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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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gesamten Ostraum ausfindig zu machen. Es handelt sich um zivile, wohlverstanden. .."
    Er unterbrach sich. "Ich bitte um Verzeihung", sagte er, sich an Setzler wendend, "daß ich Ihnen keine Zigarette angeboten habe."
    Er öffnete abermals sein Etui, beugte sich über den Schreibtisch und hielt Setzler das Etui hin. Setzler dankte, und Kellner brannte ihm die Zigarette an. "Ich soll also", fuhr Kellner fort, wobei er wieder zum Fenster hinsah, "alle Beerdigungsstätten des Ostraums ausfindig machen, das heißt nicht nur die aus dem Polenfeldzug. ..", er machte mit der Hand eine kleine Geste, ". ..und was darauf folgte. .., sondern auch diejenigen, die bei dem Vorrücken unserer Truppen in Rußland hinterlassen worden sind. ..Sie verstehen: von Juden, Zivilisten, Partisanen, Sonderaktionen. ..", er machte abermals eine lässige Geste, ". ..und all dergleichen."
    Er machte eine Pause, das Gesicht immer noch dem Fenster zugewandte. "Ich soll also die Beerdigungstätten ausfindig machen, sie öffnen. .. und die Leichen verschwinden lassen."
    Er blickte mich an und hob leicht die rechte Hand". ..Und zwar sie so vollständig verschwinden lassen -nach dem Ausdruck des Reichsführers -, daß später niemand die Zahl der Menschen, die wir liquidiert haben, feststellen kann. .."
    Er lächelte verbindlich. "Es war. ..wie soll ich sagen? ...ein etwas schwieriger Befehl. Zum Glück erhielt ich vom Reichsführer eine Frist. .., um die Frage zu

    studieren. Daher. ..", wieder eine leichte Handbewegung". ..die Versuchszentrale."
    Er sah zum Fenster hinaus, und von neuem trat sein vollendet schönes Profil hervor. "Sie begreifen, das hat nichts gemein mit Treblinka ...oder den scheußlichen kleinen Lagern dieser Art. ..Wohlgemerkt, ich vergase die Leute auch, aber nur, um die Leichen zu bekommen."
    Er machte eine Pause. "Ich bin zu verschiedenen Experimenten übergegangen. Zum Beispiel habe ich Sprengstoffe versucht."
    Er sah zum Fenster hinaus und runzelte leicht die Stirn. "Du lieber Himmel!"
    sagte er halblaut. "Was für ein Geruch!"
    Er stand auf, tat ein paar rasche Schritte zum Fenster hin und schloß es. "Entschuldigen Sie bitte", sagte er in verbindlichem Ton. Er setzte sich wieder. Der Geruch war immer noch da, scharffettig, ekelerregend. Er begann wieder: "Die Sprengstoffe, Sturmbannführer, waren eine Enttäuschung. Die Körper waren zerfetzt, und das war alles. Und wie sollte man die Überreste verschwinden lassen ? Es war nicht das vollständige Verschwinden, das der Reichsführer verlangte."
    Er hob leicht die rechte Hand. "Kurz, die einzige Lösung war, die Leichen zu verbrennen."
    Öfen! Wie hatte ich nur nicht an Öfen denken können? Ich sagte ganz laut: "In Öfen, Standartenführer?"
    "Sehr richtig. Aber merken Sie sich, Sturmbannführer, diese Methode ist nicht überall angebracht. Wenn ich eine Beerdigungstätte fünfzig Kilometer von hier in einem Wald entdecke, kann ich meine Öfen selbstverständlich nicht dorthin transportieren. Man mußte also etwas anderes finden. .."
    Er stand auf und lächelte mich verbindlich an. "Ich habe es gefunden."
    Er steckte sein goldenes Etui in die Tasche, nahm seine Mütze und sagte: "Bitte."
    Ich erhob mich und Setzler gleichfalls. Kellner öffnete die Tür, ließ uns vorangehen und schloß sie. Dann sagte er noch einmal: "Bitte!", ging voraus und bedeutete einem Hauptscharführer, uns zu folgen. Als wir draußen waren, rümpfte Kellner die Nase, schnüffelte leicht und warf mir einen Blick zu. "Offenbar ist das hier kein Luftkurort", sagte er leicht lächelnd. Erzuckte die Achseln und setzte auf französisch hinzu: "Que voulez vous?"

    Ich ging rechts neben ihm. Die Sonne schien ihm voll ins Gesicht. Es war von einem Netz von Fältchen überzogen, Kellner war mindestens fünfzig Jahre alt. Er blieb vor einer Garage stehen und ließ sie durch den Hauptscharführer öffnen. "Der Vergaser-Lastwagen", sagte er und legte seine Linke auf den hinteren Kotflügel. "Sie sehen", fuhr er fort, "das Auspuffgas wird von dem Rohr aufgefangen und ins Innere geführt. Nehmen wir jetzt an, die Gestapo verhaftet etwa dreißig Partisanen und stellt sie mir liebenswürdigerweise zur Verfügung, so holt sie der Lastwagen, und wenn er hier ankommt, sind sie tot."
    Er lächelte. "Sie verstehen, man schlägt sozusagen zwei Fliegen mit einem Schlag. Der Sprit dient zum Transport und zur Vergasung. Das heißt. .."
    er machte eine kleine Geste mit der Hand, ". ..Sparsamkeit."
    Er winkte, der

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