Der Tod ist mein
in einem Fall ermitteln, in dem den Opfern ein Organ entwendet worden ist. Glauben Sie tatsächlich, dass einer von uns in die Sache verwickelt ist?«
»Allerdings, das glaube ich, und zwar ein sehr fähiger Chirurg.« Auch wenn Vanderhaven auf der Liste der Verdächtigen an einer der obersten Stellen stand, war sie ihm doch dafür dankbar, dass er ohne Umschweife und ohne blödes Vorgeplänkel gleich zum Thema kam. »Ich hoffe, ich kann auf Ihre Kooperationsbereitschaft zählen. In den nächsten Tagen werde ich mit Ihnen allen offizielle Gesprächstermine machen.«
»Das ist eine Beleidigung.« Er hob ein gedrungenes Glas an seinen Mund. Dem Geruch und Aussehen seines Inhaltes zufolge, trank er statt eines eleganten Partydrinks unverdünnten Whiskey. »Ich bin sicher, dass das aus Ihrer Warte unerlässlich ist, aber trotzdem ist es eine Beleidigung für mein Metier. Kein Arzt, auch kein Chirurg, würde willentlich und völlig sinnlos das Leben eines Menschen so beenden, wie Sie es Colin beschrieben haben.«
»Es ist nur so lange sinnlos, bis wir wissen, welches seine Motive sind«, erklärte Eve mit ruhiger Stimme und verfolgte, wie er die Lippen aufeinander presste, als müsse er eine Antwort gewaltsam unterdrücken. »Unseren Experten zufolge wurde der chirurgische Eingriff, durch den das Opfer getötet und ihm das Organ entnommen worden ist, von einem äußerst talentierten Chirurgen durchgeführt. Haben Sie dazu irgendeine Theorie?«
»Eine Sekte«, erklärte er ihr knapp, nahm einen erneuten Schluck Whiskey und atmete tief durch. »Sie müssen verzeihen, wenn ich derart empfindlich reagiere, aber schließlich sprechen wir von einer Gemeinschaft, die so etwas wie Familie für mich ist. Eine Sekte«, wiederholte er in einem Ton, der verlangte, dass sie diese Erklärung vorbehaltslos akzeptierte. »Die einen oder mehrere ausgebildete Ärzte zu ihren Mitgliedern zählt. Die Tage, in denen Ärzte Leichenteile klauen mussten, sind längst vorbei. Außerdem haben wir keinerlei Verwendung für beschädigte Organe.«
Sie fixierte ihn scharf. »Ich glaube nicht, dass ich bereits erwähnt habe, dass das Organ beschädigt war.«
Einen Moment lang starrte er sie an. »Sie haben gesagt, dass es von einem Obdachlosen stammte. Also muss es beschädigt gewesen sein. Entschuldigen Sie mich. Meine Frau und ich sollten uns allmählich wieder unter die anderen Gäste mischen.«
Er packte die selig lächelnde Fawn am Ellbogen und zog sie mit sich fort.
»Dafür bist du mir was schuldig.« Roarke nahm ein Champagnerglas von einem der Tabletts und nahm einen großen Schluck. »Dieses nervtötende Kichern verfolgt mich sicher noch bis in den Schlaf.«
»Sie trägt jede Menge teurer Klunker.« Eve spähte durch den Raum auf Fawns von Kopf bis Fuß glitzernde Gestalt. »Sind die Sachen alle echt?«
»Ich habe meine Lupe nicht dabei«, erklärte Roarke trocken. »Aber es sieht danach aus. Ich schätze, dass sie ungefähr eine Viertelmillion in erstklassigen Diamanten und Saphiren am Körper hängen hat. Nichts, was sich ein Mann wie er nicht leisten könnte«, fuhr er fort und drückte ihr das Sektglas in die Hand. »Obwohl er, da seine Exfrauen und Kinder jeden Monat etwas von ihm wollen, eigentlich nicht mehr ganz so flüssig ist.«
»Interessant. Er hat sofort angefangen, von dem Fall zu reden, und war ziemlich sauer, weil ich gegen die Ärzteschaft ermittle.« Sie nippte an dem Champagner und reichte das Glas ihrem Ehemann zurück. »Für mich hat es so geklungen, als hätten Cagney und er sich ausführlich darüber unterhalten.«
»Was durchaus nachvollziehbar ist. Schließlich sind sie Freunde und Kollegen.«
»Vielleicht kann mir ja Mira noch ein bisschen über die Leute erzählen.«
Roarke bemerkte den Wechsel im Rhythmus der Musik. »Anscheinend fängt die Modenschau gleich an. Der Besuch bei Mira muss wohl noch ein bisschen warten. Gerade ist sie anderweitig ins Gespräch vertieft.«
Das hatte auch Eve bereits gesehen. Cagney beugte sich zu ihr herunter und hatte eine Hand auf ihrem Arm. Er war derjenige, der sprach, und sein harter, konzentrierter Blick ließ Eve vermuten, dass das, was er zu sagen hatte, sowohl wichtig als auch unangenehm für Mira war.
Mira schüttelte den Kopf, tätschelte ihm die Hand und wandte sich zum Gehen.
»Er hat sie durcheinander gebracht.« Von dem plötzlichen Bedürfnis, Mira zu beschützen, war sie ehrlich überrascht. »Ich sollte mal nach ihr sehen.«
In derselben Minute
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