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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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beigebracht.
Pflichtlektüre des Pekinger Instituts?
    Miss Lee tauchte wieder auf, als ich es gerade durchblätterte – deshalb schob ich es schnell zurück & hoffte, sie habe es nicht bemerkt. Tom plauschte ein, zwei Augenblicke über lokale Begebenheiten – dann fing er von meiner Doktorarbeit an – klang dabei, als wäre ich eine Stipendiatin der Royal Society bei einem von der WHO finanzierten Forschungsprojekt! Miss Lee lauschte – dann sagte sie – Sie wollen also mit meinen Patienten reden, um zu überprüfen, ob ich ihnen wirklich helfe? Ich sagte – Nein – ich würde mich gern mit jenen unterhalten, deren körperliche Gesundung nicht zu bezweifeln ist – um die damit verbundenen mentalen Prozesse verstehen zu können. Ich habe keinerlei Interesse daran, ein Urteil über den Status der Akupunktur als medizinisch wirksame Therapie abzugeben –
    Sie lächelte verhalten – als würde sie nicht ein Wort davon glauben – & sagte – OK  – ich werde mit ein paar reden – mal sehen, was sie davon halten – & mich dann bei Ihnen melden – jetzt muss ich wieder an meine Arbeit –
    Danach scheuchte mich Tom zu seiner Aromatherapeutin – einem mittelältlichen Madonna-Verschnitt – seiner Reflexologin – sieht aus wie die Empfangsdame in einem Bestattungsinstitut – blasse Haut – schwarzer Rock & schwarzes Top – in ihrer Teenagerzeit wahrscheinlich in der Gothic-Szene unterwegs & seitdem nicht willens oder fähig, sich ein Upgrade zu leisten; und seinen Herbalisten – komischer kleiner Kauz mit jung-altem Gesicht – würde einen guten Herr-der-Ringe-Elfen abgeben. Alle freuten sich, mir zu helfen – nachdem sie natürlich Rücksprache mit ihren Patienten gehalten haben; Tom klang wohl sehr überzeugend – wahrscheinlich aber sehen sie Toms Enthusiasmus für ein komplementäres Therapiezentrum im Manor nur als einen Weg an, um zu Ruhm & Reichtum zu gelangen – was er also will, das kriegt er auch!
    (Zynisch?
Moi?
Die ich mein Leben lang daran geglaubt habe, das es die Liebe ist, die die Welt am Laufen hält? Die
Eigen
liebe oder die Liebe zum
Geld
natürlich – was sonst?)
    Hätte auch gern noch Toms Homöopathen gesehen, doch der lag mit einer üblen Erkältung im Bett.
    – Vielleicht kuriert er damit seine Lungenentzündung – sagte ich.
    Tom hielt das für ziemlich witzig – nachdem er dahintergekommen war – & ließ es sich nicht nehmen, es jedem auf die Nase zu binden, den wir trafen – & fügte meinen anderen Talenten auch noch Wilde’schen Esprit hinzu. Er kicherte immer noch vor sich hin, als er mich ins Hope & Anchor führte – das Pub, vor dem wir Mr. Deal rausgelassen hatten. Hätte mich – nach allem, was Dad über ihn erzählt hatte – nicht überrascht, wenn wir ihn immer noch beim Bier angetroffen hätten. Aber keine Spur von ihm weder im Hauptraum, wo Touristen kleine Snacks futterten, noch im kleineren Zimmer, das wir ansteuerten. Hier wurde nichts gegessen – lediglich vier oder fünf Männer mit Pints & einer, der am Tresen lehnte & sich vertraulich mit dem Barkeeper unterhielt.
    Tom stellte mich ihnen vor. Der Barkeeper war Alan Hollis – der Wirt – der andere war ebenfalls ein Hollis – Hen Hollis – der unzufriedene Bruder – & der Erste, den ich hier traf, der kein augenscheinlicher Fan von Tom ist. Ist wahrscheinlich nur aus dem gleichen Holz geschnitzt wie die Denhams. Apropos Holz – der erbärmliche alte Knacker sah aus, als wäre er seit seinem 21 . Geburtstag nicht mehr mit einem Waschzuber in Berührung gekommen. Wenn es eine Familienähnlichkeit gibt – dann muss Lady D. ziemlich erleichtert gewesen sein, als der Gatte Nr.  1 von den Schweinen gefressen wurde! Tut mir leid. Man sollte nicht nach dem Aussehen urteilen – vor allem nicht in meiner Branche – aber er ist eben einer dieser großen, hageren Gesellen – fiese Äuglein in einem schmalen, langen Gesicht – & ein Bart, gegen den der von Mr. Godley aussieht, als hätte ihn Errol Douglas getrimmt – voller Schweinekrustenbrösel, die er sich – die Krusten – zwischen die spitzen gelben Zähne stopfte. Wie ein Frettchen auf Stelzen – & ihm gefiel mein Anblick auch nicht – sah mich finster an, als wäre ich die Hure von Babylon – wäre ich das nur! – bevor er sein Glas auf den Tresen knallte & ging.
    Wirt Alan ist ganz anders – Mitte dreißig – nicht schlecht aussehend – man kann sich gut mit ihm

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