Der Tod soll auf euch kommen
Augen, um sich zu vergewissern. Colgú stand hilflos da.
»Ich habe auch schon festgestellt, daß es Alchús Schuh ist, Fidelma. Die Schuhe waren ein Geschenk von mir. Ich bin mir so sicher, weil ich sie von unserem hiesigen
cuaránaidhe
habe anfertigen lassen«, erklärte er, sich beinahe rechtfertigend. »Ich habe sogar den Schuhmacher dazu bringen können, das Leder ganz weich zu machen, und ich habe sie persönlich begutachtet. Ich kenne sie genau.«
Fidelma straffte ihre Schultern. »Ist nur ein Schuh geschickt worden?«
Colgú schaute zu Gormán hinüber. Der Krieger hüstelte nervös und breitete die Hände aus.
»Ich habe den Schuh nur hergebracht, Lady Fidelma. Man hat ihn mit dieser Nachricht gefunden. Nur diesen einen kleinen Schuh.«
Fidelmas Blick wanderte zurück zum Tisch, auf dem das Stück Birkenrinde lag. Sie legte den Babyschuh hin und griff danach. Es standen nur wenige Wörter darauf. Ihr fiel auf, daß sie in der gleichen ungeübten Handschrift geschrieben waren wie die erste Botschaft.
Euer Beweis,
stand dort schlicht.
Nun haltet euch an die Abmachung
.
Fidelma sah Gormán fragend an.
»Ich bin heute vormittag an dem Gasthaus in der Stadt vorbeigekommen, da rief mich der Wirt zu sich. Er hatte den Schuh in einem kleinen Lederbeutel an der Tür gefunden –an der gleichen Stelle, an der die erste Nachricht hing«, sagte der Krieger. »Und die Birkenrinde lag dabei.«
Fidelma betrachtete nun den kleinen Lederbeutel. Sie nahm ihn in die Hand. Es war ein ganz normaler Beutel aus Rehleder, der mit einem Lederband zugebunden war, kaum groß genug, um eine Faust darin zu verstecken. Fidelma wendete den Beutel von innen nach außen und untersuchte die Nähte. Sie entdeckte Samen und Pflanzenreste darin.
Fidelma sagte nichts und drehte den Beutel wieder um. Dann nahm sie erneut den Schuh in die Hand. Er war sauber. Keine Spur von Schmutz daran.
»Jetzt ist alles klar, Cousine«, meinte Finguine.
»Alles klar? Was denn?«
Finguine hob die Hände.
»Daß es sich hier um eine Verschwörung der Uí Fidgente handelt. Sie halten deinen Sohn gefangen, um so die Freilassung ihrer drei Fürsten zu erzwingen.«
Colgú nickte zustimmend.
»Uns bleibt nichts anderes übrig, Fidelma. Wir müssen die drei Männer freilassen. Wir haben keine andere Möglichkeit, diejenigen zu finden, die das Baby festhalten.«
Finguine warf ihr einen beinahe entschuldigenden Blick zu.
»Dein Bruder hat recht. Aber ich muß euch daran erinnern, es wurden bisher keine Garantien für Alchús Freilassung abgegeben. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als den Uí Fidgente zu vertrauen, daß sie ihn zurückbringen, sobald ihre Fürsten die Grenze überschritten haben.«
»Wir müssen ihnen vertrauen«, wiederholte König Colgú resigniert.
»In ihrem ersten Schreiben stand«, fuhr Finguine fort, »daßdas Baby wieder freikommt, sobald die drei Fürsten das Gebiet der Dál gCais erreicht hätten.«
»Ist Capa schon von seiner Mission aus dem Land der Uí Fidgente zurück?« fragte Fidelma plötzlich.
Finguine schüttelte den Kopf.
»Wenn man bedenkt, innerhalb welch kurzer Zeit auf unsere Bekanntmachung an den Gasthöfen geantwortet wurde, hält sich der Entführer in allernächster Nähe von Cashel auf«, schlußfolgerte Colgú.
Nachdenklich senkte Fidelma den Kopf.
»Das scheint mir auch logisch«, meinte sie.
»Nun, sobald die Fürsten frei sind, können wir ihnen folgen und sehen, wer Kontakt zu ihnen aufnimmt«, schlug Finguine vor. »Dann wissen wir, in wessen Händen das Baby ist.«
»Das wäre sinnlos«, erwiderte Fidelma. Alle starrten sie überrascht an.
»Sinnlos?« fragte Colgú.
»Die Stammesfürsten werden vermutlich sofort ins Land der Dál gCais reiten. Die Entführer des Kindes werden sie zweifellos dabei beobachten, und das vom Zeitpunkt ihrer Freilassung an. Wie werden sie aber reagieren, wenn wir die Fürsten verfolgen lassen?«
Colgú wurde sofort klar, was sie meinte.
»Sie würden das Kind weiter festhalten. Meinst du, daß wir die Fürsten einfach so ziehen lassen sollten?«
Gormáns Miene war die ganze Zeit über recht nachdenklich gewesen. »Verzeih mir, Lady Fidelma, aber wo ist Bruder Eadulf? Sollte er nicht hier sein, wenn wir diese Entscheidung treffen?«
»Warst du letzte Nacht nicht in der Burg?« wollte sie wissen.
»Nein, Lady.« Er zögerte. »Nun, ich habe die letzte Nacht bei einer Frau verbracht und bin erst heute früh zurückgekehrt.«
Nun sagte Finguine ein
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