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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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Über die Distanz hinweg fühlte sie seinen Blick auf sich ruhen. Ihr Nacken kribbelte, als sie sich wieder zu Peter umdrehte. Draußen wehte ihr ein nasskalter Wind Schneeregen ins Gesicht. Peter klappte den Mantelkragen hoch und zupfte den Schal über den Mund, als er ein Taxi heranwinkte. Gab es keine Ausrede für sie, umzukehren? Sie könnte ihm danken, dass er ihr geholfen hatte. Wenn sie sich in dieses Taxi setzen würde, würde sie ihn nie wiedersehen.
    „Ich bitte vielmals um Verzeihung, aber könnten Sie mir das Taxi überlassen?“
    Lucys Herz hopste. Der Wind zerzauste die schwarzen Haare, die dunkler schimmerten als der Lack des Austins.
    „Sie schon wieder!“ Empört baute sich Peter vor ihm auf. Peter reichte ihm knapp bis zum Kinn. „Warten Sie gefälligst auf das nächste Taxi.“
    „Ich habe eben erfahren, dass meine Schwester einen schweren Autounfall hatte. Ich muss sofort ins Krankenhaus.“ Er sprach zu ihr, als ob Peter nicht existieren würde.
    „Natürlich können Sie den Wagen nehmen.“ Peters Hand, die sich bereits um den Türgriff klammerte, pflückte sie wieder ab. „Bitte sehr.“
    Doch der Mann stieg nicht ein. Er sah sie an und eine Gänsehaut lief Lucy über den Rücken.
    „Genießen Sie I hre Tage. Tun Sie nur Dinge, die Sie wirklich beglücken.“ Peters entsetztes Schnauben wurde unwichtig, als der Fremde seine Hände an ihre Wangen legte. „Das Leben ist zu kurz, um es mit Nichtigkeiten zu verschwenden.“
    Er beugte sich zu ihr hinab. Lucy hielt den Atem an. Sein Blick berührte etwas in ihr, das sich erschrocken zusammenzog und sich trotzdem nach diesen schwarzen Tiefen sehnte. Zögernd streiften seine Lippen ihren Mund. Lucy hielt still, während ihr Herz explodierte. Sie musste die Augen schließen, als sein Kuss drängender wurde. Gefühle in einer nie gekannten Intensität fluteten durch ihren Körper.
    „Wir werden uns wiedersehen.“
    Sein Daumen streichelte sanft über ihre Lippen. Die zarte Berührung weckte eine Sehnsucht, die schmerzte, als er die Hand sinken ließ. Ohne ein weiteres Wort stieg er ein.
    „Was für ein furchtbarer Mensch!“ Peter starrte hinter dem Taxi her. „Wie kann er es wagen, sich vorzudrängeln?“
    „Und ich dachte schon , du machst dir Gedanken, weil er mich geküsst hat.“
    „Was?“ Konsterniert sah Peter sie an. „Ach so. Ja, das war auch eine Unverschämtheit.“
    Mit welcher Selbstverständlichkeit dieser Mann sie berührt hatte. Als würde sie ihm gehören. Sollte sie nicht empört sein oder wütend? Lucy hatte noch nie jemandem gehört. Nicht auf diese Weise. Der Schau d er, der ihr über den Rücken jagte, fühlte sich gut an.
    „Was hast du?“ Peters Stimme kippte ins Panische. „Hat er dich schon mit etwas infiziert?“ Automatisch rissen seine Finger ein Briefchen mit einem Desinfektions-Erfrischungstuch auf. Peter fuhr damit über seine Nase und seinen Mund, dann rieb er es zwischen den Händen. „In Tibet sind erst wieder Fälle von Lungenpest aufgetreten.“ Er faltete ein akkurat gebügeltes Taschentuch auseinander und schnäuzte sich ausgiebig. Dann sah er kritisch hinein, seufzte und steckte es zurück in die Hosentasche. „Halte die nächsten Tage etwas Abstand zu mir. Solche Typen sind total verkeimt. Wie konntest du nur zulassen, dass er dir nah e kommt?“
    „Ich hätte noch viel mehr zugelassen, wenn ich clever genug gewesen wäre, mich zu ihm ins Taxi zu setzen.“
    „Wie bitte?“ Er starrte auf ihre Lippen, die nur geflüstert hatten.
    „Ach nichts, ich sagte nur, dass man einem Hilfesuchenden die Hilfe nicht verwehren darf. Du solltest dich was schämen, Peter.“
    Er zuckte die Schultern und trat zwei Schritte von ihr zurück. „Solche Kerle brauchen keine Hilfe von unsereins, sondern einen Bewährungshelfer oder Drogenberater.“ Er winkte ein heranfahrendes Taxi herbei, hielt ihr die Tür auf und sie stieg schweigend ein. Er setzte sich nach vorn neben den Fahrer.
    Sie hatte in nach Pisse stinkenden Ecken geschlafen und Kleinkindern beim Vorbeigehen den angesabberten Keks aus dem Fäustchen gestohlen. Manchmal war ihr von ihrem eigenen Geruch schlecht geworden und zweimal war sie freiwillig ins Heim zurückgekehrt, einfach, um heiß duschen zu können und das Gefühl eines vollen Magens zu haben. Auf dem Smithfield Market kam dann die Rettung. Der Mann sah nett aus. Etwas dandylike , aber sympathisch. Sie hatte sofort erkannt, dass er nachlässigerweise sein Portemonnaie in der
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