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Der Todeswirbel

Der Todeswirbel

Titel: Der Todeswirbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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9
     
    E ine Woche später entstieg dem Zug, der um fünf Uhr zwanzig nachmittags in Warmsley Heath häl t, ein Mann mit einem Rucksack.
    Auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig warteten me h rere Golfspieler auf den Gegenzug. Der hoch gewachs e ne, bärtige Mann mit dem Rucksack gab seine Fahrkarte ab und trat auf den Platz vor dem Bahnhof. Ein paar Minuten stand er unschlüssig da, dann fiel sein Blick auf das Schild mit dem Hinweis: »Fußweg nach Warmsley Vale«, und er machte sich auf den Weg.
     
    In Long Willows hatte Rowley sich eben eine Tasse Tee gebraut, als ein Schatten über den Küchentisch fiel und ihn veranlasste, aufzublicken.
    Falls er erwartet hatte, das Mädchen vor der Tür sei Lynn, so dauerte seine Enttäuschung nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie Erstaunen Platz machte, denn die weibliche Gestalt war Rosaleen Cloade.
    Sie trug ein Kleid aus gestreiftem, grob gewebtem Le i nen, eines dieser einfach aussehenden Stücke, die mehr kosten, als Rowley sich jemals hätte träumen lassen.
    Bisher hatte er Rosaleen nur in eleganten Modellen g e sehen, die sie trug wie ein etwas unsicheres Mannequin. Das grün und orange gestreifte Leinenkleid verwandelte sie zu ihrem Vorteil. Es unterstrich ihre blauen Augen und die dunklen Haare. Selbst ihre Stimme schien von der Verwandlung angesteckt und natürlicher zu sein als sonst.
    »Es ist solch ein herrlicher Nachmittag«, erklärte sie. »Da habe ich einen Spaziergang gemacht. David ist in London«, fügte sie hinzu.
    Sie sagte es beinahe schuldbewusst. Dann nahm sie eine Zigarette aus ihrer Tasche und bot auch Rowley eine an. Er nahm ihr das kostbar aussehende goldene Feuerzeug aus der Hand und brachte es mit einer Bewegung zum Brennen. Als Rosaleen sich über die Flamme beugte, fi e len ihm ihre langen, seidigen Wimpern auf, und er dachte: Gordon wusste, was er tat…
    »Ein hübsches Kälbchen haben Sie da auf Ihrer Wiese«, sagte Rosaleen. Erstaunt über ihr Interesse an ländlichen Dingen, begann Rowley über die Farm zu erzählen. Ihr Interesse war nicht geheuchelt. Rowley fand bald heraus, dass sie vom Farmwesen allerhand verstand. Melken und Buttern waren ihr vertraute Begriffe.
    »Sie gäben ja eine prächtige Farmersfrau ab, Rosaleen«, erklärte er lachend.
    »Wir hatten eine Farm… in Irland… bevor ich hierher kam.«
    Ihr Gesicht überschattete sich.
    »Bevor Sie zur Bühne gingen?«
    »Es ist noch nicht lange her«, meinte Rosaleen. »Ich e r innere mich noch an alles. Wenn es sein müsste, könnte ich jetzt, auf der Stelle, Ihre Kühe melken, Rowley.«
    Das war eine neue Rosaleen. Ob David Hunter wohl mit der Offenbarung der ländlichen Vergangenheit seiner Schwester einverstanden gewesen wäre? Rowley bezwe i felte das. Irischer Landadel, das war der Eindruck, den David zu erwecken wünschte. Rosaleens Version kam der Wahrheit näher, davon war er überzeugt. Hartes Bauer n leben, dann die Versuchung des Theaters, die Tournee nach Südafrika, Heirat, darauf Trennung, dann ein Wei l chen zielloses Umherirren und endlich neuerliche Heirat mit einem Millionär in New York…
    »Würde Ihnen ein Rundgang über die Farm Freude m a chen?«, fragte Rowley.
    »O ja!« Ihre Augen leuchteten richtig auf.
    Amüsiert von ihrem eifrigen Interesse führte Rowley sie herum. Doch als er schließlich vorschlug, nun für sie be i de Tee zu machen, sah sie plötzlich schuldbewusst drein und meinte, es sei höchste Zeit für sie, heimzukehren. Sie schaute auf ihre Uhr und rief entsetzt:
    »Mein Gott, wie spät es schon ist! David kommt mit dem 5-Uhr-20-Zug zurück. Er wird sich wundern, wo ich stecke.«
    Und schüchtern fügte sie hinzu: »Es war ein schöner Nachmittag, Rowley.«
    Rowley sah ihr nach, wie sie eilig den Weg nach Hause einschlug. Sie hatte wirklich einen schönen Nachmittag verbracht. Ausnahmsweise hatte sie sein dürfen, wie sie war, ungekünstelt und natürlich, ein einfaches, hübsches Mädchen aus ländlicher Umgebung. Sie hatte Angst vor David, daran war nicht zu zweifeln. David regierte in dieser Gemeinschaft. Und heute war er fort, und sie hatte ihre Freiheit genossen wie ein Dienstbote, der einmal in der Woche Ausgang hat. Die reiche Mrs Gordon Cloade!
    Er lächelte grimmig, als er ihr nachsah. Kurz bevor R o saleen den Zaun auf halber Höhe des Hügels erreichte, kletterte ein Mann darüber. Im ersten Augenblick meinte Rowley, David zu sehen, doch dann erkannte er, dass der Mann größer und stärker war. Rosaleen trat

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