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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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während in Wirklichkeit diese Frau Sie irgendwo mit dem Wagen abholen will, am Randolph zum Beispiel …«
    »Ja, Sir?« (Hatte Morse die Orientierung verloren?)
    »Würden Sie dann trotzdem zum Bahnhof gehen? Würden Sie dafür sorgen, daß die Frau Sie am Bahnhof und nicht am Randolph abholt?«
    »Tja, also … ich hab noch nie …«
    »Das weiß ich, Mann«, blaffte Morse ungeduldig. »Aber überlegen Sie doch mal!«
    Lewis überlegte und glaubte zu begreifen, worauf Morse hinauswollte.
    »Sie meinen, man hätte vielleicht ein nicht ganz so schlechtes Gewissen, wenn man das tut, was man gesagt hat, ehe man aus dem Haus gegangen ist?« (Hatte Lewis die Orientierung verloren?)
    »So ungefähr«, sagte Morse matt, während vor ihnen ein Schild auftauchte, das sie in der Römerstadt Bath begrüßte.
     
    Sobald Lewis vor dem Royal Crescent Hotel angehalten hatte, meldete sich Morse verabredungsgemäß über sein Handy bei der stellvertretenden Geschäftsführerin. Die Storrs waren vor etwa einer Stunde mit dem BMW weggefahren, die Luft war rein. Morse stand auf und ging zum Fenster an der Fahrerseite.
    »Viel Glück in Bristol.«
    Lewis kreuzte zwei Finger der rechten Hand wie zum Logo der National Lottery, und Morse fuhr fort:
    »Wenn Sie das finden, was ich hoffe, ist die Schlacht schon halb gewonnen. Und das ist vor allem Ihr Verdienst.«
    »Aber ausgeknobelt haben Sie das alles.«
    »Ohne Ihre Besuche in Soho hätte ich es nicht geschafft.«
    »Wie bitte?«
    »Denken Sie an die Revuegirls im Windmill …«
    »Aber ich bin nie …«
    »›Beine bis zu den Achselhöhlen‹, haben Sie gesagt. Gestern schon zum zweitenmal, Lewis, wissen Sie noch?«
     

61
     
    Im Haus läßt sich kaum ein erfreulicherer Anblick denken als ein gefällig gedeckter und gut bestückter Frühstückstisch.
    (Nathaniel Hawthorne, The House of the Seven G a bles )
     
    Morse blieb eine Weile auf den breiten Steinplatten stehen, die sich am Royal Crescent von Bath entlangzogen. Der 120 Meter lange bogenförmige Gebäudekomplex in bräunlichrotem Ton mit einer Doppelreihe ionischer Säulen war, wie Morse fand, ein atemberaubendes Meisterwerk der Architektur. Im Zentrum der Häuserzeile stand mit der Hausnummer 16 das Viersternehotel.
    Durch die weiße Doppeltür betrat er die schwarzweiß geflieste hohe Eingangshalle und begab sich zum Empfang, von wo er sogleich in das dahinterliegende Büro der stellvertretenden Geschäftsführerin gebeten wurde, das einen beigefarbenen Teppichboden und helle Kiefernmöbel hatte.
    Sara Hickman aus Leicestershire war eine hochgewachsene, schlanke, attraktive Mittdreißigerin mit grünen Augen (genau wie Schwester McQueen) und dunklen Locken. Sie war geschäftlich-nüchtern gekleidet, hatte eine geschäftlich-präzise Ausdrucksweise und stand einem offenbar geschäftlich überaus effektiv geführten Hotel vor, an dessen Wänden die vielen Auszeichnungen – Blaue Bänder des RAC, Rosetten des AA, Egon Ronay-Sterne – kaum mehr Platz fanden.
    Morse, der den angebotenen Kaffee erst dankend abgelehnt hatte, dann aber doch schwach geworden war, hörte sich aufmerksam an, was Sara zu sagen hatte.
    Sie hatte fast alle Hotelangestellten noch einmal befragen können, die am vergangenen Wochenende Dienst getan hatten (der Zufall wollte es, daß die meisten von ihnen auch an diesem Wochenende angetreten waren). Allerdings war dem, was der Hoteldirektor bei der Thames Valley Police zu Protokoll gegeben hatte, wenig hinzuzufügen. Ja, doch, vielleicht eine kleine Richtigstellung: Die Storrs hatten, wie am Wochenende zuvor, ein Zimmer mit zwei Einzelbetten, nicht mit Doppelbett; sie hatten nach Möglichkeit wieder dieses Zimmer haben wollen, und zufällig war es als einziges Zimmer mit zwei Einzelbetten noch frei gewesen. Die Anmeldung? Sie reichte Morse die Karte vom vergangenen Samstag, dem 2.3.96: Name des Gastes, Adresse, Telefonnummer, Ankunft, Abreise, Staatsangehörigkeit, Zahlungsweise, Paßnummer, Unterschrift, Autokennzeichen – alle Felder waren in gut lesbarer, typisch weiblicher, leicht vornübergeneigter Schrift mit schwarzem Kugelschreiber ausgefüllt. Unterschrieben war die Karte mit »Angela Storrs«. Die Unterschrift würde sich relativ leicht nachprüfen lassen, aber für Morse stand fest, daß sie echt war.
    »Ihr Geschäftsführer hat am Telefon zu meinem Sergeant gesagt, wir könnten uns vielleicht auch die detaillierten Rechnungen ansehen …?«
    Sara Hickman lächelte und griff nach einem kleinen

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