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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Sarah erkannte ein Gesicht, das unter der Strumpfhose wie geschmolzen aussah. Es grinste sie an.
    Sarah stand am Abgrund, ruderte wild mit den Armen und versuchte das Gleichgewicht zu wahren, und dann blubberte es in dem tiefen schwarzen Schacht, und etwas kehrte an die Oberfläche zurück. Es war
    (Busters Kopf, Busters Kopf, Mommy mit der Pistole an der Schläfe)
    Sarah ruderte immer noch, doch
    (Hoppla …)
    Sie richtete den Blick zum wolkenlosen Himmel, und sie schrie und schrie und schrie.

    Die Zeit verging. Wahrscheinlich.
    Sarah erwachte und staunte, dass sie nicht verrückt war. Und dann dämmerte ihr, dass es vielleicht besser wäre, verrückt zu sein .
    Ihre Handgelenke waren an das Bett gefesselt. Ihre Knöchel ebenfalls. Das Bett sah wie ein Krankenbett aus. Wie Krankenbetten nun mal aussehen.
    Sie musste bei dem Gedanken grinsen.
    Beruhigungsmittel. Sie haben mir Beruhigungsmittel gegeben. Starke Beruhigungsmittel. Ich bin high, ich bin glücklich, und ich will mich umbringen, alles zur gleichen Zeit.
    Sarah war schon einmal an diesem Ort aufgewacht, nach einem sehr lebendigen Traum, den sie einfach nicht aus ihrem Kopf hatte vertreiben können.
    Sie kicherte albern und verlor erneut das Bewusstsein.

    Sarah saß auf der Bettkante und dachte nach, versuchte einen Plan zu entwickeln, wie sie es bewerkstelligen konnte.
    Die Ärzte hatten sie vor zwei Tagen von ihren Fesseln befreit. Sie befand sich in einer geschlossenen Abteilung, doch niemand behielt sie besonders im Auge. Man gab ihr Medikamente. Sarah tat, als würde sie die Mittel nehmen, und hatte ihre Ruhe. Sie wurde in Frieden gelassen, was ihr sehr recht war. Es verschaffte ihr Zeit, ihren Freitod zu planen.
    Wie mache ich’s? Welche Methoden kenne ich überhaupt?
    Es musste etwas Endgültiges sein, das sie an einen Ort beförderte, von dem sie nicht zurückgeholt werden konnte.
    Sie dachte lange und angestrengt nach. Letzten Endes wurde ihr klar, dass sie zuerst einen Weg von dieser Station finden musste. Hier würde man sie nicht sterben lassen. Es war ärgerlich, aber so war es nun mal.
    Sie musste die Ärzte überzeugen, dass sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Dass sie bereit und imstande war, wieder ein normales Leben im
    (Los, rollt die Augen, Partyvolk!)
    Erziehungsheim zu führen.
    Keine große Sache. Das würde nicht besonders schwierig werden. Die medizinische Versorgung war hier nicht so intensiv, als dass jemand einen genaueren Blick auf Sarah oder sonst einen Patienten geworfen hätte.

    Eine Woche später war Sarah wieder im Heim. Die dürre Janet schien sich tatsächlich über Sarahs Ankunft zu freuen und lächelte sie an. Sarah malte sich aus, wie Janet auf den Dachboden kam und sie, Sarah, an einem Strick von einem Balken baumeln sah. Sie lächelte zurück.
    Sie ging in ihren Schlafsaal und fand ein neues Mädchen auf ihrer Pritsche. Sarah erklärte der Neuen, wie die Dinge im Heim liefen, indem sie ihr den Zeigefinger brach und ihre Sachen durchs Zimmer schleuderte. Sarah war nicht wütend oder so, aber das andere Mädchen war nun mal neu. Es wusste nicht, was alle anderen wussten: komm Sarah ja nicht in die Quere!
    Sarah betrachtete das andere Mädchen, das sich winselnd und heulend den gebrochenen Finger hielt.
    Jetzt weißt du Bescheid.
    Sarah rollte sich auf ihre Pritsche und verdrängte jeden Gedanken an den Zwischenfall oder das Mädchen. Sie musste über wichtigere Dinge nachdenken. Über das Sterben, zum Beispiel.
    Ein paar Stunden später dachte sie immer noch darübernach, als eines der Mädchen in den Schlafsaal kam und sich vorsichtig Sarahs Pritsche näherte. Das Mädchen war ängstlich und verschüchtert.
    »Was ist?«, fragte Sarah.
    »Ich … Ich hab hier Post.« Das Mädchen war wirklich nervös.
    Sarah runzelte die Stirn. »Für mich?«
    »J-ja.«
    »Gib her.«
    Das Mädchen reichte Sarah einen weißen Umschlag und flüchtete aus dem Saal.
    Sarah starrte auf den Umschlag. Mühelos durchschaute sie die falsche Banalität des weißen Papiers.
    Der Brief ist von ihm.
    Sie überlegte, ob sie ihn wegwerfen sollte. Ihn überhaupt nicht öffnen.
    Ach, egal.
    Sie verfluchte sich selbst und riss den Umschlag auf. Darin war ein einzelnes Blatt weißen Papiers. Es war ein elektronischer Brief, am Computer geschrieben und mit einem Tintenstrahler ausgedruckt. Gesichtslos, wie der Künstler selbst. Bedrohlich wie er selbst.
    Nachträglich alles Gute zum Geburtstag, Sarah!
    Erinnerst du dich an meine erste Lektion

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