Der Todeskreuzer
können los.«
»Sind Sie sicher?«
Greeley warf ihm einen leidgeprüften Blick zu, den er für diejenigen reserviert hatte, die sein Urteilsvermögen in solchen Dingen infrage stellten. »Ja, Captain. Ich bin mir ziemlich sicher.«
»Okay, in Ordnung.« Sartoris drehte sich um. »Austin?«
»Sir?« Die Stimme des Wachmanns drang von weiter oben im Korridor zu ihnen, aus größerer Distanz, als Sartoris gedacht hätte. Wie weit hatte sich der Mann von ihnen entfernt? Sartoris spürte, wie sein Zorn zurückkehrte, um einer roten Welle gleich über ihn hereinzubrechen.
»Komm sofort wieder her, wir verschwinden von hier!«
»Ja, aber, Sir ...« Austin war noch immer nicht in den Gang zurückgekehrt. »Sie sollten sich das hier ansehen, das ist unglaublich, ich ...« Die Worte brachen mit einer Reihe kurzer, scharfer Hustlaute ab, und dann tauchte Austin endlich wieder auf. Er schüttelte den Kopf und hielt die Hand vor den Mund. Schließlich kam er wieder zu Atem und hörte auf zu husten, aber da waren sie bereits auf dem Rückweg in den Haupthangar, und Jareth Sartoris erfuhr nie, was der Imperiale Vollzugsbeamte Austin da hinten gesehen hatte.
8
LUNGENBAD
Armitage war ein Künstler.
Zuhause auf Faro hatte er seine jüngeren Brüder und Schwestern mit zahllosen Luftfarb-Wandmalereien erfreut, doch im Dienste des imperialen Strafvollzugs war sein Talent größtenteils verschwendet - wenn überhaupt, verlangten seine Kollegen nach endlosen Darstellungen der weiblichen Figur oder - noch schlimmer - von Maschinen, von ihren geliebten Flitzern und dem anderen Krempel von daheim. Armitage hasste es, Maschinen zu malen. Das genügte, um ihm die Kunst vollkommen zu verleiden … und das sagte eine Menge aus über einen Jungen, der einst davon geträumt hatte, die Pangalaktische Kunsthochschule auf Miele Nova zu besuchen.
Als er jedoch einen Blick auf das erhaschte, was sich in Biolabor 117 des Zerstörers befand, wusste er, dass er es zeichnen musste.
Er hatte sich am anderen Ende des Korridors von den Soldaten und den Technikern Phibes und Quatermass losgeeist, vorgeblich, um die Vorratskammern auf Subebene zwölf zu überprüfen, erfreut über einen Vorwand, von ihnen wegzukommen. Herumzustehen und sich über den Kantinenfraß zu beschweren oder darüber zu spekulieren, welches Körperteil sich Zahara Cody als erstes wusch, wenn sie eine Dusche nahm, ließ sich bloß eine gewisse Zeit ertragen. Und wenn er sich nicht an dieser geistreichen Unterhaltung beteiligte, fingen die Truppler und Wachen an, ihn in die Mangel zu nehmen, wollten wissen, was nicht mit ihm stimmte, ob es ihm nicht gefiel, hier zu arbeiten. Vielleicht, so sagten sie. wäre er ja glücklicher, wenn er den Rebellen dabei half, weitere ihrer feigen Angriffe auf das Imperium zu planen?
Das Biolabor zu überprüfen konnte verglichen damit nur eine Verbesserung sein, ganz gleich, als wie langweilig es sich letztlich erweisen mochte.
Gleichwohl, das Biolabor war nicht langweilig.
Das Erste, was Armitage auffiel, als er durch den Zugang trat, war der Bottich. In vielerlei Hinsicht war er das Einzige, was er sah, da er anschließend einfach aufhörte, sich nach anderen Dingen umzuschauen. Der Inhalt des Behälters war schlichtweg zu überwältigend und - auf bizarre Weise - zu schön, um daran vorbeizukommen.
Der Bottich selbst war gewaltig, wandgroß und mit einer Art klarem, blubberndem Gel gefüllt. Darin hingen Dutzende sonderbar geformter rosa Organismen an Kabeln und Schläuchen, die von ihnen zu einer Ansammlung summender Geräte verliefen, die neben dem Tank aufgestapelt waren. Armitage, der bereits wie angewurzelt stehen geblieben war, konnte sie lediglich voller Verwunderung betrachten. Aus einigem Abstand wirkten die rosa Dinger wie ein merkwürdiger Hybride aus Blumen, geschälten Früchten und irgendeiner Spezies embryonaler, geflügelter Tiere, wie er sie noch niemals zuvor gesehen hatte - sie erinnerten an einen Schwärm winziger, gehäuteter Engel.
Dann kam er näher und erkannte, was er da vor sich hatte.
Es waren menschliche Lungenflügel.
Falls er das geringste Aufwallen von Ekel verspürte, durchzuckte ihn die Regung so flüchtig, dass er es kaum bemerkte, und sie wurde schnell von einem tieferen und erfüllenderen Gefühl künstlerischer Faszination verdrängt. Bei jedem Paar war der gesamte Respirationstrakt sorgsam entfernt worden, um die Luftröhre und darüber den Kehlkopf und all die empfindlicheren Sprachorgane zu
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