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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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du.«
    »Heißt es nicht, daß Geduld die Tugend der Esel ist?« sagte Fidelma zynisch.
    Conchobar kniff die Augen zusammen.
    »Ich erinnere mich an einen großen Brehon, der einmal sagte, wer keine Geduld besitzt, der besitzt auch keine Weisheit. Dieser Brehon war …«
    Fidelma lächelte.
    »Ich weiß. Das war mein eigener Mentor, Brehon Morann. Er mußte nie warten, hat sich nie nutzlos fühlen müssen, während das eigene Kind Gott weiß was für Gefahren ausgeliefert war.«
    »Fidelma, es gibt auch das Sprichwort, wenn du Geduld hast, wird dich die Biene mit Honig versorgen. Heute ist nicht der Tag für voreilige Aktionen. Heute beherrscht nämlich An Bech den Himmel.«
    Fidelma wußte, daß das irische Himmelszeichen der Biene von den Römern Skorpion genannt wurde.
    »Warum?« fragte sie.
    »Weil nicht nur die Sonne im Skorpion steht, sondern auch Mars, der Herrscher des Skorpion, so wie Venus und Jupiter. Beide gleichzeitig. Das könnte meiner Ansicht nach nachteilig sein, Fidelma. Bei deinem starken Temperament könntest du Entscheidungen treffen, die sich zum Guten aber auch zum Schlechten fügen könnten. Außerdem, und darauf mußt du besonders achtgeben, ist der Skorpion das Tierkreishaus des Todes.«
    Fidelma erblaßte. Dann lächelte sie.
    »Du sollst doch eigentlich Freude in mein Leben bringen, Conchobar.«
    »Ich soll dir dabei helfen, die Wege zu gehen, die du gehen mußt, Fidelma. Anstatt hier mit einem alten Mann wie mir
brandubh
zu spielen, solltest du bei deinem Mann sein.«
    Fidelma zog verstimmt die Nase kraus. Wieder blickte Bruder Conchobar sie nachdenklich an.
    »Läuft zwischen dir und unserem sächsischen Freund etwas schief?«
    »Ja, einiges, Conchobar.«
    »Ich bin nicht dein
anam chara,
aber …«
    »Ich habe keine Seelenfreundin. Seit Liadin.«
    »Wenn du einen Seelenfreund brauchst, so will ich gern deinen innersten Gedanken lauschen und meine Meinung dazu sagen.«
    Fidelma sah auf das Spielbrett nieder. »Dieses Spiel ist ein Kinderspiel verglichen mit dem, was in meinem Kopf vorgeht, und ich kann keinen Schutz auf den Feldern finden, die das Spielbrett meines Lebens darstellen.«
    Conchobar starrte sie einen Moment lang an.
    »Es ist nicht einfach für Bruder Eadulf, nicht nur in einem fremden Land zu leben, sondern auch mit einer Prinzessin der Eóghanacht verheiratet zu sein.«
    »Das war seine Entscheidung«, rechtfertigte sie sich.
    Conchobar lächelte. »Und du hattest nichts damit zu tun?«
    Auf seinen leicht sarkastischen Tonfall hin errötete sie.
    »Ich habe versucht, ihn davon abzuhalten, habe versucht …«
    Conchobars Lächeln wurde immer breiter.
    »Ich verstehe. Du bist gegen deinen Willen überwältigt worden, und es gab nichts, was du hättest tun können?«
    »Die Frist für unsere Probeehe ist bald abgelaufen. In den nächsten Wochen ist sie vorbei.«
    »Und du hast vor, ihn dann zurückzuweisen? Das ist unter den gegebenen Umständen ziemlich unpassend, nicht wahr?«
    Fidelma preßte die Lippen aufeinander und schwieg. Conchobar dachte so unglaublich logisch, genau wie sie.
    »Abgesehen von Eadulfs Schwierigkeiten, sich diesem Leben anzupassen, welche Gefühle hast du? Erzähl mir nicht, daß du dich als Partnerin von ihm abgestoßen fühlst. Dafür kenne ich dich zu gut. In deinem Leben hast du nie etwas gemacht, was du nicht wolltest. Du bist diese Beziehung eingegangen, weil du es so wolltest, und nicht, weil Eadulf es wollte.«
    Fidelma öffnete den Mund, schwieg dann aber lieber. Sie fragte sich, was sie wohl am besten darauf antworten konnte.
    In diesem Moment flog die Tür auf, und ein Mönch trat ein. Er lief geradewegs auf Bruder Conchobar zu und bemerkte Fidelma nicht.
    »Komm schnell, Bruder Apotheker«, rief er atemlos. »Du wirst sofort gebraucht.«
    Fidelma erhob sich rasch.
    »Was ist geschehen?« fragte sie mit Herzklopfen.
    Der Mönch drehte sich um, jetzt erst entdeckte er sie.
    »Schwester Fidelma! Es ist Bischof Petrán. Ich glaube, er stirbt … Wenn er nicht schon tot ist.«

KAPITEL 11
    Bischof Petrán lebte nicht mehr. Er lag auf seinem Bett, seine Haut war blaß wie gestrafftes Pergament, seine Lippen schimmerten eigenartig blau. Bruder Conchobar konnte nur noch den Tod feststellen.
    Im Raum befanden sich zwei Diener von Bischof Petrán, junge Mönche, die offensichtlich zutiefst bekümmert über den Tod ihres alten Mentors waren. Von Neugier getrieben, hatte Fidelma Bruder Conchobar zu den Gemächern des Bischofs begleitet. Tags zuvor

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