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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Blick gewechselt. Es ging also in
    Ordnung?
    Coupeau und Lantier redeten weiter an der
    Kante des Bürgersteiges. Sie beschimpften
    sich noch immer, aber freundschaftlich. Sie
    nannten sich »verdammter Dummkopf« in
    einem Ton, bei dem ein Anflug von Zuneigung
    durchklang. Da man ihnen zuschaute, gingen
    sie schließlich langsam Seite an Seite längs der
    Häuser auf und ab, wobei sie alle zehn Schritte
    umkehrten. Es hatte sich eine sehr lebhafte
    Unterhaltung entsponnen. Coupeau schien jäh
    von neuem böse zu werden, während der
    andere ablehnte und sich bitten ließ. Und der
    Bauklempner schob Lantier vorwärts und
    zwang ihn, die Straße zu überqueren, um in
    den Laden zu treten.
    »Ich sage Ihnen, es geschieht von Herzen
    gern!« rief er. »Sie werden ein Glas Wein
    trinken ... Männer sind Männer, nicht wahr?
    Man ist doch dazu da, um sich zu
    verstehen ...«
    Frau Lerat beendete den letzten Kehrreim. Ihre
    Taschentücher

    zusammenknüllend,
    wiederholten die Damen alle gemeinsam:
    »Ein Findelkind, das ist Gottes Sohn.«
    Der Sängerin, die sich setzte, wobei sie so tat,
    als sei sie ganz zerschlagen, machte man viele
    Komplimente. Sie bat um etwas zu trinken,
    weil sie zuviel Gefühl in dieses Lied lege und
    stets Angst habe, sich einen Nerv auszuhaken.
    Die ganze Tafelrunde starrte indessen auf
    Lantier, der friedlich neben Coupeau saß und
    bereits die letzte Portion Napfkuchen aß, den
    er in ein Glas Wein tunkte. Außer Virginie und
    Frau Boche kannte ihn niemand. Die Lorilleux
    witterten zwar irgendeinen Dreh, aber sie
    wußten nichts und hatten eine verkniffene
    Miene aufgesetzt. Goujet, der Gervaises
    Erregung bemerkt hatte, sah den
    Neuankömmling scheel an. Da verlegenes
    Schweigen eintrat, sagte Coupeau einfach:
    »Das ist ein Freund.« Und sich an seine Frau
    wendend: »Na, so rühr dich doch! – Vielleicht
    ist noch heißer Kaffee da.«
    Sanft und stumpfsinnig betrachtete Gervaise
    einen nach dem anderen. Als ihr Mann ihren
    ehemaligen Geliebten in den Laden geschoben
    hatte, hatte sie den Kopf zwischen beide
    Fäuste genommen, mit derselben instinktiven
    Gebärde wie an Tagen schweren Gewitters bei
    jedem Donnerschlag. Das schien ihr nicht
    möglich; gleich würden die Wände einstürzen
    und alle zerschmettern. Als sie dann die beiden
    Männer dasitzen sah, ohne daß sich auch nur
    die Musselinvorhänge bewegt hätten, hatte sie
    dies alles plötzlich natürlich gefunden. Die
    Gans verursachte ihr etwas Beschwerden; sie
    hatte entschieden zuviel davon gegessen, und
    das hinderte sie am Denken. Eine glückliche
    Trägheit machte sie benommen und hielt sie
    zusammengesackt an der Tischkante zurück,
    mit dem einzigen Verlangen, nicht angeödet
    zu werden. Mein Gott, wozu sich die Galle an
    den Hals ärgern, wenn die anderen es nicht tun
    und alles von selber zur allgemeinen
    Zufriedenheit in Ordnung zu gehen scheint?
    Sie erhob sich, um nachzusehen, ob noch
    Kaffee übrig war.
    Im hinteren Raum schliefen die Kinder.
    Augustine, diese Schielliese, hatte sie während
    des ganzen Nachtisches terrorisiert, indem sie
    ihnen ihre Erdbeeren mauste und sie mit
    fürchterlichen Drohungen einschüchterte. Nun
    war sie ganz krank und hockte mit weißem
    Gesicht auf einer Fußbank, ohne irgend etwas
    zu sagen. Die dicke Pauline hatte ihren Kopf
    an Etiennes Schulter sinken lassen, der selber
    an der Tischkante eingeschlafen war. Nana saß
    auf dem Bettvorleger neben Victor, den sie an
    sich drückte und um dessen Hals sie einen
    Arm geschlungen hatte, und verschlafen sagte
    sie mit geschlossenen Augen immer wieder
    mit schwacher und steter Stimme:
    »Oh, Mama, ich habe Wehweh ... oh, Mama,
    ich habe Wehweh ...«
    »Herrgott!« flüsterte Augustine, deren Kopf
    auf die Schulter rollte. »Sie sind knülle; sie
    haben wie die Erwachsenen gezwitschert.«
    Etiennes Anblick versetzte Gervaise einen
    neuen Schlag. Sie fühlte, wie sie erstickte,
    wenn sie daran dachte, daß der Vater dieses
    Bengels dort nebenan saß und dabei war,
    Kuchen zu essen, ohne daß er auch nur das
    Verlangen bekundet hatte, den Kleinen zu
    umarmen. Sie war nahe daran, Etienne zu
    wecken, ihn auf ihren Armen hineinzutragen.
    Dann fand sie abermals die ruhige Art und
    Weise sehr gut, wie die Dinge in Ordnung
    gingen. Es hätte sich nicht gehört, das Ende
    des Abendessens zu stören.
    Sie kam mit der Kaffeekanne zurück und
    schenkte Lantier, der sich übrigens nicht um
    sie zu kümmern schien, ein Glas Kaffee ein.
    »Jetzt bin ich

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