Der Tod hat einen Namen
mit. Du packst jetzt deine S achen und kehrst mit mir nach London zurück."
"Soll das etwa ein Befehl sein?" Unwillkürlich hob sich die Stimme der jungen Frau. Zorn flammte in ihr auf. Was bildete sich Robin nur ein? Immerhin hatte er es sich selbst zuzuschreiben, daß sie sich von ihm abgewandt hatte.
"Eine andere Sprache scheinst du ja nicht zu verstehen."
"Ich bleibe Robin", sagte Pamela. "Und wenn du dir nicht vö llig meine Freundschaft verscherzen willst, dann setz dich in deinen Wagen und verlaß Windhaven."
"Ich denke nicht daran!" Er packte ihren Arm.
Mit wenigen Schritten war Dr. Victor Callison bei ihm. "Bitte, lassen Sie Pamela los", sagte er in einem Ton, der vor Kälte klirrte.
"Halten Sie sich bitte da raus, Doktor Callison", befahl Robin großspurig. Noch immer hielt er Pamelas Arm umklammert. "Ich werde wohl noch das Recht haben, meine Braut zu bitten, mit mir nach London zu kommen."
"Ich wiederholte mich nicht gerne."
Pamela spürte, daß Victor nahe daran war, Robin handgreiflich klarzumachen, wer hier das Sagen hatte. "Bitte, Robin", bat sie. "Sei vernünftig."
Der junge Rechtsanwalt dachte nicht daran. Außer sich vor Wut, versuchte er Pamela zum Wagen zu zerren.
Victor packte ihn bei den Schultern. Erschrocken gab Robin seine Freundin frei. "Verschwinden Sie, Doktor Graven!" stieß der Arzt gefährlich leise hervor. "Ihnen brauche ich wohl kaum zu sagen, daß Sie g erade dabei sind, Hausfriedensbruch zu begehen."
Robin sah ein, daß es sinnlos war, weiter Widerstand zu le isten. Verächtlich schüttelte er Victors Hände ab. "Ich gebe mich geschlagen, Pamela", sagte er. "Bleibe ruhig auf Windhaven, aber verlaß dich darauf, du wirst es schon bald bitter bereuen." Er stieß den Arzt beiseite und ging zu seinem Wagen.
"Danke, Victor." Pamela lehnte sich an den jungen Mann. Sie fühlte eine tiefe Niedergeschlagenheit in sich. Nach wie vor mochte sie Robin. In gewisser Weise imponierte es ihr sogar, daß er versuchte, um sie zu kämpfen.
William Callison trat auf die jungen Leute zu. "Wie mir scheint, führt man inzwischen auch auf Windhaven ein ziemlich abenteuerliches Leben", bemerkte er und streifte Pamela mit einem spöttischen Blick. "Hat man Sie jemals mit einem Tornado verglichen, Miß Lindsay? Wenn nicht, bin ich der erste, der es tut. Auch ein Tornado läßt keinen Stein auf dem anderen. Nicht nur, daß Sie sich rühmen können, Geister zu sehen, Sie schaffen es auch, Victor in den Ring zu schicken."
"Du siehst, jemand wie Pamela hat uns auf Windhaven gefehlt, Onkel William", sagte der junge Arzt. Er legte den Arm um seine Freundin und führte sie zum Haus.
18.
Unruhig warf sich Pamela im Bett herum. Victor Callison und sie hatten am Abend noch sehr lange miteinander gesprochen. Der junge Arzt hatte ihr gesagt, wieviel sie ihm bedeutete und daß er all die Jahre auf jemanden wie sie gewartet hatte. Sie wußte, daß sie ihn mit jeder Faser ihres Herzens liebte, aber die Angst, er könnte etwas mit Dinahs Verschwinden zu tun haben, raubte ihr fast den Verstand.
Im Traum sah sich die junge Frau auf Victor zulaufen, doch kurz bevor sie ihn erreichte, prallte sie gegen eine unsichtbare Mauer. Mit den Fingernägeln versuchte Pamela sie einzureißen, aber jedesmal, wenn sie glaubte, es geschafft zu haben, wuchs ein neues Stück der Mauer aus dem Boden hervor.
"Victor", flüsterte sie im Schlaf. "Victor."
"Wir müssen es schaffen", schien Victor zu antworten und trommelte mit den Fäusten gegen die Mauer. "Halt durch, Pam ela!... Pamela..."
Dinahs Sinfonie erklang, übertönte seine Stimme. Pamela fühlte, wie etwas Kaltes ihre Wange berührte. "Dinah?" fragte sie leise noch im Halbschlaf. Sie brauchte ein paar Sekunden, um zu sich zu finden. Lan gsam schlug sie die Augen auf.
Dinah stand vor ihr. Pamela nahm den Duft der Blüten wahr, die das junge Mädchen in den Haaren trug. Dinah schien etwas zu ihr zu sagen, streckte ihr die Hand entgegen.
"Soll ich mit dir mitkommen, Dinah?" Mit einem Schlag war die junge Frau hellwach. "Was willst du mir zeigen?"
Wieder bewegte Dinah die Lippen, doch Pamela schaffte es nicht, die lautlosen Worte zu verst ehen.
Die Pianisten stand rasch auf, zog sich Hausschuhe und Mo rgenrock an. Dinah stand bereits bei der Tür. Sie winkte ihr zu. Sie schien es sehr eilig zu haben.
"Etwas Zeit muß du mir schon lassen", meinte Pamela. Sie war bereits bei der Tür, als sie noch einmal umkehrte. Obwohl sie nicht wußte warum, nahm sie die kleine
Weitere Kostenlose Bücher