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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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mehr. Der ist nur an einem Platz, erfährt der Sandner, kaum dass er den ersten Schluck vom Bier genommen hatte, vom Hartinger per Handy. Nicht weit von hier flackt er auf einem matschigen Trampelpfad – mit einem zusätzlichen Loch im Kopf, so tot, wie man nur sein kann.
    Der Sandner spürt körperlich, wie die Gülle in ihm hochsteigt und über ihm zusammenschlägt. Ganz in der Nähe liegt der Yilmaz in seinem Blut. Ganz in der Nähe! Zu Fuß könnte er hin. Jeder hier hätte zu Fuß hingekonnt. Er starrt sekundenlang sein Mobilteil an, als trüge es die Schuld.
    In der Kneipe wird es unruhig. Der eine oder andere zahlt und macht sich nach draußen. Neugier oder Lust auf Action. Nicht nur der Sandner bekommt die News. Ein ums andere Mal hört er das Wort »Tod«. Es schwebt wie ein Menetekel im Raum. Kopfschütteln, Auflachen, Flüstern – alles ist vertreten. Der Tod geht um.
    Der Ermittler kann sich nicht rühren – ist festgeklebt auf dem Barhocker. Die Beine gelähmt. Ist es dein Leichtsinn gewesen, Sandner? Hast du etwas übersehen? Hättest du es verhindern können? Die Fragen ziehen ihm wie ein Strick die Kehle zu. Immer enger. Der Hals ist staubtrocken, die Hände schweißig. Schluss damit!
    Er wirft die Münzen fürs Bier auf den Tresen und rumpelt los. Er will, dass der Indianer zu Hause friedlich vor sich hin summt. Er will die Sicherheit, dass er es nicht getan hat. Und er will Gewissheit, ob der Yilmaz mit seiner Dienstwaffe erschossen worden ist. Vergebliche Hoffnung, das ist ihm klar. Er hätte ihn festnehmen lassen müssen. Hätte, hätte, hätte. »Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden«, hat der Kierkegaard aufgeschrieben. Das ist ja die Krux.
    Der Sandner nimmt die Füße in die Hand. Unwahrscheinlich, dass jemand die Strecke zum Indianerwigwam je in kürzerer Zeit bewältigt hatte. Das Entsetzen treibt ihn voran. Entsetzen über eine Bluttat, von der er nicht weiß, wie groß sein Anteil daran ist. Die Pest hatte er dem Yilmaz an den Hals gewünscht, aber keine Kugel in den Schädel. Feiner Unterschied. Chicha trinken könnte man aus dem nicht mehr.
    Vor dem Eingang zittern ihm die Knie. Die Lunge hängt ihm aus dem Hals. Hektisch schiebt er den Schlüssel ins Schloss und sprintet die Stiegen hinauf. Lass ihn da sein!
    Tatsächlich findet er Chingachgook zu Hause vor. Er zieht sich gerade die Schuhe aus.
    Der Sandner keucht und japst. Er braucht eine Minute, in der er die Rothaut nur anstarrt.
    »Wo bist du gewesen?«, herrscht er ihn schließlich an, als wär er ein eifersüchtiger Ehemann. Warst du bei ihm?
    Vom Indianer wird er angeschwiegen. Er sieht wohl keine Notwendigkeit für eine Antwort. Es könnte diverse Gründe dafür geben.
    »Hast du gerade den Yilmaz getroffen?«, fragt er ihn.
    »Meine Sache«, bekommt er serviert. Der Mann schaut ihn nicht an. Geht einfach in die Küche. Nimmt sich ein Bier. Plopp. Ruhig führt er die Flasche zum Mund. Keine zitternden Hände, kein Schweiß. Nichts.
    Der Sandner bleibt im Türrahmen stehen.
    »Nicht deine Sache«, plärrt der Hauptkommissar, »weil er nämlich tot ist, verfluchter Scheißdreck noch amal! T. O. T.!«
    »Tot?« Der Mann scheint tatsächlich verblüfft. Zumindest ziehen sich die Augenbrauen marginal in die Höhe. »Damit hab ich nichts zu tun.«
    »Und was hast du gemacht bei ihm – ein bisserl die Wange getätschelt?«
    »Ich war in seiner Wohnung. Er war nicht da. Ich hab ihm etwas genommen.«
    »Was genommen, aha – zum Beispiel das Leben? Hast du seinen Skalp, oder was?«
    »Er war nicht da! Er ist bei mir gewesen, ich war bei ihm. Ganz einfach. Seine Frau und sein Sohn haben geschlafen.«
    »Geht noch ein Satz mehr?« Der Sandner ist dem Wahnsinn nahe. »Du spazierst also einfach in seine Wohnung – und?«
    Der Indianer deutet auf einen Plastikbeutel vom Lidl.
    »Ich nahm ihm etwas, an dem er hängt. So muss es sein.«
    »Was ist da drin?«
    »Schau selbst nach.«
    Der Sandner reißt den Beutel auf.
    »Scheißdreck, das schaut aus wie Kokain in Packerln, wenn es kein Backpulver ist. Lecko mio, das müssen zwei Kilo sein. Eine viertelmillion Euro hast du da rausgeholt! Ja, spinn ich! Das ist großer Stil! Wo war das?«
    Der Sandner holt einen der abgepackten Beutel heraus und wiegt ihn in der Hand. Nein, bestimmt kein Backpulver.
    »Reisetasche im Wohnzimmer«, sagt der Indianer. »Wer bist du eigentlich?«
    »Hauptkommissar Sandner, Tötungsdelikte.«
    Der Mann schaut ihn nur an. Wenn er überrascht

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