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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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ausgefahren?
    »Falsche Antwort. Null Punkte«, stellt die Wiesner fest.
    Wenn der Mann weiter so vehement den Schädel schüttelt, bekäme er ein Schleudertrauma. Schweißtropfen zeigen sich auf der Stirn. Der Kehlkopf hüpft auf und ab.
    »War nicht so schlimm«, beteuert Perisic. »Ich war selber schuld – war betrunken.«
    »Ein doppelter Kieferbruch und diverse andere Verletzungen – nicht so schlimm, aha. Der hat Sie ins Krankenhaus geprügelt, der Yilmaz. Was wär schlimm? Durchschnittene Kehle?«
    »Da ist Polizei gewesen im Lokal – die haben gesagt, ich muss Anzeige erstatten.«
    »Sie haben sich am Hauptbahnhof in der Asam-Stube geprügelt. Die Polizei und der Wirt haben ausgesagt, der Yilmaz hat Sie einfach zusammengeschlagen.«
    »Ich habe angefangen. Provoziert. Keine Anzeige, alles gut.« Er starrt an ihr vorbei aus dem Fenster zu den beiden Uniformierten. Sie lehnen am Kofferraum des Steifenwagens, haben sich Zigaretten angezündet und harren der Dinge. Der Sheriff kratzt sich kurz im Schritt und nickt ihnen zu.
    »Haben Sie den Yilmaz geschäftlich gekannt?«, will die Wiesner wissen.
    »Nein, nicht gekannt. Zufall. Ich war betrunken. Streit. Kann passieren. Das ist alles. Kann ich wieder gehen?«
    Die Wiesner schaut ihn an. »Sie sind ein Lügner, Herr Perisic.«
    »Nein, nein«, ruft er aufgeregt. »Bitte, Sie müssen mir glauben! Ich schwör beim Augenlicht meiner Mutter, alles wahr!«
    Die Wiesner steigt aus und öffnet die Beifahrertür. Sie sollte sich erkundigen, ob Perisics Mutter schon erblindet ist. Hohe Wahrscheinlichkeit.
    »Lasst ihn weiterfahren«, weist sie die Beamten an. Sie schauen überrascht. Mit leichtem Unwillen werden ihm die Handschellen entfernt. Sie sollten froh sein, dass der Mann ihnen nicht den Tag verhagelt. Festnahmeprotokoll nebst begleitendem Firlefanz.
    Die Wiesner steckt ihm ihr Kärtchen in die Brusttasche seiner Jacke und patscht mit der flachen Hand darauf.
    »Bald anrufen«, mahnt sie bloß, bevor sie wieder in den Wagen steigt. Sie greift zum iPhone. Der Jonny geht sofort ran. Ein gutes Zeichen.
    »Jonny, wo bist du?«
    »Vor dem Haus bei Perisic. Wo bist du hinverschwunden? Hast du den Kasperl erwischt?«
    »Egal – hör zu. Verhafte die Frau Perisic. Widerstand et cetera. Nimm sie mit.«
    Sie hört ein lautes Aufschnaufen. Dann Funkstille.
    »Jonny? Noch da?«
    »Da muss ich ja wieder rein.«
    »Macht Sinn, ja – hast ein Problem?«
    »Nein, kein Problem. Ich mein ja – soll ich sie mit der U-Bahn mitnehmen, oder was?«
    »Denk halt selber mit! Ruf dir eine Trachtlergruppe zur Unterstützung. Die Frau muss in Untersuchungshaft – jetzt sofort.«
    Wieder das Seufzen.
    »Da brauch ich einen Fachmann, der Viecher einfängt mit Netz und Schlinge. Schau dir mein Hemd an. Runtergerissen, wie nix. Hab ich erst letzte Woche gekauft. Nicht billig. Das ist eine Harpyie.«
    »Ja, du hast es nicht leicht. Frauen wollen dir halt immer gleich an die Wäsche. Ist doch für dich eh Routine.«
    »Schon klar, Chefin. Hab’s verstanden. Und was mach ich mit dem Bub – der kann doch nicht alleine bleiben?«
    Die Wiesner beobachtet, wie der Perisic seinen Polo weitertreibt.
    »Der Vater ist schon auf dem Weg. Ein Beamter soll warten. Beeilst dich, ja?«
    Delegieren hat Vorteile. Außerdem kann der Jonny so einem möglichen Trauma vorbeugen. Er bekommt das Heft in die Hand.
    »Und du?«, will er zögerlich wissen. An der Hand von Mama wäre es einfacher. Aber er ist leider ein ausgewachsener Kommissar. Außerdem hat sie schlicht keine Lust auf die keifende Frau Perisic. Privilegium einer leitenden Ermittlerin.
    »Hab was anderes vor.«
    W as seine Kollegin vorhaben könnte, darüber denkt der Sandner im Moment nicht nach. Er reitet gerade von Augenblick zu Augenblick und hofft, dass der ihn nicht abschmeißt. Wenn die Wirtsfrau vom Ansi überrascht ist, ihn hier vorzufinden, kann sie dasgekonnt überspielen. Nur ihren Kopf drängt es kurz zwischen die Schultern, als wär es kalt in der Stube oder sie müsste sich in eine Nische ducken.
    »Ja, da schau her. Haben’S Ihre Jacke wiedergefunden?«
    »Gibt Wichtigeres im Leben«, sagt er, beißt vom Croissant ab und spült mit Kaffee nach.
    Die beiden Frauen schauen zu, wie der Kleine sich mit dem Reißverschluss seiner Jacke müht, bis die Wirtin zugreift.
    »Ich muss los«, verkündet ihm die Frau Fuhrer. Einen festen Blick bekommt er gesandt. So, als ob sie ihm sagen würde, dich kenn ich, du bist ein aufgeschlagenes Buch.

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