Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
nicht begeistert. Nicht mal im Ansatz. Aber sie hat nichts Besseres zu bieten. Fast nichts. Nur eine Ergänzung, die den Sandner sprachlos macht. Wenn schon, denn schon. Sie haben nicht viel Zeit zu verplempern. Er sagt ihr, dass Gefahr sein zweiter Vorname wäre. Ein müder Witz. Dass hoffentlich seine Ideen besser wären als seine Sprüche, bekommt er dafür vorgesetzt. Und falls ihn jemand erschießen tät, müsste sie dem Wenzel das wieder erklären. Vielleicht sollte er den Bericht dazu prämortal verfassen.
Eine halbe Stunde gibt er ihr, die Vorbereitungen zu treffen. Genauso lange würde er mit den seinen brauchen.
Sie werden mit dem Feuer spielen, und entweder es wird ihnen den Arsch rösten oder sie könnten ihre Beute grillen. Hopp oder top. Es gilt, die Weichen zu stellen.
D er Wenzel ist hocherfreut. Natürlich zeigt er es nicht. Entrüstet gibt er sich. Der Jonny wiederum ist verlegen. Nicht einfach. Der Sandner ist sein Vorgesetzter. Sich zu offenbaren fällt ihm sichtlich schwer.
Ein bisschen atemlos ist er noch. Auf schnellstem Weg ist er zum Staatsanwalt gefahren. Persönlich hat er ihn sprechen wollen – nicht am Telefon. Der hat gemeint, er solle in die Hansastraße kommen, dort wäre er anzutreffen, da er noch eine Unterredung mit dem Polizeirat hätte. Jetzt stehen sie sich in der Dienststelle in einem kleinen Raum gegenüber. Mehr eine Gerümpelkammer. Beste Örtlichkeit für den Anlass. In der Ecke flackt ein defekter Kopierer neben diversen gestapelten Büromöbeln, auf denen eine ausrangierte Kaffeemaschine steht. Alles aus den Achtzigern übrig geblieben. Weggeschmissen wird nichts. Sieht aus wie beim Gebrauchtmöbeltandler.
Der Wenzel greift sich zwei Stühle bei der Lehne und mustert sie kritisch.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, meint er und rückt dem Burschen einen der Stühle zurecht. In der Mitte der gepolsterten Sitzfläche ist ein großer dunkler Fleck. Der Polizist platziert seinen Hintern auf die Kante. Der Wenzel tut es ihm gleich. Gegenüber. Zwischen ihre Knie passte nur ein Blatt Papier.
»Alles, was Sie sagen, bleibt unter uns. Ganz vertraulich«, schnurrt der Staatsanwalt.
»Ja ... ich weiß«, sagt der Jonny zögerlich. »Es ist nur ... es ist nicht in Ordnung, wie es läuft.«
»Was ist nicht in Ordnung?«
Der Jonny greift mit den Händen zum Kopf und fährt sich durch die Haare. Er seufzt, betrachtet kurz seine Schuhspitzen. Dann blickt er dem Wenzel unverwandt ins Gesicht.
»Also gut: Der Hauptkommissar Sandner hat Kontakt zu unserer Zeugin, per SMS.«
»Was?« Der Wenzel springt auf. »Und er behält es für sich?«
Jonny nickt und seufzt erneut. »Er wird seine Gründe haben, aber ich halte das für falsch, verstehen Sie. Es bringt sie in Gefahr. Ich meine, man müsste sie auf das Revier bringen und vernehmen oder mehr Beamte einschalten.«
»Da haben Sie richtig gehandelt, mich darüber zu informieren. Wissen Sie denn, was er vorhat?«
»So ungefähr.«
»Verdammt noch mal. Ich hab gewusst, dass er sein eigenes Süppchen kocht. Er kann nicht anders. Nicht teamfähig, der Mann!«
Der Wenzel haut mit der flachen Hand auf einen ausrangierten Schreibtisch. Eine Mischung aus Ärger und Triumph.
»Also, was hat er vor?«, will er wissen, während er seine graue Handfläche mustert.
»Ich hab es nicht richtig mitbekommen, aber ich glaube, er wird sich mit ihr treffen.«
»Allein? Ich weiß, das ist schwer, aber ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, sie könnte ihn gesehen haben, in der Nacht mit Yilmaz? Die Möglichkeit sollte man bedenken.«
»Absurd«, meint der Jonny und winkt ab. »Warum sollte sie sich dann mit ihm treffen wollen?«
»Weil er sie bequatscht, sie können sich arrangieren. Er spielt den guten Onkel.«
»Glaub ich nicht. Und wer hätte den Jungen erschossen? Das Madl ist doch nicht ganz verblödet. Also, wenn Sie den Sandner verdächtigen ...«
»Ich wär mir da nicht so sicher. Wie auch immer. Das Madl ist in höchster Gefahr. Wo will er sie treffen?«
»Ich hab das mit der SMS mitbekommen. Ich war halt neugierig ... na ja. So wie ich es verstanden habe, bei ihrer Mutter – wahrscheinlich. In einer halben Stunde. Und er hat ihr versprochen – keine Polizei. Niemanden.«
»Sehr gut recherchiert, Herr Winter. Keine Polizei? Das werden wir ja sehen.«
»Sie halten mich raus?«
»Ich sage Ihnen, was ich machen werde. Ich informiere die Beamten vor Ort. Sie, Herr Winter, werden Ihren Kollegen nichts sagen. Falsche
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