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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Dienststelle und nachsehen, wie dort die Dinge liefen, Glenisters ausdrücklicher Befehl allerdings ließ ihn zu Hause bleiben und jedes Mal zusammenzucken, wenn das Telefon klingelte.
    Doch Glenister war kein einziges Mal dran. Mitte des Nachmittags war er überzeugt, dass sie sich nicht mehr melden würde. Dann, um fünf Uhr, klingelte es erneut.
    »Pascoe«, sagte er.
    »Peter, hallo. Hier ist Dave Freeman.«
    Sie machte noch nicht mal ihre eigene Drecksarbeit selber.
    »Sandy lässt sich entschuldigen, sie kann Sie leider nicht persönlich anrufen, hat einfach zu viel zu tun. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut. Ausgeruht. Bereit zur Arbeit.«
    »Ausgezeichnet. Aber wir wollen nichts überstürzen. Sandy meint, Sie hätten am Sonntag ein wenig kränklich ausgesehen. Rollen Sie doch morgen Abend wieder hier an, schlüpfen Sie in Ihrem Hotel unter und melden sich am Mittwoch dann in der Lubjanka zum Dienst.«
    Seinem ersten Impuls zufolge hätte er ihm am liebsten gesagt, er könne bereits heute Abend anreisen, aber er widerstand ihm.
    »Ja! Wunderbar«, antwortete er. »Ich werde gleich am Mittwoch in der Früh da sein.«
    Er musste ganz versessen geklungen haben.
    »Warten Sie wenigstens bis zum Sonnenaufgang«, sagte Freeman.
    Als er es Ellie erzählte, war sie nicht erfreut, haderte aber auch nicht, da es keinen Zweck gehabt hätte, sich mit ihm zu streiten. Sich niemals im Streit trennen , so lautete einer ihrer Vorsätze noch aus erster Ehezeit, der niemals ohne nachfolgendes Bedauern gebrochen worden war. Ihr Abschiedskuss am darauffolgenden Tag fiel dann auch so leidenschaftlich aus, wie es sich ein Mann nur wünschen konnte.
     
    Am nächsten Morgen saß sie wutentbrannt vor Frust am widerspenstigen dritten Kapitel ihres neuen Romans, als das Telefon klingelte. Die Nummer auf dem Display war ihr unbekannt, weshalb sie sich mit einem kurzen »Ja?« meldete, bereit, jeden Versuch, ihr etwas verkaufen zu wollen, auf das Entschiedenste abzuwehren.
    »Ellie?«, erklang eine Männerstimme vorsichtig.
    »Ja. Und wer sind Sie?«
    »Hier ist Maurice. Maurice Kentmore. Tut mir leid, störe ich?«
    »Maurice«, sagte sie. »Hallo. Nein, überhaupt nicht, wirklich. Aus irgendeinem Grund habe ich gedacht, Sie würden mir Doppelglasfenster andrehen wollen. Tut mir leid.«
    Er lachte. »Nein, ich will Ihnen nichts andrehen. Ganz im Gegenteil. Ich musste heute Morgen aus geschäftlichen Gründen in die Stadt und überlege gerade, ob ich nicht Sie – und natürlich auch Peter – auf ein Mittagessen einladen könnte. Tut mir leid, es kommt jetzt auf die letzte Minute, aber ich war schneller fertig, als ich gedacht habe, und jetzt hänge ich rum, weil ich später noch Kilda abholen muss – sie ist bei jemandem zu Besuch –, was ich also sagen möchte: Ich dachte, ich könnte irgendwo was essen, und weil ich dazu neige, alles in mich hineinzuschlingen, wenn ich allein esse, was mir dann Verdauungsprobleme bereitet …«
    »Dann ist das also eher ein medizinischer Notfall und kein gesellschaftlicher Anruf?«, sagte Ellie, eher amüsiert als gereizt über die Unfähigkeit des höflichen Engländers, ihr einfach zu sagen: Lust auf ein Essen?
    »Tut mir leid«, sagte Kentmore, »ich bin ziemlich umständlich, nicht wahr? Hören Sie, es wäre nett, Sie zu sehen, aber wenn Sie zu tun haben oder schon andere Verabredungen getroffen oder …«
    Jetzt klang Ellie doch leicht gereizt, als sie ihm ins Wort fiel
    »Maurice, ich bin durchaus in der Lage, mir meine Entschuldigungen selbst auszudenken. Wenn ich sie denn bräuchte. Was nicht der Fall ist. Also: wann und wo?«
    »Ich kenne eigentlich nur das Keldale Hotel«, sagte er. »Das Restaurant ist ganz verlässlich. Was meinen Sie?«
    Verlässlich bedeutete in diesem Fall langweilig, schwer verdaulich und prätentiös.
    »Wenn Sie mich ernsthaft danach fragen, würde ich es vorziehen, einen Burger im Park zu verdrücken«, sagte sie.
    »Ah, na ja, wenn Ihnen das wirklich lieber ist …«
    »War nur ein Witz, Maurice. Aber nicht das Keldale. Wie wär’s mit dem Saracen’s Head, Little Hen Street, um halb eins. Sie werden einen Tisch reservieren müssen. Oder soll ich lieber …?«
    Diese Herausforderung an seine Männlichkeit ging zu weit.
    »Nein, nein, ich mach das schon. Ich freu mich, Sie zu sehen.«
    War sie unhöflich gewesen?, fragte sich Ellie, als sie den Hörer auflegte. Vielleicht. Aber sie würde keinesfalls ihren Tagesablauf umwerfen für ein Essen im verdammten

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