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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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erzählte Bin Laden später. „Dann wurde auch unser Haus beschossen.“ 20 Er zog seine Pistole aus der Tasche seiner Gallabea und gab auch Abdullah eine Waffe.
    Die Killer waren in die Straße zwischen den beiden Häusern Bin Ladens gefahren und hatten sofort das Feuer eröffnet. Chileifi und seine zwei Begleiter hatten erwartet, dass Bin Laden seine Besucher im Büro empfangen würde. „Sie hatten den Platz ins Visier genommen, wo ich gewöhnlich saß“, berichtete Bin Laden. 21 Zusammen mit Abdullah und einigen sudanesischen Wachmännern feuerte Bin Laden auf die Angreifer. Drei von Bin Ladens Gästen wurden von Kugeln getroffen, auch mehrere Wachleute. Chileifi wurde verwundet, seine beiden Komplizen kamen ums Leben.
    Bin Laden machte allgemein „Regime in unserer arabischen Region“für den Überfall verantwortlich. 22 Als ihn sein alter Freund Dschamal Kaschoggi fragte, was er damit genau meine, verwies Bin Laden auf den ägyptischen Geheimdienst. 23 Die CIA aber glaubte, dass die Saudis hinter dem Anschlag steckten. 24 Turkis rechte Hand Said Badib erklärte dagegen: „Wir haben nie versucht, ihn umzubringen. Wir wollten nur, dass er sich etwas zurückhält.“
    Der beinahe gelungene Mordanschlag bot Sawahiri eine hervorragende Chance, seinen Einfluss auf Bin Laden zu verstärken. Er beauftragte seinen Mitarbeiter Ali Mohammed, eine eigene Untersuchung über die Hintergründe des Attentats durchzuführen. Mohammed fand heraus, dass der Libyer Chileifi im Libanon ausgebildet worden war und 1988 nach Peschawar gereist war. Dort schloss er sich den Mudschahidin an und lernte Bin Laden kennen. Doch bald geriet er unter den Einfluss der Takfiristen. Chileifi war ein Psychopath, der die Takfir-Doktrin als Rechtfertigung dafür nutzte, jeden umzubringen, den er als Ungläubigen betrachtete. Dies unterschied sich im Grunde nicht von dem, was auch Sawahiri und Bin Laden taten, abgesehen von der Ambitioniertheit des Vorgehens. Die Doktrin des Takfir war eine Waffe, die sich gegen jedermann richten konnte.
    Sawahiri beauftragte Ali Mohammed mit der Ausbildung von Bin Ladens Leibwächtern und stellte sicher, dass diese weitgehend Ägypter waren, wodurch er die Schlinge um den Saudi noch enger ziehen konnte. Bin Laden gelangte zu der betrüblichen Erkenntnis, dass es nun vorbei war mit seiner sudanesischen Idylle. Die Picknicks am Nil, die besinnlichen Besuche in der Moschee, die Pferderennen am Freitag - dies alles gehörte der Vergangenheit an. Er bewegte sich jetzt in Wagenkolonnen und trug stets die AK-47 bei sich, die er sich als Auszeichnung auf dem Schlachtfeld erworben hatte.
     
    AUCH PRIVAT veränderte sich das Leben Bin Ladens. So streng er zu seinen Kindern war, so überraschend großzügig zeigte er sich gegenüber seinen beruflich ambitionierten Ehefrauen. Umm Hamsa, Professorin für Kinderpsychologie, und Umm Chaled, die Arabisch lehrte, durften ihre Jobs an der Universität behalten und pendelten während der Zeit im Sudan regelmäßig nach Saudi-Arabien. 25 Umm Hamsa wohnte im Erdgeschoss des Hauses in Khartoum, wo sie für Frauen Vorträge über den Islam hielt.
    Für Umm Abdullah dagegen war das Leben in Khartoum weniger angenehm. Zwei ihrer Söhne, Abdullah und Omar, waren unglücklich wegen der Entbehrungen und Risiken, die ihnen ihr Vater zumutete. Außerdem musste sie sich noch um Abdul Rahman kümmern, den zurückgebliebenen Sohn, dessen Gefühlsausbrüche in dem beengten Haushalt nur schwer zu ertragen waren.
    Die vierte Frau, Umm Ali, bat um die Scheidung. Das hatte Bin Laden erwartet. „Wir sind von Anfang an nicht besonders gut miteinander ausgekommen“, vertraute er Dschamal Chalifa an. Als sich Osama und Dschamal an der Universität für die Vielehe entschieden hatten, hatten sie gelobt, niemals gegen den Sittenkodex zu verstoßen und von sich aus eine Scheidung zu betreiben. Anstatt Dutzende von Frauen zu heiraten, wie es sein Vater getan hatte, wollte Osama der Forderung des Korans nachkommen und alle seine vier Frauen gleich behandeln. Aber das bedeutete, dass er geduldig warten musste, bis Umm Ali von sich aus die Trennung verlangte, um einen Schlussstrich unter viele Jahre der Unzufriedenheit zu ziehen.
    Nach islamischem Recht bleiben Kinder unter sieben Jahren bei einer Trennung bei ihrer Mutter; danach kommen die Töchter zu ihrem Vater. Söhne über sieben Jahren können sich zwischen den beiden Elternteilen entscheiden. Der achtjährige Ali, der Älteste, wollte bei seiner

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