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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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mit dem Hammer wieder herausklopfen. Verstanden? Sogar, wenn er wie geschmiert hineingeht. Du wirst sehen, alles wird gutgehen. Aber du mußt gleich morgen damit anfangen, denn heute habe ich schon fünf Schränke mehr montiert. Einmal geht das. Die Kameraden in der Malerwerkstatt haben es fertiggebracht, sie anzupinseln. Aber wenn das so weitergeht, wird das nicht mehr möglich sein. Der Meister wird es merken, und wenn er es merkt, dann ist es aus. Er muß dann jeden Tag seine fünf

    Schränke mehr kriegen! Und da ich das nicht aushalte, würde ich rausfliegen."
    Er zündete seine Pfeife wieder an. "Hast du verstanden? Gleich morgen."
    Es entstand ein Schweigen, und ich sagte: "Das kann ich nicht machen."
    Er zuckte die Achseln. "Mußt vor dem Meister keine Angst haben, Junge. Der Kamerad, der vor dir da war, hat das fünf Jahre lang so gemacht, und niemand hat es gemerkt."
    "Ich habe keine Angst vorm Meister."
    Der alte Karl sah mich erstaunt an. "Warum willst du dann nicht?"
    Ich sah ihm offen ins Gesicht und sagte: "Das ist Sabotage."
    Der alte Karl wurde dunkelrot, und seine Augen blitzten vor Zorn. "Hör mal, Junge, du bist hier nicht mehr beim Militär! Sabotage! Meine Fresse! Ich bin ein guter Arbeiter, ich hab' noch nie Sabotage getrieben."
    Er blieb stehen, er konnte nicht weitersprechen. Er preßte die Pfeife in der rechten Hand, und seine Finger wurden ganz weiß. Nach einer Weile sah er mich an und sagte leise: "Das ist keine Sabotage, Junge, das ist Solidarität."
    Ich erwiderte nichts darauf, und er fuhr fort: "Überleg doch. Beim Militär gibt es Vorgesetzte und Befehle und sonst nichts. Aber hier gibt es auch Kameraden. Und wenn du nicht auf Kameraden Rücksicht nimmst, wirst du nie ein Arbeiter werden."
    Er drehte mir den Rücken zu und ging davon. Ich kehrte zu Frau Lippmann zurück und traf Schrader in seinem Zimmer beim Rasieren an. Schrader rasierte sich immer abends. Beim Eintreten sah ich eine Halbliterflasche Magermilch auf dem Tisch stehen, die man ihm in der Fabrik gegeben hatte. Sie war noch halb voll. "Da", sagte Schrader, indem er sich umdrehte und mit dem Rasiermesser darauf zeigte, "das ist für dich."
    Ich blickte auf die Flasche. Die Milch sah bläulich aus, aber es war immerhin Milch. Ich wandte den Kopf. "Nein, Schrader, danke."
    Er drehte sich abermals zu mir um. "Ich will keine mehr."
    Ich nahm eine halbe Zigarette aus der Tasche und brannte sie mir an. "Nein, Schrader, das ist deine Milch. Das ist für dich Arznei."
    "Hör mir bloß einer diesen Idioten an!"
    rief Schrader und hob sein Rasiermesser gen Himmel. "
    Wenn ich dir sage, daß ich keine mehr will! Los, trink, Dummkopf!"
    "Kommt nicht in Frage."

    Er brummte: "Verdammter bayrischer Dickschädel", dann entblößte er seinen Oberkörper, beugte sich über das Waschbecken und wusch sich unter vielem Prusten. Ich setzte mich und rauchte weiter. Die Milchflasche stand vor mir. Nach einer Weile setzte ich mich schräg zu ihr, um sie nicht mehr zu sehen. "Was hat dir der alte Karl gesagt?"
    fragte Schrader, während er sich den Rücken mit dem Handtuch abtrocknete. Ich erzählte ihm alles. Als ich zu Ende war, warf er den Kopf nach hinten, seine wuchtige Kinnlade schob sich vor, und er fing an zu lachen. "Ach, so ist das also!"
    rief er. "In der Malerwerkstatt stöhnen sie alle, daß der alte Karl ihnen zu viele Schränke schickte. Und es war gar nicht der alte Karl, sondern du warst's! Es war der kleine Rudolf!"
    Er zog sein Hemd wieder an, aber ohne es in die Hose zu stecken, und setzte sich. "Und du wirst jetzt tun, was dir der alte Karl gesagt hat, nicht?"
    "Kommt nicht in Frage."
    Er sah mich an, und die schwarze Linie seiner Augenbrauen senkte sich auf die Augen herunter . "Und warum kommt es nicht in Frage?"
    "Ich werde dafür bezahlt, diese Arbeit zu verrichten, und meine Pflicht ist es, sie gut zu verrichten."
    "Quatsch!"
    sagte Schrader. "Du machst sie gut, aber du wirst schlecht bezahlt. Bist du dir klar darüber, daß sie wegen dir den alten Karl rausschmeißen werden?"
    Er trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tisch und fuhr fort: "Und es ist doch klar, daß der alte Karl nicht zum Meister hingehen und sagen kann: 'Sehen Sie, mit dem Burschen, der vor Rudolf da war, haben wir fünf Jahr lang Beschiß gemacht, und so und so ist das zugegangen."' Er sah mich an, und da ich nichts sagte, setzte er hinzu: "Er sitzt eklig in der Klemme, der alte Karl. Wenn du ihm nicht hilfst, fliegt er."
    "Dafür kann ich

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