Der Tod soll auf euch kommen
darauf antworten sollte.
Eadulf sah sie mit verzweifeltem Blick an.
»Ich will damit sagen, daß ich, durchdrungen von einem solchen Geist, immer versucht habe, das Kleid der Nächstenliebe und Brüderlichkeit anzulegen, die das Kennzeichen des christlichen Glaubens sind. Als ich gerade das Mannesalter erreicht hatte, war Fursa, ein Wandermönch aus deinem Volk, mein Lehrer. Ich bin zwar nicht mit dem christlichen Glauben großgeworden, aber ich habe an meinem zwanzigstenGeburtstag den alten Göttern des Südvolks abgeschworen. Ich war nach der Erbfolge
gerefa,
Friedensrichter des Thans von Seaxmund’s Ham. Ich bin stolz, Fidelma. Ich habe Selbstachtung. Ich besitze die ganze Eitelkeit, die meinem Volk eigen ist. Es ist manchmal schwer für mich zu begreifen, daß ich hier lebe. Ich bin ein Fremder in einem fremden Land.«
Fidelma hörte an seiner Stimme, daß er wirklich litt.
»Ich dachte, du magst mein Land«, sagte sie.
»So ist es auch, sonst hätte ich kaum so lange hier aushalten können. Ich kam her, um die Grundsätze des christlichen Glaubens zu studieren, lange bevor ich dich traf. Doch ich konnte mich nie gänzlich von meiner Heimat und meiner Kultur lösen. Vor allem während des letzten Jahres bin ich oft daran erinnert worden, was mir fehlt.«
»Im letzten Jahr? Seit wir verheiratet sind? Seit der kleine Alchú geboren ist?«
Eadulf hob verlegen die Arme.
»Willst du in deine Heimat zurückkehren?«
»Ich weiß nicht. Ich denke schon.«
»Dort könnte ich nie und nimmer auf Dauer sein, Eadulf. Deshalb habe ich stets versucht, unsere Beziehung mit Abstand zu leben.«
»Ich weiß.«
Sie zögerte, dann ging sie einen Schritt auf ihn zu.
»Eadulf …«, fing sie an.
Da klopfte es an der Tür, und die Magd kehrte mit einem Krug gallischen Weins und Bechern aus Ton zurück. Nun war alle Intimität dahin.
»Möchtest du, daß ich weiter saubermache, Lady Fidelma?« fragte die Frau. »Ich hatte gerade erst damit begonnen, als ihr eintratet.«
Fidelma schüttelte den Kopf. Sie wandte sich zur Seite, da erblickte sie ein Kleidungsstück, das aus einer kleinen Holztruhe herausragte. Die Truhe stand neben Alchús Kinderbett. Sie zitterte leicht und wollte nicht zu nah herantreten.
»Räum das richtig fort, ehe du gehst«, meinte sie zur Dienerin. »Ich mag es nicht, wenn es unaufgeräumt ist. Wenn du diese Gemächer schon säuberst, so sorge dafür, daß alles richtig fortgeräumt ist.«
Die Dienerin wollte etwas sagen, zuckte dann aber nur mit den Achseln und befolgte die Anweisung. Als sie den Raum verlassen hatte, herrschte Schweigen.
Eadulf schenkte sich reichlich Wein ein. Seine Bewegungen verrieten, daß er immer noch wütend war.
Fidelma sprach nun wohlüberlegt und gefaßt.
»Eadulf, wir beide sind emotional sehr aufgewühlt und unsicher. Wir befinden uns mitten in einer Krise. Wenn wir sie überstehen wollen, muß Friede zwischen uns herrschen.«
Eadulf schaute sie an. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Er zuckte mit der Schulter.
»Ich kann so nicht weitermachen, Fidelma«, sagte er schlicht. »Als wir noch nicht miteinander verheiratet waren, habe ich jene Antipathie nicht gespürt, die mir jetzt von den Menschen, die dich umgeben, entgegengebracht wird. Ich kann es nicht ertragen, wie dein Tun und deine ganze Art mir gegenüber diese Feindseligkeit zu entschuldigen scheinen.«
Fidelma dachte eine Weile nach, ehe sie antwortete.
»Meinen Charakter kann ich nicht ändern. Eine Weile habe ich den Entschluß über die Gefühle, die wir füreinander hegten, hinausgezögert, wie du wohl weißt. Ich wußte, wenn duhier mit mir in Cashel leben würdest, würde man dich vor unserem Gesetz wie einen Ausländer behandeln, wie einen landlosen Ausländer mit begrenzten Rechten. Es gibt Entscheidungen, die ich vor unserem Gesetz treffen darf und du nicht.«
»Dein Gesetz ist nicht das meine, Fidelma. Da gibt es noch viel zu bedenken, was die Zukunft betrifft.«
»Herrscht zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem Alchú wieder bei uns ist, Friede zwischen uns?« fragte sie leise.
Eadulf dachte einen Moment nach.
»So soll Friede sein«, verkündete er schließlich. »Sobald Alchú wieder sicher bei uns ist und die Schuldigen gefunden sind, werden wir weiterreden.
Absit invidia
«, fügte er hinzu. »Böse Absichten mögen fern sein.«
Fidelma lächelte traurig.
»Mox nox in rem«
, entgegnete sie ernst. »Die Sache mag eine Weile ruhen.«
»Was können wir tun, bis uns die
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