Der Tod ist mein
Schrank trat und einen marineblauen warmen Wollpullover in die Hand nahm, erklärte sie augenrollend: »Manchmal gehst du mir sauber auf die Nerven.«
»Was bleibt mir anderes übrig?« Als sie den Pullover anzog, zupfte er kopfschüttelnd den Kragen ihres Hemds zurecht. »Dann bestelle ich jetzt unser Frühstück.«
»Ich esse etwas auf der Wache.«
»Ich glaube, du willst noch ein wenig bleiben und über ein paar Dinge mit mir reden. Wenn ich mich recht entsinne, hast du gestern Abend Produkte von NewLife erwähnt.«
»Ja.« Sie erinnerte sich vage. Sie war total k.o. gewesen und noch leicht erschüttert von dem grauenhaften Traum. »Soweit ich bisher habe in Erfahrung bringen können, stellt das Unternehmen künstliche Organe aus irgendeinem langlebigen Stoff her, der an der Nordick-Klinik entwickelt worden ist. Aber womöglich gibt es eine Verbindung zu den Organdiebstählen, mit denen ich momentan befasst bin.«
»Wenn es eine solche Verbindung gibt, werden wir beide äußerst unglücklich darüber sein, denn ich habe NewLife vor zirka fünf Jahren gekauft.«
Sie starrte ihn entgeistert an. »Scheiße.«
»Ich habe mir gedacht, dass du so reagieren würdest. Obwohl ich dir schon erzählt hatte, dass eines meiner Unternehmen künstliche Organe produziert.«
»Und natürlich musste ausgerechnet NewLife dieses Unternehmen sein.«
»So sieht’s aus. Warum setzen wir uns nicht? Dann kannst du mir erzählen, wie du auf NewLife gekommen bist, während ich versuche, sämtliche Informationen zu bekommen, die du für deine Ermittlungen benötigst.«
Haareraufend sagte sie sich, es wäre sinnlos, sich zu ärgern. Und da es unfair wäre, ihren Gatten anzufauchen, schnappte sie sich eine Hose aus dem Schrank und zog sie schnell an.
»Okay, ich werde versuche, die Sache positiv zu sehen. Zumindest brauche ich mir nicht die Hacken abzulaufen und mir keinen Haufen Schwachsinn anzuhören, wenn ich Informationen haben will. Aber verdammt.« Sie zerrte die Hose über ihre Hüfte und fauchte ihn, auch wenn sie es nicht wollte, an. »Musst du ständig alles besitzen?«
Er dachte kurz über eine Antwort nach. »Ja«, erklärte er am Ende und musterte sie freundlich lächelnd. »Aber das ist ein völlig anderes Thema. Jetzt möchte ich was essen.«
Er bestellte ihnen beiden einen Teller proteinhaltiger Waffeln, ein paar frische Früchte sowie eine Kanne frischen Kaffee, und nahm, während Eve noch vor dem Schrank stand und ihn entnervt ansah, wieder auf dem Sofa Platz.
»Warum musst du alles besitzen?«
»Weil ich es kann, geliebte Eve. Trink deinen Kaffee. Dann bist du bestimmt nicht mehr so schlecht gelaunt.«
»Ich bin nicht schlecht gelaunt. Was heißt schon schlecht gelaunt?« Trotzdem nahm sie Platz und griff nach ihrer Tasse. »Ist das Geschäft mit künstlichen Organen lukrativ?«
»Allerdings. NewLife produziert außerdem noch künstliche Gelenke. Das ist alles äußerst profitabel. Willst du Einsicht in die Finanzen?«
»Vielleicht«, murmelte sie. »Habt ihr auch irgendwelche Ärzte als Berater oder so auf der Gehaltsliste stehen?«
»Ich glaube, ja, obwohl es weniger ein von Medizinern als von Ingenieuren betriebenes Unternehmen ist.« Er zuckte mit den Schultern. »Wir haben eine Abteilung für Forschung und Entwicklung, aber die Standardprodukte wurden lange vorher entwickelt, also bevor die Firma von mir übernommen worden ist. Wie fügt sich NewLife in deine Ermittlungen ein?«
»Das Verfahren für die Massenproduktion von künstlichen Organen wurde am Nordick Center in Chicago entwickelt, das enge Verbindungen zum Drake Center unterhält. In beiden Städten habe ich Leichen, denen fehlerhafte Organe entnommen worden sind. Außerdem habe ich noch eine in Paris, und ich muss sehen, ob es dort ebenfalls ein Gesundheitszentrum gibt, das eine Beziehung nach Chicago und hierher unterhält. Dr. Westley Friend hat speziell die von NewLife hergestellten Produkte unterstützt.«
»Über Paris habe ich bisher keine Informationen, aber ich kann sie umgehend besorgen.«
»Hast du Friend gekannt?«
»Nur flüchtig. Er war bei der Übernahme Mitglied des Aufsichtsrates von NewLife, aber ansonsten hatte ich nie etwas mit ihm zu tun. Hast du ihn unter Verdacht?«
»Das ist schwer möglich, weil er sich im letzten Herbst das Leben genommen hat.«
»Aha.«
»Ja genau, aha. Nach allem, was ich bisher weiß, hat er das Team geleitet, von dem das Verfahren für die Massenproduktion von künstlichen Organen
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