Der Todesstoss
weiteten und
sie wieder ins Sonnenlicht hätten hinaustreten können, blieben
die Hunde stehen. Ihre Ohren stellten sich auf. Der Schäferhund
erstarrte, während der andere die Lefzen zurückzog und ein
drohendes Knurren hören ließ.
»Sie haben die Spur verloren«, behauptete Günther.
Andrej sah ihn fassungslos an. »Das sieht mir aber ganz
anders aus«, sagte er. Sein Blick tastete aufmerksam in die
Richtung, in die auch die beiden Hunde sahen. Das Gewirr aus
Felsen und wucherndem dornigen Grün war vollkommen
undurchdringlich, selbst für seine scharfen Augen. Aber er
spürte, dass dort vorne etwas war. Etwas starrte sie an.
Belauerte sie.
»Ihr könnt hier bleiben, wenn Ihr wollt«, sagte er. »Ich nehme
die Hunde und gehe noch ein Stück weiter. Wartet hier auf
mich.«
Abermals hob Günther nur die Schultern und stieß ein
halblautes Schnalzen aus, auf das hin die beiden Hunde -
widerwillig, aber gehorsam - weitergingen. Nach einem
Augenblick waren sie zwischen Felsbrocken und Gestrüpp
verschwunden. Andrej wartete noch ein wenig, dann nahm er
die Hand vom Schwert und trat entschlossen in den hellen
Sonnenschein hinaus.
Die Hunde begannen zu kläffen.
Etwas bewegte sich. Blätter raschelten, plötzlich kollerten
Sterne, und ein Ast zerbrach mit einem trockenen Knacken. Aus
dem Gefühl des Belauert werdens wurde für den Bruchteil eines
Atemzuges Furcht - aus der rasender Zorn erwuchs. Andrej
wusste bereits, was geschehen würde, noch bevor aus dem
wütenden Gekläff der Hunde ein schrilles Heulen und Winseln
wurde. Seine Hand zuckte zum Schwert und riss die Klinge aus
der Scheide.
Ein dumpfer Schlag war zu hören. Andrej vernahm das
grässliche Geräusch brechender Knochen und roch heißes,
spritzendes Blut. Kurz darauf flog etwas in hohem Bogen aus
dem Gebüsch und landete mit einem klatschenden Geräusch
unmittelbar vor seinen Füßen. Es war nicht zu erkennen,
welcher der beiden Hunde dieses blutige, zerfetzte Bündel einst
gewesen war.
Andrej prallte mit einem entsetzten Laut zurück. Ein zweiter,
noch dumpferer Schlag erscholl, und auch das Winseln des
anderen Hundes erstarb.
Andrej konnte spüren, wie etwas Großes, unvorstellbar
Wildes und vor allem Wütendes auf ihn zukam. Etwas, das viel
stärker war als er. Gegen das er jeden Kampf verlieren würde.
Und das wild entschlossen war, ihn zu vernichten.
Dennoch blieb er für die Dauer eines einzelnen, dumpfen
Herzschlages wie erstarrt stehen. Er war unfähig, sich zu rühren
oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Alles, woran er
denken konnte, war das zerfetzte blutige Bündel Fleisch, das
vor ihm lag. Er wollte das Schwert wegstoßen, die Zähne in das
warme Fleisch graben und das süße, nach Leben schmeckende
Blut trinken …
Hinter ihm stieß Günther einen gellenden Schrei aus, und
dieser Laut brach den Bann. Andrej fuhr herum, und da sah er
es aus den Augenwinkeln: ein verzerrtes, grässliches Ding, halb
Mensch, halb verkrüppeltes Tier, zu stark und zu tödlich, um
sich ihm zu stellen. Andrej führte seine begonnene Drehung zu
Ende und war mit einem Satz neben Günther und an ihm
vorbeigelaufen. Der Hundeführer schrie irgendetwas, aber
Andrej verstand die Worte nicht und hörte nur den Klang seiner
Stimme: schrill, panisch, von einem Entsetzen erfüllt, das kein
Mensch je erleben sollte. Hinter ihm raste das Ungeheuer heran,
die gleiche, die Natur spottende Bestie, die er in jener Nacht
getötet hatte, aber sie war wieder da, mörderischer und wilder
denn je, und diesmal würde sie zu Ende bringen, was sie damals
begonnen hatte.
Andrej war blind vor Angst. Hinter sich hörte er Günther
noch immer schreien, aber er hörte auch die stampfenden
Schritte des Ungeheuers, das Poltern von Steinen, und dann
wieder einen dumpfen Schlag, gefolgt von einem fürchterlichen
Gurgeln und einem schweren Aufprall.
Andrej raste weiter. Er stolperte, fiel, rappelte sich hoch und
fiel wieder. Das Schwert entglitt seinen Fingern und fiel
scheppernd zu Boden, und als er hochspringen wollte, beendete
ein stechender Schmerz in seinem rechten Knie die Bewegung.
Er stöhnte auf, biss die Zähne zusammen und quälte sich
halbwegs hoch. Dann drehte er sich um, fest davon überzeugt,
seinen dämonischen Verfolger heranrasen zu sehen.
Das Ungeheuer verfolgte ihn nicht. Es hatte gute acht oder
zehn Schritte hinter ihm angehalten und stand über etwas
gebeugt, das Andrej nicht erkennen konnte. Ein schreckliches
Reißen und
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