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Der Tod hat einen Namen

Der Tod hat einen Namen

Titel: Der Tod hat einen Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon de Winter
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Taschenlampe aus der Kommode, die sie stets auf Reisen mit sich führte.
    Sie folgte dem jungen Mädchen durch das stille Treppenhaus zum mittleren Flügel. Dinah ging durch die geschlossene Tür. Pamela öffnete sie leise und schlüpfte hindurch. Mondlicht fiel durch die Fenster. Sie nahm an, daß Dinah sie in den Ballsaal führen wollte, doch statt dessen schwebte der Geist des jungen Mädchens die Treppen hinunter.
    Pamela zögerte. Immerhin hatte ihr Victor gesagt, daß die u nterirdischen Gewölbe nicht sehr sicher waren. Das Fundament war zwar in Ordnung, doch die Zwischenmauern so brüchig, daß sie jederzeit zusammenbrechen konnten.
    Dinah kehrte zurück. Sie streckte die Hand nach Pamela aus.
    Die Pianistin nahm ihren ganzen Mut zusammen und folgte ihr nach unten.
    Tiefer und tiefer stiegen sie in Gewölbe von Windhaven hi nunter. Hier gab es kein elektrisches Licht mehr. Pamela hatte längst die Taschenlampe eingeschaltet. Sie war froh, noch im letzten Moment an die Lampe gedacht zu haben. Die Stufen waren so schmal, steil und ausgetreten, daß es selbst mit dem Licht schwierig war, nicht zu stolpern.
    Am Ende der Treppe gab es eine mit Eisen beschlagene Tür. Sie stand einige Zentimeter weit offen. Pamela schaltete die T aschenlampe aus, bevor sie die Tür noch ein Stückchen weiter öffnete.
    Sie und Dinah schienen alleine zu sein. Rasch knipste sie die Lampe wieder an. Es war kalt hier unten, sie fror trotz des Mo rgenmantels. Die Feuchtigkeit des Bodens stieg durch die Sohlen ihrer leichten Hausschuhe zu den Beinen auf.
    Die junge Frau ließ den Schein der Taschenlampe durch das hohe, aus dem Felsen geschlagene Gewölbe gleiten. Sie empfand eine unbestimmte Angst. Sie spürte, daß sie am Ende der Nacht wissen würde, was vor zehn Jahren mit Dinah geschehen war.
    Dinahs Geist winkte sie weiter.
    Pamela folgte dem jungen Mädchen durch eine zweite Tür in einen Gang, von dem mehrere andere abzweigten. Wasser tropfte von den Wänden. Mehrmals sah sie im Licht der Taschenlampe Spinnen und and eres Getier in die Dunkelheit flüchten.
    Schon bald wußte die Pianistin kaum noch, in welche Richtung sie sich bewegte. Sie befürchtete sich auf dem Rückweg zu verla ufen, wenn Dinah sie nicht wieder führte, dennoch ging sie weiter. Als sie einmal nach oben leuchtete, sah sie, daß die gemauerte Decke über ihr große Sprünge aufwies, genauso wie die Wände, soweit sie nicht aus dem Felsen gehauen waren.
    Plötzlich stockte ihr Schritt. Ganz deutlich hörte sie eine Sti mme. Sie glaubte auch den Widerschein eines Lichts zu sehen. Automatisch schaltete sie die eigene Lampe ab. Lautlos schlich sie der Stimme nach.
    Der Gang weitete sich zu einem geräumigen Gewölbe, das vom Schein einer mit Batterie betriebenen Stall-Laterne notdürftig e rhellt wurde. In einer schmalen Nische kauerte ein Mann. Es war nicht Victor, wie sie längst an der Stimme erkannt hatte. Es erfüllte sie mit ungeheurer Erleichterung, denn was der Mann sagte, war so furchtbar, daß sie sich schon vor Entsetzen kaum bewegen konnte.
    Dicht an die Wand gepreßt blieb sie stehen.
    "... Ich glaube kaum, daß es dich wundert, mich auf Windhaven zu sehen", meinte er spöttisch. "Immerhin ist heute dein zehnter Todestag, meine Liebe. Ich mußte nach Windhaven zurückkehren, um dich hier aufzusuchen. Erinnerst du dich an deine Geburtstagsparty, mein Darling. Wie ausgelassen haben wir miteinander getanzt."
    William Callison lachte auf. "Sicher wird es dich amüsieren, eine junge Frau auf Windhaven zu wissen, die dein Verschwinden aufklären will. Angeblich bist du ihr bereits erschienen. Unsere gute Kathleen ist schon früher etwas seltsam gewesen. Deine liebe Mutter wird doch nicht etwa den Ve rstand verloren haben?
    Und was unseren Victor betrifft, so scheint er ganz vernarrt in dieses hübsche Lärvchen zu sein. Hätte sich fast mit einem jungen Rechtsanwalt geschlagen. Nun ja, wenigstens hat der Junge Mumm, hätte ich ihm nicht einmal zugetraut."
    William Callison stand auf. Er griff nach der Lampe und hielt sie dicht an die Wand. "Selbst nach zehn Jahren kann man noch kaum einen Unterschied feststellen. Habe ich dir nicht ein schönes Grab ausgesucht, Dinah? Erinnerst du dich, wie euch der liebe Charles hundertmal warnte, in die Gewölbe hinunterzusteigen? Mich hatte er früher auch gewarnt, aber ich habe schon immer gemacht, was mir mein eigener Kopf auftrug. Gibt es etwas Schöneres als Abenteuer?"
    Der Schriftsteller setzte sich wieder. "Weißt

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