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Der Tod hat einen Namen

Der Tod hat einen Namen

Titel: Der Tod hat einen Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon de Winter
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du, daß du heute noch leben könntest, Dinah, wenn du ein wenig entgegenko mmender gewesen wärst? Mich erst mit deinem Benehmen verrückt machen und dann um Hilfe schreien. Ich konnte dich nicht verschonen. Wie hätte ich denn dagestanden? Hätte ich dich nicht so schnell gepackt, hättest du mit deinen Schreien das ganze Haus in Aufruhr versetzt. Und dann hätte ich meinen lieben Bruder hören mögen.
    Ja, als ich zu dir kam, glaubte ich, leichtes Spiel zu haben. Ich sehe es noch vor mir, als sei es erst heute gewesen. Du warst ger ade dabei, dein Ballkleid auszuziehen. Ich stand plötzlich in deinem Zimmer. Ich dachte, du hättest meinetwegen nicht abgeschlossen."
    Er beugte sich vor und strich sanft über die Wand. "Ich wollte dir nicht weh tun, Darling, ganz bestimmt nicht. Alles, was g eschehen ist, hast du dir selbst zuzuschreiben."
    Er stieß heftig den Atem aus. "Als du hier unten in den Gewö lben zu dir gekommen bist und mich um Gnade angefleht hast, genoß ich die Macht, die ich plötzlich besaß. Und dann hast du dich wieder gewehrt. Eine richtige kleine Kratzbürste bist du gewesen. Nein, ich konnte dich nicht am Leben lassen, ich mußte an mich selbst denken. Ich..."
    Pamela konnte die triumphierende Stimme des Mannes kaum noch ertragen. Jetzt wußte sie, weshalb Dinah sie in die Gewölbe geführt hatte. Sie blickte sich nach ihr um. Das junge Mädchen deutete ihr, zurüc kzugehen.
    Die Pianistin wußte, daß sie keine Zeit verlieren durfte. Sie mußte wieder nach oben und Hilfe holen. Vorsichtig trat sie von der Wand zurück und wollte Dinah in den Gang folgen, aber sie hatte für den Bruchteil einer Sekunde die Taschenlampe verge ssen. Scheppernd schlug diese auf dem Boden auf.
    Bevor Pamela noch flüchten konnte, war William Callison b ereits aufgesprungen und hatte nach seiner Lampe gegriffen. Er leuchtete in ihre Richtung und erhaschte noch einen Blick auf die junge Frau. Mit einem wütenden Aufschrei stürzte er ihr nach.
    Pamela wußte, daß sie um ihr Leben rannte. William Callison durfte sie nicht einholen. Sie war niemals besonders kräftig gew esen, innerhalb weniger Sekunden würde er sie überwältigt haben. Sie hatte keine Zeit nach ihrer Taschenlampe zu suchen, sie mußte auf Dinah vertrauen, die ihr voraus in einen schmalen Gang einbog.
    "Keine Sorge, ich bekomme dich schon, du kleine Hexe!" schrie William Callison hinter ihr. "Wem habe ich denn für dieses reizende Geschenk zu danken, Miß Lindsay?" Seiner Stimme war nicht anzumerken, ob ihn das Laufen anstrengte.
    Die junge Frau jagte halb blind vor Angst weiter. Sie drehte sich nicht um, aber sie glaubte, bereits Atem des Mannes auf ihrer Haut zu spüren. Es konnte nicht mehr weit sein. Sie mußten doch endlich die Tür erreichen, die zum Treppenhaus führte.
    Pamela wollte Dinah um eine weitere Biegung folgen. Heftig stieß sie dabei gegen einen Balken, der an dieser Stelle den Gang abstützte. Mit einem entsetzlichen Getöse stürzte ein Teil der Decke ein. Die junge Frau spürte, wie ihr der Morgenrock durch das Gewicht eines schweren Steines fast von den Schultern geri ssen wurde. Sie warf sich in eine Nische. Gerade noch im letzten Augenblick. Keine Sekunde später kam ein weiterer Teil der Decke herunter. Irgendwo hinter ihr schrie William Callison laut auf.
    Halb benommen vor Angst, Staub und Schmerzen drückte sich die junge Frau in die Nische und hoffte, daß dieses schreckliche Krachen und Tosen endlich aufhören würde. Ihren Arm rann Blut hinunter. Sie war in der Nische so eingezwängt, daß es ihr nicht einmal gelang, mit der linken Hand nach der Wunde zu fa ssen.
    Und was nun, dachte sie entsetzt. Ist das mein Ende? Werde ich nie wieder das Sonnenlicht sehen? Verzweifelt schluchzte sie auf.
    Etwas Kühles berührte ihre Wange. Pamela blickte auf. Dinah war bei ihr. Lautlos bewegte das junge Mädchen die Lippen. "Victor wird dich finden", glaubte die Pianisten zu verstehen.
    "Aber wie?" fragte sie.
    Dinah gab ihr keine Antwort, sondern lächelte ihr nur zu und löste sich auf.

19.
    Daß Einstürzen der Gewölbe war nicht ungehört verhallt. Es hatte alle Bewohner von Windhaven aus dem Schlaf geschreckt. Victor Callison war zu Pamelas Zimmer gelaufen und hatte dort festgestellt, daß sie mitten in der Nacht aufgestanden sein mußte. Charles Callison vermißte seinen Br uder.
    Bewaffnet mit starken Lampen stiegen die Callisons und einige beherzte Männer, die auf Windhaven arbeiteten, keine Stunde später in die Gewölbe

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