Der Tod soll auf euch kommen
Fidgente in Frage? Sage, was du zu sagen hast, und dann geh wieder.«
»Nun gut. Mein Sohn ist entführt worden. Offenbar wird er von euren Anhängern festgehalten, die mit ihm eure Freilassung erwirken wollen.«
Ganz offensichtlich verstellten die Männer sich nicht, sie waren wirklich verblüfft.
Cuirgí, der anscheinend ihr Anführer war, gewann als erster die Fassung wieder.
»Du bringst uns da gute Nachrichten, Fidelma von Cashel.«
»Ihr werdet freigelassen.«
Die beiden jüngeren Krieger stießen Freudenschreie aus.
»Ihr werdet freigelassen und dürft nach Norden in eure Heimat reiten. Eure Verbündeten haben versprochen, meinen Sohn zurückzugeben, sobald ihr die Berge überquert habt. Ihr wußtet nichts von dem Plan?«
Cuirgí lächelte triumphierend und ging nicht auf ihre Frage ein.
»Wann können wir aufbrechen?«
»Welche Garantie haben wir, habe ich, daß eure Verbündeten zu ihrem Wort stehen?«
»Das Wort der Uí Fidgente gilt genausoviel wie das einer Eóghanacht!« fuhr Cuán sie an.
Fidelma erwiderte schroff: »Dann hat sich der Wert eines Versprechens der Uí Fidgente geändert, denn als euer Prinz Eoganán meinem Bruder einen Eid schwor, verging kaum ein Jahr, und er führte wieder die Uí Fidgente an, um Colgú vom Thron von Muman zu stoßen. Ich möchte mich hier nicht über die Wertigkeit eines Versprechens der Uí Fidgente und der Eóghanacht streiten. Ich bin hier, um herauszufinden, ob die Zusage, die eure Anhänger gaben, gilt oder ob sie falsch ist. Schließlich ist mein Sohn das Pfand in diesem Spiel.«
Cuirgí lehnte sich wieder zurück und sah sie nachdenklich an. Dann zuckte er mit den Achseln.
»Wie gesagt, wir kennen diese Verbündeten nicht. Wir haben keine Ahnung von ihren Plänen. Aber es ist gut zu hören, daß bei unserer Niederlage bei Cnoc Áine nicht die ganze Mannhaftigkeit der Uí Fidgente untergegangen ist. Wenn sie zu solchen Mitteln gegriffen haben, um uns aus den grauenKerkermauern von Cashel zu befreien, dann singt mein Herz ganze Lobeshymnen auf sie, und ich sage, was immer sie auch tun, ich bin dabei.«
Fidelmas Augen wurden zu zwei glühenden Spitzen.
»Nun gut. Wenn du auf eure Verbündeten triffst, Cuirgí von Ciarraige, dann richte ihnen folgendes von mir aus – sie müssen sich an ihr Versprechen halten und mir Alchú wohlbehalten übergeben. Wenn sie auch nur daran denken sollten, das nicht zu tun, so schwöre ich, werde ich sie bei allem, was mir heilig ist, jagen und niederstrecken lassen. Jeden von ihnen, und jeden einzelnen Sohn von ihnen – bis ins jüngste Glied werde ich sie auslöschen, damit es nicht einen mehr geben wird, der sich an sie erinnern kann.«
Ihre Stimme war leise, aber so kalt, daß die Aufrichtigkeit ihrer Worte nicht angezweifelt werden konnte. Cuirgí war von der Vehemenz ihres Auftretens überrascht.
»Eine Nonne, die Flüche ausstößt?« Es sollte spöttisch klingen, tat es aber nicht.
»Es ist nicht die Nonne, sondern die Mutter, die hier flucht«, erwiderte Fidelma leise. »Und falls du Zweifel haben solltest, so kenne ich mich in den alten Bräuchen genausogut aus wie in den neuen. Ich werde keine Gewissensbisse haben und mir keinerlei Zurückhaltung auferlegen, den
glam dicín
zu verkünden.«
Cuirgís Kiefer klappte nach unten.
»Aber das ist vom neuen Glauben ausdrücklich untersagt worden.«
Die drei Stammesfürsten der Uí Fidgente entdeckten etwas in ihren Augen, das sie unfreiwillig erschauern ließ.
»Es gibt viele Dinge, die der neue Glaube nicht billigt, Cuirgí«, sagte sie ruhig. »Mißbilligung allein heißt nicht, daßdiese Dinge sich in Luft auflösen oder daß man sie nicht mehr anwendet. Vor tausend und abertausend Jahren kannten unsere Druiden die Macht des
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und haben diesen Brauch weitergereicht. Was sind wir Nonnen und Mönche denn anderes, als Druiden in neuem Gewand?«
Ein
glam dicín
war ein mächtiger Zauberspruch, der sich gegen eine oder mehrere Personen richtete – ein Fluch, der sehr gefürchtet wurde, denn er bewirkte, daß die Verfluchten voller Schmach erkrankten oder gar starben und sogar ihre Wiedergeburt im Jenseits verhindert wurde. Menschen, die unter dem Bann des
glam dicín
standen, wurden von ihren Familien und von allen Schichten der Gesellschaft verstoßen, und sie waren dazu verurteilt, als Ausgestoßene ein Leben ohne Hoffnung in dieser oder in der nächsten Welt zu fristen, bis der Zauberbann wieder aufgehoben wurde. Es war ein Zauberspruch aus
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