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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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leiden ... Wissen
    Sie, es hat Streit mit Mutter Baquets Kellner
    gegeben wegen eines Liters, den er von uns
    zweimal bezahlt haben wollte ... Da bin ich
    abgehauen und bin ein bißchen pennen
    gegangen.«
    Er gähnte noch immer, er hatte zehn Stunden
    geschlafen. Im übrigen war er völlig nüchtern,
    sah vertiert aus, und seine alte Jacke war voller
    Daunen, denn er hatte sich wohl völlig
    angezogen ins Bett gelegt.
    »Und Sie wissen nicht, wo mein Mann ist?«
    fragte die Wäscherin.
    »Nein doch, überhaupt nicht ... Es war fünf
    Uhr, als wir von Mutter Baquet weggegangen
    sind. So war's! – Vielleicht ist er die Straße
    runtergegangen. Ja, ich glaube sogar, ich habe
    ihn gesehen, wie er mit einem Kutscher in den
    ›Papillon‹ reinging ... Oh, ist das dumm!
    Wirklich, man ist reif zum Schlachten!«
    Lantier und Gervaise verbrachten einen sehr
    angenehmen Abend im Tingeltangel. Als um
    elf Uhr die Türen geschlossen wurden, kehrten
    sie bummelnd heim, ohne sich zu beeilen. Die
    Kälte prickelte ein wenig, die Leute gingen
    gruppenweise davon; und unter den Bäumen
    im Dunkel standen Dirnen, die schier vor
    Lachen platzten, weil die Männer ihnen beim
    Spaßen zu nahe kamen. Lantier sang, zwischen
    den Zähnen murmelnd, eins von Mademoiselle
    Amandas Chansons: »In der Nase kitzelt's
    mich.« Benommen, gleichsam berauscht fiel
    Gervaise in den Kehrreim ein. Ihr war sehr
    warm gewesen. Außerdem war ihr übel von
    den beiden Gläsern, die sie getrunken hatte,
    vom Pfeifenrauch und vom Geruch dieser
    ganzen zusammengepferchten Gesellschaft.
    Aber sie nahm vor allem einen lebhaften
    Eindruck von Mademoiselle Amanda mit. Nie
    hätte sie es gewagt, sich vor dem Publikum so
    nackt auszuziehen. Man mußte gerecht sein,
    diese Dame hatte eine Haut, daß man neidisch
    wurde. Und sie hörte mit sinnlicher Neugier
    zu, wie Lantier Einzelheiten über die
    betreffende Person anführte und dabei aussah
    wie ein Herr, der ihr unter vier Augen die
    Rippen gezählt hatte. »Alles schläft«, sagte
    Gervaise, nachdem sie dreimal geläutet hatte,
    ohne daß die Boches geöffnet hätten.
    Die Tür ging auf, aber die Toreinfahrt war
    schwarz, und als sie an die Fensterscheibe der
    Conciergeloge klopfte, um ihren Schlüssel zu
    verlangen, schrie ihr die verschlafene
    Concierge eine Geschichte zu, aus der sie
    zuerst nicht klug wurde. Schließlich begriff
    sie, daß der Polizist Poisson Coupeau in einem
    drolligen Zustand nach Hause gebracht hatte
    und daß der Schlüssel im Schloß stecken
    müsse.
    »Verflixt!« murmelte Lantier, als sie
    eingetreten waren. »Was hat er denn hier
    gemacht? Das ist ja eine wahre Pest.«
    Es stank tatsächlich fürchterlich. Gervaise, die
    Streichhölzer suchte, trat in etwas Feuchtes.
    Als es ihr gelungen war, eine Kerze
    anzuzünden, bot sich ihnen ein schöner
    Anblick. Coupeau hatte Lunge und Leber
    gekotzt; das ganze Zimmer war voll davon;
    das Bett war damit verkleistert, der Teppich
    ebenfalls, und sogar die Kommode war
    bespritzt. Dazu schnarchte Coupeau, der aus
    dem Bett gefallen war, auf das Poisson ihn
    wohl geworfen hatte, mitten in seinem Unrat.
    Er machte sich darin breit, hingesielt wie ein
    Schwein, eine Backe beschmiert, und blies
    seinen verpesteten Atem aus dem offenen
    Mund, fegte mit seinen bereits grauen Haaren
    in der Lache, die rings um seinen Kopf
    auseinandergelaufen war.
    »Oh, dieses Schwein! Dieses Schwein!« sagte
    Gervaise immer wieder entrüstet und
    aufgebracht. »Alles hat er verdreckt ... Nein,
    ein Hund hätte das nicht getan, ein krepierter
    Hund ist sauberer.«
    Beide wagten sich nicht zu rühren und wußten
    nicht, wo sie hintreten sollten. Noch nie war
    der Bauklempner mit einem solchen Rausch
    heimgekommen und hatte die Stube in einen
    derartig schändlichen Zustand gebracht. So
    versetzte dieser Anblick dem Gefühl, das seine
    Frau noch für ihn hegen konnte, denn auch
    einen schweren Schlag. Wenn er sonst
    benebelt oder bekneipt nach Hause kam,
    verhielt sie sich nachgiebig und war nicht
    angewidert. Aber jetzt war es zuviel, ihr kam
    alles hoch. Nicht mit der Zange hätte sie ihn
    anfassen mögen. Der bloße Gedanke, die Haut
    dieses Rohlings könnte nach ihrer Haut
    streben, rief einen Widerwillen in ihr hervor,
    als hätte man von ihr verlangt, sich neben
    einen Toten hinzulegen, der an einer
    abscheulichen Krankheit zugrunde gegangen
    war.
    »Ich muß mich doch schlafen legen«,
    murmelte sie. »Ich kann doch nicht umkehren
    und mich auf der Straße

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