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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hügel, den man meist Duma Dála nannte und der fürVersammlungen bestimmt war. Inzwischen bezeichnete man damit einen Ort, an dem man die Gefangenen hielt. Nachdem Fidelma hinter dem Gefängniswärter die Tore passiert hatte, ging sie an einer Reihe karg, aber zweckdienlich ausgestatteter Zellen vorbei.
    Der Wärter lachte über ihren erstaunten Blick, als sie sich umsah.
    »Hier halten wir die Adligen fest, die im Krieg gefangengenommen wurden und dem König nicht ihr
gell
– ihr Ehrenwort – geben wollen«, erklärte er.
    Jene Gefangenen, die vor dem Gesetz und vor Gott das Gelübde abgelegt hatten, die Freiheit, die sie bedingt erhielten, nicht zu mißbrauchen, bezeichnete man als
gellach
. Es war üblich, daß Kriegsgefangene ein solches Gelübde ablegten und sich frei im feindlichen Stammesgebiet oder gar im ganzen Königreich bewegen durften. Manche Männer heirateten sogar oder wurden von ihren ehemaligen Feinden adoptiert und führten anschließend in ihrer neuen Heimat ein glückliches Leben. Die Tatsache, daß die drei Fürsten der Uí Fidgente lieber ihren Status als Gefangene beibehielten und auf die bedingte Freiheit verzichteten, verriet Fidelma viel über ihr Wesen. Sie saßen alle drei zusammen in einer Zelle und hatten soeben ihre erste Mahlzeit beendet. Der Wärter kündigte Fidelma an.
    »Lady Fidelma von Cashel, Tochter des Failbe Flann, Schwester von Colgú, König von Muman.«
    Die Männer zögerten erst, dann erhob sich der erste, schließlich standen alle auf. Sie blickten sie an, und sie sah sowohl Abneigung als auch Neugierde in ihren Augen.
    Fidelma betrachtete die drei Gefangenen prüfend. Einer von ihnen war etwasälter, seine Gerissenheit stand ihm ins Gesichtgeschrieben. Er hatte eine lange Nase, wulstige Lippen und engliegende, abwägende dunkle Augen, die sich in Fidelma hineinzubohren schienen, als suchten sie nach einem Schwachpunkt in ihr. Sein Gesicht trug eine Narbe, die seine Augenbraue ganz entstellte. Die beiden anderen waren jünger und dunkelhäutig, ihr Blick war provozierend – vielleicht lag auch ein Funken von Arroganz in ihren Gesichtern. Etwas war ihnen allen gemein – ihre düstere Streitlust, als sie Fidelma begrüßten.
    »Wer hat nicht schon von Fidelma von Cashel gehört«, verkündete der ältere Fürst langsam, »die eine so bedeutende Rolle beim Sturz von unserem Prinzen Eoganán gespielt hat!« Seine Stimme verriet, daß ihm ihr Name nicht gefiel.
    »Und du bist?« fragte Fidelma, setzte sich hin und betrachtete ihn mit regloser Miene.
    »Ich bin Cuirgí von Ciarraige. Das sind meine Cousins Cuán und Crond.«
    »Nehmt Platz, wir werden uns unterhalten«, sagte Fidelma und winkte dem Wärter, daß er gehen könne. Überrascht sahen sich die Uí Fidgente an.
    »Hast du keine Angst, mit den Todfeinden deines Volkes allein zusammenzusein?« höhnte Cuirgí.
    »Müßte ich denn Angst haben?« erwiderte Fidelma.
    Auf einmal fiel den Männern auf, daß sie immer noch vor ihr standen. Cuirgí setzte sich prompt hin und rekelte sich arrogant. Er antwortete einfach nicht auf ihre Frage.
    »Und, Fidelma von Cashel, bist du gekommen, um uns zu belehren?« fragte er, und in seiner Stimme lag immer noch ein höhnischer Ton. »In welcher Rolle bist du eigentlich hier? Als eine Prinzessin der Eóghanacht? Als Nonne? Oder als
dálaigh

    Fidelma verschränkte die Hände auf dem Schoß. »Als Mutter komme ich.«
    Cuán, einer der jüngeren Männer, lächelte düster.
    »Wir haben gehört, daß du dich mit irgendeinem Ausländer zusammengetan und ihm einen Balg geschenkt hast.«
    Die Farbe von Fidelmas Augen schien auf einmal von grün zu einem kalten Blau zu wechseln. Ihr Blick ließ das Lächeln im Gesicht des Mannes erstarren.
    »Ich bin mit Eadulf von Seaxmund’s Ham aus dem fernen Land des Südvolks hinter dem Meer verheiratet«, sagte sie ruhig. »Unser Sohn heißt Alchú.«
    »Und was haben deine familiären Umstände mit uns zu tun, Fidelma von Cashel?« fragte Cuirgí.
    »Habt ihr gehört, was mit meinem Sohn geschehen ist?«
    Zu ihrer Überraschung sahen die Männer sie verständnislos an. Cuirgí sprach: »Wir bekommen hier in unserem Kerker nur wenig mit. Was treibst du für ein Spiel mit uns?«
    Fidelma beherrschte sich.
    »Heißt das, daß ihr weder durch Gerede in der Burg noch über andere Wege erfahren habt, was in der letzten Woche geschehen ist?«
    Cuirgí beugte sich angriffslustig vor.
    »Du – eine Eóghanacht – stellst das Wort eines Uí

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