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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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mir zur Verfügung gestellt, um die Stacheldrahtzäune und die Wachtürme der beiden Lager herzurichten, die, wie ich schon sagte, getrennt bleiben sollten. Auschwitz sollte die jüdischen Häftlinge aufnehmen und Birkenau Kriegsgefangene. Kurz darauf kamen die SS-Truppen an und bezogen die Kasernen, die ersten Offiziersvillen begannen zu entstehen, und gerade an dem Tage, als der glorreiche Frankreichfeldzug zu Ende ging, traf der erste Transport von jüdischen Häftlingen ein. Sie erhielten sofort die Aufgabe, ihr eigenes Lager zu errichten. Im August konnte ich Elsie und die Kinder nachkommen lassen. Die Offiziersvillen drehten dem Lager den Rücken zu und blickten auf den Ort Auschwitz, aus dem sich die Kirche mit ihren zwei eleganten Glockentürmen heraushob. In dieser so flachen Landschaft erfreuten die beiden Türme das Auge, und darum hatte ich die Häuser nach dieser Seite hin orientiert. Es waren große, bequem eingerichtete Holzhäuser, auf Grundmauern aus Werkstein errichtet, mit nach Süden gelegenen Terrassen und Gärten. Elsie war sehr glücklich über ihre neue Wohnung und schätzte besonders die modernen Zentralheizungs-und Warmwasseranlagen, womit ich sie hatte ausstatten lassen. In Ausschwitz fand sie mühelos ein Dienstmädchen, und für die schwersten Arbeiten stellte ich ihr zwei Häftlinge zur Verfügung. Nach den Befehlen des Reichsführers sollte ich außer dem Bau des Lagers für die Austrocknung der Sümpfe und überschwemmten Flächen, die sich zu beiden Seiten der Weichsel hinzogen, Sorge tragen, um sie für den Ackerbau nutzbar zu machen. Ich erkannte schnell, daß man in viel größerem Maßstab das tun müßte, was ich schon auf dem Gelände des Herrn von Jeseritz gemacht hatte, und daß keine Dränage wirksam wäre, wenn die Wasser der Weichsel nicht durch Eindämmung in Schranken gehalten würden. Ich ließ Pläne entwerfen, rechnete sie aufs genaueste in bezug auf die verfügbaren Arbeitskräfte durch und teilte dem Reichsführer mit, daß ich drei Jahre brauchen würde, um das Werk zu vollbringen. Vier Tage darauf kam die Antwort des Reichsführers: Er gab mir ein Jahr Zeit. Der Reichsführer bestrafte SS-Männer für so geringe Vergehen oder ließ sie sogar erschießen, daß ich mich keinerlei Täuschung darüber hingab, welches Schicksal mich erwartete, wenn die Eindämmung nicht am befohlenen Tage beendet sein würde. Dieser Gedanke gab mir übermenschliche Kräfte. Ich richtete mich auf der Baustelle häuslich ein, ich ließ meinem Stab keine Minute Ruhe, ich ließ die Häftlinge Tag und Nacht arbeiten. Die Sterblichkeit unter ihnen stieg zu erschreckender Höhe an, aber das hatte für uns glücklicherweise keine nachteiligen Folgen, weil automatisch neue Transporte die Lücken auffüllten. Schließlich wurde das Werk vierundzwanzig Stunden vor dem vorgeschriebenen Tage beendet, der Reichsführer kam persönlich zur Einweihung und hielt in Gegenwart der Meister und Lageroffiziere eine Rede. Er sagte, wir dürften uns als "Pioniere des Ostraums"
    ansehen, beglückwünschte uns zu der beispielhaften Schnelligkeit dieser "großartigen Verwirklichung"
    und erklärte, der nationalsozialistische Staat werde den Krieg gewinnen, weil er es verstanden habe, beim Verlauf der Operationen wie bei den wirtschaftlichen Anstrengungen die überragende Wichtigkeit des "Faktors Zeit"
    klar zu erkennen. Zehn Tage nach dem Besuch des Reichsführers erhielt ich die Nachricht von meiner Ernennung zum Sturmbannführer. Der Damm rächte sich leider in der Folge etwas für die Hast, mit der man ihn gebaut hatte. Zwei Wochen nach der Einweihung durch Himmler fiel in der ganzen Gegend ausgiebig Regen, die Weichsel führte plötzlich Hochwasser, und ein Teil des prächtigen Kunstbaues wurde buchstäblich weggefegt. Wir mußten neue Kredite anfordern und neue Arbeiten ausführen, mit der Begründung, ihn zu befestigen, tatsächlich, um ihn teilweise neu zu bauen. Und das Ergebnis war immer noch nur sehr mittelmäßig, denn um wirklich fest zu sein, hätte die ganze Arbeit von Grund auf wiederholt werden müssen. Unter meinem Antrieb war das KZ Auschwitz-Birkenau eine riesige Stadt geworden. Aber so schnell auch das Lager wuchs, war es noch viel zu klein, um den immer mehr anschwellenden Zustrom von Häftlingen aufzunehmen. Ich sandte der Hauptverwaltung der SS Brief um Brief, daß man den Rhythmus der Transporte mäßigen solle. Ich stellte dar, daß ich weder genug Baracken noch Nahrungsmittel hätte, um

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