Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod trägt dein Gesicht

Der Tod trägt dein Gesicht

Titel: Der Tod trägt dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
Vom Netzwerk:
hatte es gemalt. Als Nächstes waren die gerahmten Familienfotos dran, die überall im Raum herumstanden.
    Er nahm eines von einem Beistelltischchen in die Hand. “Ist das dein Mann?”
    “Ja, das ist Tim.”
    “Er sieht nett aus.”
    “Er war nett.”
    Mark stellte das Foto wieder zurück auf den Tisch und fuhr fort, umherzugehen, während er seine Hände in die hinteren Hosentaschen seiner Jeans steckte. Der weiche Baumwollpullover spannte sich über seine breiten Schultern. Die Muskeln seines Rückens zeichneten sich deutlich unter dem feinen Stoff ab. Er hatte die Bündchen hochgeschoben, sodass die Ärmel seine muskulösen Unterarme und seine breiten Handgelenke freigaben.
    Casey beobachtete ihn und wurde von Minute zu Minute nervöser.
    “Möchtest du dich setzen?”, fragte sie und deutete auf einen der Sessel, die vor dem Kamin standen.
    Über die Schulter sah er sie an und antwortete nur kurz: “Klar.”
    Er ignorierte die Sessel und setzte sich zu ihr auf das Sofa, sodass eine einzelne freie Sitzfläche zwischen ihnen war. Er ließ sich in die Polster fallen und streckte die Beine aus. Seine Füße waren gekreuzt, und er starrte in den Kamin, obwohl dort kein Feuer brannte.
    Die Zeit verging, ohne dass sie miteinander sprachen.
    “Du hast wohl viele Noteinsätze gehabt. Ich habe dich seit Wochen nicht mehr gesehen”, versuchte Casey, die Stille zu durchbrechen.
    “Es gab keine Notfälle. Ich war woanders joggen.”
    “Aha. Ich verstehe.” Sie hatte das Gefühl, als hätte er sie ins Gesicht geschlagen. Das war natürlich blöd, der Mann konnte schließlich joggen gehen, wo er wollte. Und er schuldete ihr auch keine Erklärung. Und dennoch musste sie mit den Tränen kämpfen.
    Jetzt starrte auch sie in den Kamin.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er sie ansah. “Ich musste nachdenken.”
    Casey starrte weiter vor sich hin. Schnell schloss und öffnete sie die Augen wieder. Sie wagte es nicht, etwas zu sagen.
    “Ich habe über uns nachgedacht.”
    Sie sah ihn an. “Über uns?” Ihr Herz raste so sehr, dass sie meinte, nicht atmen zu können.
    “Ja. Ich musste darüber nachdenken, ob ich in der Lage sei, mit dir eine ernsthafte Beziehung zu führen.”
    “Eine ernsthafte …?” Casey schüttelte den Kopf. “Was willst du mir damit sagen? Ich hatte keine Ahnung, dass du … du hast nie … so, wie du dich mir gegenüber verhalten hast, dachte ich immer, du wolltest mit mir nur befreundet sein.”
    “Ich möchte auch mit dir befreundet sein. Und eines Tages … bald, wie ich hoffe, … möchte ich, dass wir ein Liebespaar sind.”
    Sprachlos sah Casey ihn an.
    Mark lachte leise über ihren Gesichtsausdruck. “Und zu deiner Information, ich habe zwar zu Anfang ein wenig geflirtet, aber du hast es nicht bemerkt. Ich dachte, du spielst die Unberührbare bis zu diesem Abend im Krankenhaus. Als du mir deine Geschichte erzählt hast, habe ich gemerkt, dass ich etwas ändern muss. Du hast Tim dein ganzes Leben lang gekannt. Du hast dich mit ihm wohlgefühlt. Deswegen habe ich versucht, dir mehr Zeit zu lassen, damit du mich besser kennenlernst. Ich wollte, dass du dich auch mit mir wohlfühlst.”
    “Aha.” Casey sah auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. “Und dann hast du gesehen, wie ich einen bewaffneten Mann festgenommen und einen anderen zusammengeschlagen habe, und das hat dich abgestoßen.”
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich Marks Körper anspannte. “Abgestoßen?” Er klang erstaunt. Er setzte sich aufrecht hin und wandte sich ihr zu. Er zog das linke Bein an, um es auf dem freien Platz zwischen ihnen auszustrecken und legte seinen linken Arm auf die Sofalehne. “Himmel, nein, ich war nicht abgestoßen! Ich war erstaunt, das stimmt. Jedenfalls zu Beginn. Aber dann war ich nur noch stolz und habe dich bewundert. Und vor allem hatte ich unheimliche Angst. Ich hatte solche Angst, dass dir etwas passieren würde, dass ich am ganzen Leib gezittert habe. Es war das erste Mal, dass es mir aufging – nein, eher hat mich diese Erkenntnis erschlagen –, dass das deinen Beruf ausmacht, dass du täglich mit solchen Auseinandersetzungen konfrontiert wirst.”
    “Aber du hast doch von Anfang an gewusst, dass ich bei der Polizei bin.”
    “Ich habe gewusst, dass du eine Kommissarin bist. Aber ich habe mir nie wirklich darüber Gedanken gemacht, was das in der Praxis bedeutet. Ich dachte wahrscheinlich, dass ihr Detectives wie Sherlock Holmes arbeitet. Ich dachte, ihr

Weitere Kostenlose Bücher