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Der Todesstoss

Der Todesstoss

Titel: Der Todesstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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als lege er Wert darauf, gesehen zu werden.
Dann ritt er los, im ersten Moment fast gemächlich, dann
schneller und schließlich in rasendem Galopp. Aus dem
Schatten wurde ein Umriss, der Tiefe gewann. Trotzdem blieb
der Reiter ein Schemen in der Farbe der Nacht, hinter dem die
Schöße eines schwarzen Kapuzenmantels herflatterten. In seiner
Hand blitzte ein Schwert, als er sich dem ersten der noch immer
ahnungslosen Soldaten näherte.
Abu Duns Augen wurden groß. Er sog scharf die Luft ein.
»Aber das ist doch …!« Er wollte aufspringen, aber es war viel
zu spät. Die Männer waren noch mindestens dreißig oder
vierzig Schritte entfernt, und der schwarz gekleidete Riese
näherte sich ihnen unaufhaltsam, und mit Furcht einflößendem
Tempo.
»Ja, du hast Recht, Abu Dun«, murmelte Andrej. »Das bist
du.«
Erst im allerletzten Moment bemerkten die Männer die
Gefahr, die sich ihnen näherte, und fuhren herum. Zu spät. Der
Krummsäbel des Reiters fuhr herab und tötete den ersten
Soldaten so schnell, dass er nicht einmal mehr dazu kam, einen
Schrei auszustoßen. Ohne auch nur einen Deut langsamer zu
werden, riss der Angreifer sein Pferd herum, sprengte auf den
nächsten Soldaten zu und schlug auch ihn zu Boden. Der Mann
hatte nicht die geringste Möglichkeit, sich zu wehren. Trotzdem
riss er sein Schwert in die Höhe, als der Krummsäbel des
Angreifers niedersauste. Aber das verlängerte sein Leben nur
um den Bruchteil eines Herzschlages. Die Klinge des Soldaten
zerbrach, und der Krummsäbel setzte seine tödliche Bahn fort
und enthauptete den Mann.
Die beiden überlebenden Soldaten taten das einzig Mögliche
und suchten ihr Heil in der Flucht. Ihre Taktik, sich der Hütte in
einer weit auseinander gezogenen Linie zu nähern, um nicht in
einen Hinterhalt zu laufen, wurde ihnen jetzt zum Verhängnis.
Zu viert und in geschlossener Formation hätten sie sich
vielleicht gegen den unheimlichen Angreifer verteidigen
können, so aber hatte er leichtes Spiel mit ihnen. Nicht einmal
eine Minute, nachdem der erste Krieger gefallen war, sank auch
der dritte Mann unter einem furchtbaren Schwerthieb des
schwarzgekleideten Reiters zu Boden. Dann riss der
unheimliche Angreifer sein Pferd herum und sprengte auch
hinter dem letzten überlebenden Soldaten her.
Erneut wollte Abu Dun aufspringen, und wieder legte ihm
Andrej die Hand auf den Unterarm und schüttelte den Kopf.
»Warte.«
Abu Dun riss sich los. Aber er lief nur wenige Schritte weit,
ehe er stehen blieb und das Schwert sinken ließ. Aus der
grenzenlosen Wut, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete,
wurden Überraschung und Unglauben, und dann fassungsloses
Staunen.
Der schwarzgekleidete Riese hatte ohne Mühe auch den
letzten flüchtenden Soldaten eingeholt und schwang seinen
Säbel. Aber der Hieb war schlecht gezielt.
Die Klinge streifte den Flüchtenden nur und schleuderte ihn
nicht zu Boden, ließ ihn aber taumeln.
Für den Angreifer selbst war sein eigener Hieb ungleich
verheerender. Von der schieren Kraft seines eigenen Schlages
nach vorne gerissen, verlor er den Halt im Sattel, und wäre um
ein Haar vom Pferd gestürzt. Der Krummsäbel entglitt seinen
Fingern und verschwand in der Dunkelheit. Sein Pferd bäumte
sich erschrocken auf und stieg wiehernd auf die Hinterläufe.
Der Reiter klammerte sich mit verzweifelter Kraft an die Zügel,
fügte dem Tier damit aber nur noch mehr Schmerzen zu, sodass
es in Panik mit den Vorderhufen ausschlug, den Kopf
zurückwarf und seinen Peiniger abschüttelte. Der Reiter sprang
sofort wieder auf die Füße, machte aber nur einen einzelnen,
taumelnden Schritt, ehe er benommen stehen blieb, sich
vorbeugte und die Handflächen auf die Oberschenkel stützte. Er
brauchte nur einen Moment, um wieder zu Kräften zu kommen.
Die wenigen Augenblicke reichten dem Soldaten jedoch, um
seinen Vorsprung auszubauen. Er war verletzt und taumelte,
aber die Todesangst gab ihm die Kraft, sein Tempo zu steigern.
Der unheimliche Angreifer bückte sich nach seinem Schwert.
Er humpelte leicht, als hätte er sich bei seinem Sturz aus dem
Sattel verletzt, und er verlor weitere, kostbare Zeit damit, sein
Pferd wieder einzufangen und aufzusitzen; genug Zeit für den
flüchtenden Soldaten, um den Waldrand zu erreichen und auf
eines der dort angebundenen Pferde zu steigen.
»Keine Sorge«, sagte Andrej, als Abu Dun eine un-schlüssige
Bewegung machte, aber dann wieder stehen blieb. »Er wird
entkommen. Das muss er

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