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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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und
    leicht verdauliche Dinge. Seitdem er die
    Hausherrin mit dem Ehemann teilte,
    betrachtete er sich ganz und gar als mit der
    Hälfte am Hausstand beteiligt; er sammelte die
    herumliegenden Zwanzigsousstücke ein,
    wickelte Gervaise um den Finger, murrte,
    brüllte, schien hier heimischer zu sein als der
    Bauklempner. Kurzum, es war eine Bude, die
    zwei Chefs hatte. Und der Gelegenheitschef,
    der gewitzter war, zog die Bettdecke an sich
    und nahm von allem das Beste, von der Frau,
    vom Tisch und vom übrigen. Er sahnte die
    Coupeaus ab, jawohl! Er genierte sich nicht
    mehr, in aller Öffentlichkeit den Rahm
    abzuschöpfen. Nana blieb sein Liebling, weil
    er nette kleine Mädchen gern hatte. Um
    Etienne kümmerte er sich immer weniger, die
    Jungen mußten sich seiner Meinung nach zu
    helfen wissen. Kam jemand und fragte nach
    Coupeau, so traf man Lantier stets in
    Pantoffeln und in Hemdsärmeln dort an, er
    kam aus der Ladenstube heraus mit dem
    verdrossenen Gesicht eines Ehemannes, der
    gestört wird; er antwortete für Coupeau und
    sagte, das sei dasselbe.
    Zwischen diesen beiden feinen Herren hatte
    Gervaise nicht alle Tage was zum Lachen.
    Über ihre Gesundheit brauchte sie sich Gott
    sei Dank nicht zu beklagen. Auch sie wurde zu
    fett. Aber zwei Männer auf dem Hals zu
    haben, die zu umsorgen und zufriedenzustellen
    waren, das überstieg oft ihre Kräfte. Ach du
    lieber Gott, ein einziger Ehemann schindet
    einen schon genug! Das schlimmste war, daß
    sich diese Kerle sehr gut verstanden. Nie
    stritten sie sich; die Ellbogen auf die
    Tischkante gestützt, feixten sie einander
    abends nach dem Essen ins Gesicht; den
    ganzen Tag rieben sie sich aneinander wie
    Katzen, die ihr Vergnügen suchen und pflegen.
    An den Tagen, an denen sie wütend
    heimkamen, fielen sie über Gervaise her. Los!
    Haut ruhig auf sie ein! Sie hatte einen breiten
    Rücken; sie wurden noch bessere Kumpels,
    wenn sie zusammen brüllten. Und sie durfte
    sich nicht etwa unterstehen, trotzig zu
    antworten. Anfangs flehte sie, wenn einer
    schrie, den anderen mit verstohlenen Blicken
    an, um ihm ein gutes und freundschaftliches
    Wort zu entlocken. Bloß gelang ihr dies nicht
    oft. Jetzt gab sie klein bei und beugte ihre
    großen Schultern, weil sie begriffen hatte, daß
    sie ihren Spaß daran hatten, sie
    herumzustoßen, so rund war sie, eine richtige
    Kugel. Coupeau, der ein sehr loses Maul hatte,
    schimpfte sie mit abscheulichen Worten aus.
    Lantier dagegen wählte seine Flegeleien und
    suchte nach Worten, die niemand sagt und die
    sie noch mehr kränkten. Glücklicherweise
    gewöhnt man sich an alles; die bösen Reden,
    die Ungerechtigkeiten der beiden Männer
    glitten schließlich an ihrer zarten Haut ab wie
    an einem Wachstuch. Sie war sogar dahin
    gelangt, daß ihr die beiden zornig lieber
    waren, denn wenn sie nett taten, belästigten sie
    sie noch mehr, waren immer hinter ihr her und
    ließen sie keine Haube mehr in Ruhe bügeln.
    Dann verlangten sie leckere Gerichte von ihr,
    sie mußte sie salzen und nicht salzen, mußte
    bald schwarz, bald weiß sagen, mußte sie
    umhätscheln, sie einen nach dem anderen in
    Watte packen. Nach Verlauf einer Woche
    waren ihr Kopf und Glieder wie zerschlagen,
    sie wurde stumpfsinnig, hatte Augen wie eine
    Irre. Ein solches Gewerbe, das reibt eine Frau
    auf.
    Ja, Coupeau und Lantier rieben sie auf, das
    war das richtige Wort; sie brannten sie an
    beiden Enden an, wie man von der Kerze sagt.
    Sicherndem Bauklempner fehlte es an
    Bildung; der Hutmacher aber hatte zuviel, oder
    wenigstens hatte er eine Bildung, wie
    unsaubere Leute ein weißes Hemd mit Dreck
    darunter haben. Eines Nachts träumte sie, sie
    stünde am Rande eines Brunnens; Coupeau
    stieß sie mit einem Faustschlag, während
    Lantier sie im Kreuz kitzelte, um sie schneller
    reinspringen zu lassen. Nun ja, dies glich
    ihrem Leben. Ach, sie machte eine gute Schule
    durch, es war kein Wunder, wenn sie träge
    wurde. Die Leute im Viertel zeigten sich nicht
    gerade gerecht, wenn sie ihr die häßlichen
    Manieren vorwarfen, die sie annahm, denn ihr
    Unglück rührte nicht von ihr her. Wenn sie
    nachdachte, lief ihr zuweilen ein Schauer über
    die Haut. Dann dachte sie, die Dinge hätten
    eine noch schlimmere Wendung nehmen
    können. Es war zum Beispiel besser, zwei
    Männer zu haben, als beide Arme zu verlieren.
    Und sie fand ihre Lage natürlich, eine Lage,
    wie es deren so viele gibt; sie bemühte sich,
    darin ein bißchen Glück für sich zu

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