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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Daches aus einen
    Umzug auf einer Straße.
    »Da ist die Kavalkade, Löwen und Panther,
    die Grimassen schneiden ... Es sind als Hunde
    und Katzen verkleidete Gören dabei ... Die
    lange Clémence ist dabei mit ihrem
    Struwelkopf voller Federn. Ah, verdammt! Sie
    läßt sich umlegen, sie zeigt alles, was sie hat!
    – Hör mal, mein Kätzchen, wir müssen
    ausreißen ... He, ihr verdammten Bullen, wollt
    ihr sie wohl nicht greifen! – Schießt nicht, zum
    Donnerwetter! Schießt nicht! ...«
    Heiser, entsetzt, schwoll seine Stimme an, und
    er bückte sich rasch und wiederholte immer
    wieder, die Polente und die Rothosen seien
    unten, Männer, die mit Gewehren auf ihn
    zielten. An der Wand sah er den Lauf einer
    Pistole auf seine Brust gerichtet. Man kam, um
    ihm das Mädchen wieder wegzunehmen.
    »Schießt nicht, Himmelsakrament! Schießt
    nicht! ...«
    Dann stürzten die Häuser ein, er machte das
    Krachen eines Stadtviertels nach, das
    zusammenfällt; und alles verschwand, alles
    flog davon. Aber er hatte keine Zeit zum
    Verschnaufen, andere Bilder zogen mit
    außerordentlicher Beweglichkeit vorüber. Ein
    rasendes Bedürfnis zu sprechen füllte ihm den
    Mund mit Worten, die er zusammenhanglos
    mit einem Schnattern der Kehle von sich gab.
    Er erhob immer mehr die Stimme.
    »Sieh mal an, du bist es, guten Tag! – Mach
    keinen Quatsch! Gib mir nicht deine Haare zu
    essen.« Er fuhr mit der Hand vor sein Gesicht,
    er pustete, um Haare zu entfernen.
    Der Assistenzarzt fragte ihn:
    »Wen sehen Sie denn?«
    »Herrgott, meine Frau!« Er schaute die Wand
    an und kehrte Gervaise den Rücken zu.
    Die bekam einen Heidenbammel, und sie
    musterte ebenfalls die Wand, um zu sehen, ob
    sie sich nicht erblicke.
    Er redete weiter.
    »Weißt du, beschwatze mich nicht ... Ich will
    nicht, daß man mich festbindet ... Verflucht!
    Schön siehst du aus, du hast eine schicke
    Toilette. Wo hast du die verdient, du Zicke?
    Du kommst vom Anschaffen, du Pferdchen!
    Warte nur, ich werde dich zurechtrücken! –
    He, du versteckst deinen Herrn hinter deinen
    Röcken? Was ist denn das für einer? Mach
    doch mal eine Verbeugung, damit man was
    sehen kann ... Himmelsakrament! Das ist er ja
    schon wieder!«
    Mit einem fürchterlichen Sprung rannte er mit
    dem Kopf gegen die Mauer; aber die
    gepolsterte Bespannung dämpfte den Schlag..
    Man hörte nur den Aufprall seines Körpers auf
    der Strohmatte, auf die ihn der Stoß geworfen
    hatte.
    »Wen sehen Sie denn?« wiederholte der
    Assistenzarzt.
    »Den Hutmacher! Den Hutmacher!« brüllte
    Coupeau.
    Und nachdem der Assistenzarzt Gervaise
    befragt hatte, stammelte diese herum, ohne
    antworten zu können, denn dieser Auftritt
    rührte alle Widerwärtigkeiten ihres Lebens in
    ihr auf.
    Der Bauklempner streckte die Fäuste vor.
    »Jetzt sind wir beide dran, mein Kleiner! Ich
    muß dich schließlich noch verdreschen! Ah,
    du kommst frank und frei mit diesem blonden
    Gift am Arm an, um dich vor allen Leuten
    über mich lustig zu machen. Na, ich werde
    dich gleich erdrosseln, ja, ja, ich! Und ohne
    erst noch Handschuhe anzuziehen! – Tu nicht
    so großspurig ... Steck das ein! Und das saß!
    Das saß! Das saß!«
    Er schleuderte seine Fäuste ins Leere. Wut
    bemächtigte sich seiner. Da er beim
    Zurückweichen auf die Wand gestoßen war,
    glaubte er, man greife ihn von hinten an. Er
    drehte sich um und stürzte sich wild auf die
    Bespannung. Er prallte zurück, sprang von
    einer Ecke in die andere, stieß mit dem Bauch,
    mit den Arschbacken, mit einer Schulter zu,
    wälzte sich umher, erhob sich wieder. Seine
    Knochen ermatteten, sein Fleisch gab ein
    Geräusch wie nasses Werg von sich. Und
    dieses hübsche Spiel begleitete er mit
    gräßlichen Drohungen, kehligen und wilden
    Schreien. Indessen mußte die Schlacht einen
    schlimmen Ausgang für ihn nehmen, denn sein
    Atem wurde kurz, und seine Augen traten aus
    den Höhlen; und nach und nach schien ihn die
    Feigheit eines Kindes zu überkommen.
    »Mörder! Mörder! – Schert euch alle beide
    fort! Oh, diese Saumenschen, sie ulken! Da
    liegt sie und streckt alle viere in die Luft,
    dieses Miststück! – Sie muß dran glauben, das
    ist ausgemacht ... Ah, dieser Schurke! Er
    massakriert sie! Er schneidet ihr mit seinem
    Messer eine Stelze ab. Die andere Stelze liegt
    an der Erde, der Bauch ist entzwei, alles ist
    voller Blut ... O mein Gott, o mein Gott, o
    mein Gott ...«
    Und er war schweißgebadet, die Haare standen
    ihm zu Berge an der Stirn, er sah

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