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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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antreffen.
    »So, da ist eine«, sagte Lorilleux zu seiner
    Frau und gab ihr das Stückchen Kette, an dem
    er seit dem Mittagessen arbeitete. »Du kannst
    sie richten.« Und mit der Beharrlichkeit eines
    Menschen, der einen Scherz nicht so leicht
    losläßt, fügte er hinzu: »Schon wieder vier und
    einen halben Fuß ... Das bringt mich näher an
    Versailles heran.«
    Nachdem Frau Lorilleux die Säule ausgeglüht
    hatte, richtete sie sie inzwischen, indem sie sie
    durch das Regulierungszieheisen zog. Darauf
    legte sie sie in eine kleine kupferne Pfanne mit
    langem Stiel, die mit verdünntem
    Scheidewasser gefüllt war, und beizte sie im
    Feuer der Schmiede ab. Gervaise, die von
    Coupeau erneut vorgeschoben worden war,
    mußte diesen letzten Arbeitsvorgang
    verfolgen. Als die Kette abgebeizt war, war sie
    dunkelrot geworden. Sie war fertig,
    ablieferungsbereit.
    »Es wird unbearbeitet abgeliefert«, erklärte der
    Bauklempner noch. »Die Poliererinnen reiben
    das mit einem Wolltuch blank.«
    Doch Gervaise fühlte, daß sie mit ihrem Mut
    am Ende war. Die immer stärker werdende
    Hitze benahm ihr den Atem. Man ließ die Tür
    geschlossen, weil Lorilleux sich beim
    geringsten Luftzug erkältete. Da nun noch
    immer nicht von ihrer Heirat gesprochen
    wurde, wollte sie gehen und zupfte Coupeau
    leicht an der Jacke. Dieser verstand. Er begann
    übrigens ebenfalls durch dieses absichtliche
    Verschweigen verlegen und verärgert zu
    werden.
    »Na schön, wir brechen auf«, sagte er. »Wir
    lassen euch arbeiten.« Er trat noch einen
    Augenblick von einem Fuß auf den anderen, er
    wartete, weil er ein Wort, irgendeine
    Anspielung erhoffte. Schließlich entschloß er
    sich, die Dinge selber anzuschneiden. »Hören
    Sie mal, Lorilleux, wir rechnen auf Sie, Sie
    sind doch der Trauzeuge meiner Frau.«
    Der Kettenmacher hob den Kopf, tat
    überrascht und grinste dabei, während seine
    Frau von den Zieheisen abließ und sich mitten
    in der Werkstatt aufpflanzte.
    »Es ist also ernst?« murmelte er. »Dieser
    verdammte Schwarzbeersaftjung, man weiß
    nie, ob er Spaß macht.«
    »Ach ja, Madame ist ja die Person«, sagte nun
    die Frau und musterte Gervaise scharf. »Mein
    Gott, wir haben euch ja keine Ratschläge zu
    geben, wir ... Immerhin ist es ein komischer
    Einfall, sich zu verheiraten. Na ja, wenn's euch
    beiden recht ist. Wenn's nicht gut geht, muß
    man sich selber die Schuld zuschreiben, das ist
    alles. Und es geht nicht oft gut, nicht oft, nicht
    oft ...« Bei diesen letzten Worten war ihre
    Stimme langsamer geworden, sie schüttelte
    den Kopf und überflog die junge Frau vom
    Gesicht bis zu den Händen, zu den Füßen, als
    wolle sie sie entkleiden, um ihr bis auf die
    Poren der Haut zu sehen. Sie mußte sie wohl
    besser finden, als sie erwartet hatte. »Mein
    Bruder kann völlig tun und lassen, was er
    will«, fuhr sie in geziertem Ton fort. »Freilich,
    die Familie hätte sich ja vielleicht
    gewünscht ... Man macht immer Pläne. Aber
    die Dinge nehmen einen so komischen Lauf ...
    Ich vor allem will mich nicht streiten. Hätte er
    uns die Allerverworfenste angebracht, so hätte
    ich zu ihm gesagt: ›Heirate sie und laß mich in
    Ruhe ...‹ Doch schlecht hat er es hier bei uns
    nicht gehabt. Er ist ziemlich fett, man sieht
    recht gut, daß er nicht gerade gefastet hat. Und
    immer seine heiße Suppe genau auf die Minute
    ... Sag mal, Lorilleux, findest du nicht, daß
    Madame der Thérèse ähnlich sieht, du weißt
    doch, dieser Frau von gegenüber, die an der
    Schwindsucht gestorben ist?«
    »Ja, etwas Ähnlichkeit ist vorhanden«,
    antwortete der Kettenmacher.
    »Und Sie haben zwei Kinder, Madame. Na,
    hören Sie mal! Ich habe zu meinem Bruder
    gesagt: ›Ich verstehe nicht, wieso du eine Frau
    heiratest, die zwei Kinder hat ...‹ Sie dürfen
    sich nicht ärgern, wenn ich seine Interessen
    vertrete, das ist ganz natürlich ... Dabei sehen
    sie nicht kräftig aus ... Nicht wahr, Lorilleux,
    Madame sieht nicht kräftig aus?«
    »Nein, nein, sie ist nicht kräftig.«
    Sie sprachen nicht von ihrem Bein, doch
    Gervaise begriff an ihren schiefen Blicken und
    an ihren verkniffenen Lippen, daß sie darauf
    anspielten. Sie blieb vor ihnen stehen, fest in
    ihren dünnen Schal mit den gelben Palmen
    gehüllt, und gab einsilbige Antworten wie vor
    Gericht.
    Coupeau, der sah, daß sie litt, rief schließlich:
    »Das ist nicht so wichtig ... Ob ihr etwas
    einzuwenden habt oder nicht, bleibt sich
    gleich. Die Hochzeit findet am

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