pamela. "Ich fahre nächste Woche für unbestimmte Zeit nach Cornwall."
"Bitte?"
Pamela spürte, wie er die Augenbrauen hob. Ein amüsiertes Lächeln glitt über ihr Gesicht. "Du hast richtig gehört, Robin. Ich muß etwas Abstand gewinnen."
"Wenn du damit auf unseren kleinen Streit anspielst, so dürfte das einfach lächerlich sein", erklärte der junge Rechtsanwalt. "Es ist nur selbstverständlich, daß ich wütend geworden bin. Ich mache dir einen Heiratsantrag und du bist nicht einmal zu einigen Zugeständnissen bereit."
"Du hast von mir verlangt, meinen Beruf aufzugeben", eri nnerte sie ihn.
"Pamela, ich möchte mich nicht wieder mit dir streiten. Ich hole dich in zwei Stunden ab und führe dich ganz groß aus. Bei einem Glas Wein oder Sekt läßt sich über alles leichter reden.
"Nein, Robin, ich habe keine Lust auszugeben", sagte die junge Frau. "Ich bin ziemlich müde. Außerdem tut es uns nur gut, wenn wir uns während der nächsten Zeit nicht sehen. Du wirst es nicht wahrhaben wollen, aber im Grunde sind wir nichts anderes als gute Freunde."
"Was soll dieser Unsinn?" brauste er auf. "Ich liebe dich, P amela, wie kannst du nur einen Augenblick daran zweifeln?"
"Würdest du mich wirklich lieben, hättest du niemals ein de rartiges Opfer von mir verlangt", meinte Pamela ruhig. "Dein Heiratsantrag hat mir die Augen geöffnet. Alles, was ich für dich empfinde, ist Freundschaft. Mit Liebe hat es nichts zu tun."
"Pamela, du liebst mich genauso wie ich dich", beschwor sie Robin. "Du bist nur immer noch wütend auf mich, obwohl du wirklich keinen Grund dazu hast. Ich komme jetzt zu dir und wir sprechen über alles. In spätestens einer halben Stunde bin ich bei dir."
"Ich werde Georg Anweisung geben, dich nicht ins Haus zulassen", erwiderte die junge Frau. "Du solltest hin und wieder auch meine Wünsche respektieren, Robin. Denk in aller Ruhe über unsere Beziehung nach, und auch eines solltest du nicht vergessen: Deine Eltern werden immer zwischen uns stehen, gleich, ob ich meinen Beruf aufgebe oder nicht. Sie haben nun einmal andere Vorstellungen von ihrer zukünftigen Schwiegertochter."
"Ich werde mir von ihnen nicht in mein Leben hineinreden la ssen", versicherte Dr. Graven. "Es wird meinen Eltern nichts anderes übrigbleiben, als dich zu akzeptieren. Außerdem bin ich mir sicher, wenn auch du ihnen etwas entgegenkommst, dann..."
"Ich denke nicht daran, deinen Eltern entgegenzukommen", fiel ihm Pamela ins Wort.
"Ich hoffe, du weißt was du tust." Wütend legte er auf.
Die Pianistin ließ langsam den Hörer auf die Gabel sinken. Glaubte Robin wirklich, sie mit einem derartigen Benehmen e robern zu können? Nein, sie paßten nicht zueinander. Je früher auch ihr Freund das erkannte, um so besser würde es für alle Beteiligten sein.
Pamela stand auf, kehrte jedoch nicht zur Terrasse zurück, so ndern ging zum Flügel. Geistesabwesend spielte sie Dinahs Sinfonie.
10.
Pamela Lindsay hatte das unbestimmte Gefühl nach Hause zu kommen, als sie eine Woche später das zweite Mal nach Windhaven fuhr. Sie freute sich auf ihren Aufenthalt in dem alten Herrenhaus, obwohl sie sich gleichzeitig sagte, daß die Aufgabe, die sie hier erwartete, keineswegs ungestörte Ferien
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