Der Todschlaeger
haben, weil man
weniger schnell hinkommt ... Ich, ich wünsche
nichts sehnlicher, als Freude zu bereiten. Die
einen wollen, die anderen wollen nicht. Macht
das doch unter euch ab, wahrhaftig ... Das da
ist eine, die nicht wollte, dann hat sie gewollt.
Da hat man sie eben warten lassen ... Endlich
ist es soweit, und wirklich, sie hat es verdient!
Also lustig los!«
Und als er Gervaise mit seinen groben,
schwarzen Händen packte, wurde er von
Zärtlichkeit erfaßt, und er hob diese Frau, die
so lange in ihn verschossen gewesen war,
behutsam hoch. Als er sie dann mit väterlicher
Sorgfalt auf dem Boden des Sargs ausstreckte,
lallte er zwischen zwei Schluckaufs:
»Weißt du ... hör gut zu ... ich bin's, Frohsinn
Bibi, genannt der Damentröster ... Wahrlich,
du bist glücklich. Mach heia, meine Schöne!«
Anmerkungen
1 »Veau à deux têtes« – (franz.) Zum Kalb mit
zwei Köpfen.
2 »GrandBalcon« – (franz.) Großer Balkon.
3 Hospital Lariboisière – 1846 bis 1853
erbautes Pariser Armenkrankenhaus, benannt
nach der Gräfin de Lariboisière, die einen
großen Teil ihres Vermögens den Armen
vermachte.
4 Eugène Sue – eigentlich MarieJoseph Sue
(1804–1857),
französischer
Romanschriftsteller;
»sentimentalkleinbürgerlicher Sozialphantast«
(Marx), verfaßte utopischphilanthropische
Romane. Nach dem 2. Dezember 1851 (s.
Anm. zu S. 138) mußte Sue wegen seiner
politischen Einstellung Frankreich verlassen.
5 Bonaparte – CharlesLouisNapoléon
Bonaparte (1808–1873), Neffe Napoleons I.,
wurde 1848 zum Präsidenten der
Französischen Republik gewählt und
verlängerte durch den Staatsstreich vom
2.12.1851 seine Amtszeit unter
Verfassungsbruch auf weitere zehn Jahre. Am
2.12.1852 ließ er sich als Napoleon III. zum
Kaiser der Franzosen ausrufen; nach seiner
Kapitulation bei Sedan wurde er durch den
Umsturz vom 4.9.1870 abgesetzt. »Seine
Herrschaft begünstigte die Ausbeutung
Frankreichs durch eine Bande politischer und
finanzieller Abenteurer.« (Marx)
6 Concierge – (franz.) Portiersfrau oder
Portier, die in den Pariser Häusern eine für die
Mieter sehr wichtige Stellung einnehmen und
u.a. auch die Post verteilen.
7 Rentiers – (franz.) besonders für den
französischen Wucherimperialismus in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts typische,
meist kleinbürgerliche Kapitalrentner, die von
den Zinsen ihrer Kapitalsanlagen leben und so
an die Interessen des Großkapitals gefesselt
werden.
8 La Glacière – (franz.) Kühlhausanlage.
Wahrscheinlich ist die damals wegen der
großen Kühlhäuser so genannte Gegend
südlich des Boulevard Saint Jacques gemeint.
9 Orléans – hier: Baumwollgewebe mit
Leinewandbindung.
10 »Petit bonhomme qui tousse« – (franz.)
Zum hustenden Knirps.
11 »Moulin d'Argent« – (franz.) Silbermühle.
12 PèreLachaise – wegen seiner prachtvollen
Denkmäler berühmter Pariser Friedhof, der
seinen Namen vom Palais des Paters François
de la Chaise (1624–1709) hat, der Beichtvater
des französischen Königs Ludwig XIV.
(1638–1715) war. Auf dem PèreLachaise
finden alljährlich Gedenkfeiern an der »Mauer
der Föderierten« statt, der Gedenkstätte für die
1871 hier von der Reaktion hingeschlachteten
Communarden.
13 Héloise und Abaelard – wegen seines
tragischen Geschickes berühmtes Liebespaar.
Héloise (1101–1164) war die Geliebte des
scholastischen Philosophen Abaelard (1079–
1142), mit dem sie ein Kind hatte und sich
heimlich verheiratete. Da ihr Vater diese
Verbindung mißbilligte, ließ er Abaelard
überfallen und entmannen, der daraufhin als
Mönch ins Kloster SaintDenis ging, während
Héloise Nonne wurde.
14 Ludwig XIV. – (1638–1715); König von
Frankreich von 1643 bis 1715; unter seiner
Regierung erreichte der Absolutismus in
Frankreich seinen Höhepunkt und wurde zum
Vorbild für die europäischen Fürstenhöfe.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts ging die
Vormachtstellung Frankreichs jedoch wieder
verloren, weil die sinnlose und chauvinistische
Kriegspolitik Ludwigs XIV. zum völligen
Ruin der französischen Wirtschaft führte.
15 Louvre – ehemaliges Königsschloß in
Paris, das seit der französischen bürgerlichen
Revolution von 1789 eines der reichhaltigsten
Kunstmuseen der Welt beherbergt.
16 Floß der Medusa – Gemälde des
französischen Malers und Lithographen
Théodore Géricault (1791–1824), der vom
Untergang der »Medusa« (2.7.1816)
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