Der Tod soll auf euch kommen
mit einem älteren Mönch unterhielt.
»Bischof Petrán«, sagte Fidelma. »Du kannst ihn nicht besonders leiden, oder?«
Eadulf nickte. »Ich weiß noch, was dein Bruder bezüglich der Feinde im Innern gesagt hat. Glaubst du, daß Petrán oder seine Anhänger in der Lage wären, jemanden zu entführen?«
»Er ist auch nur ein Mensch. Ist einer erst einmal vom Fanatismus so durchdrungen wie vom Glauben, dann ist er zu allem fähig, Eadulf«, erklärte sie. »Doch ich bezweifle, daß Petrán eine Verschwörung angezettelt hat, um die Fürsten der Uí Fidgente freizubekommen. Dem Königshaus der Eóghanacht stand er immer loyal gegenüber, den Dál gCais nicht. Mein Bruder sagte doch, er hätte sich erst kürzlich auf eine Reise zu den westlichen Inseln begeben. Er kann unmöglich schon wieder von dort zurück sein. Wieso ist er jetzt in Cashel?«
Als hätte er ihre Frage gehört, drehte sich Bischof Petrán um und entdeckte die beiden. Er sagte etwas zu seinem Begleiter, dann lief er über den Hof auf sie zu.
»Gott sei mit dir, Fidelma, und mit dir, Bruder Eadulf«, begrüßte er sie in einem Tonfall, in dem man wohl die Sterbesakramente erteilte.
Angewidert kniff Eadulf die Augen zusammen, Fidelma jedoch entgegnete förmlich: »Gott und Maria mögen dich geleiten, Bischof Petrán. Was führt dich so schnell wieder nach Cashel zurück? Man sagte mir, daß du erst vor kurzem zu den westlichen Inseln aufgebrochen seist.«
Der Bischof schniefte abschätzig.
»Etwas Unerwartetes ist geschehen, und so brach ich meine Reise in der Abtei von Colmán an der Küste ab. Ich bin erst gar nicht an Bord eines Schiffes gegangen.«
»Ich hoffe, es ist nichts Ernstes?«
Der Bischof schüttelte den Kopf. Offenbar hielt er es nicht für notwendig, weitere Erklärungen abzugeben. Er räusperte sich.
»Ich habe soeben von eurer Tragödie erfahren. Mein … mein Beileid. Ich werde eine Messe für den Seelenfrieden der armen Sárait abhalten, die immer eine sehr folgsame Tochter des Glaubens gewesen ist …« Wieder zögerte er. »Und ich werde für die Rückkehr deines Kindes beten.«
Eadulfs lachte bitter auf.
»Du wirst für
unseren
Sohn Alchú beten?« fragte er und betonte das Wort ›unseren‹. »Meine Frau wird das sehr zu schätzen wissen.«
Bischof Petrán wirkte ein wenig verunsichert.
»Als Diener des Glaubens ist das keine bloße Geste, sondern meine Pflicht.«
»Ich dachte, du würdest
unseren
Sohn ablehnen? Du lehnst ja auch unsere Verbindung ab«, erklärte Eadulf ein wenig spöttisch. Fidelma wollte ihm einen warnenden Blick zuwerfen, doch er schaute sie nicht an.
Bischof Petráns blasse Wangen röteten sich leicht.
»Ich habe so meine Ansichten, Eadulf von Seaxmund’sHam«, erwiderte er gereizt. »Trotzdem kann ich mir doch Sorgen um das Wohlergehen des Sohnes der Schwester meines jetzigen Königs machen.«
»Oder auch
meines
Sohnes?« fuhr ihn Eadulf barsch an. »Du überraschst mich. Ich dachte, du verachtest alle eheähnlichen Verbindungen unter Mönchen und Nonnen, da sie vom Bösen genährt werden, insbesondere wenn es Verbindungen von Frauen deines Landes mit Männern meines Landes sind.«
Fidelma trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Eadulfs verbaler Angriff auf den alten Bischof hatte ihr die Sprache verschlagen. Wieder einmal war sie verblüfft, ja beunruhigt über diese neue Seite in Eadulfs Wesen.
»Eadulf, jetzt ist nicht die Zeit für theologische Streitgespräche«, ermahnte sie ihn. »Wir sollten dem Bischof für seinen geistlichen Beistand danken.«
Verächtlich schnaubte Eadulf.
»Ich habe von
deiner
Wertschätzung gesprochen. Ich jedoch bedanke mich nicht für etwas, was eine ganz natürliche Reaktion ist. Petrán und ich wissen nur zu gut, daß unsere Ansichten oftmals unversöhnlich sind. Ich muß daher feststellen, daß ich seine Worte für scheinheilig und unaufrichtig halte.«
Bischof Petrán trat mit weit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück. Er war so aufgebracht, daß er tiefrot anlief.
»Ich weiß nicht, wie dein Volk mit seinen Bischöfen umgeht, Sachse«, sagte er kalt. »Aber ich weiß, daß dein Volk vor ungefähr einer Generation noch nichts vom neuen Glauben gehört hatte, ganz zu schweigen von Bischöfen, die das Volk leiten. Mein Volk brachte dem deinen den Glauben, vielleicht befindest du dich ja immer noch im Prozeß des Lernens.In diesem Land werden Bischöfe respektvoll behandelt.«
Eadulfs Augen sprühten geradezu Funken. Auch sein Gesicht
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