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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Hoffnung auf,
    eine so große Summe in weniger als zwei
    Jahren sparen zu können, als ihnen ein
    glücklicher Zufall zu Hilfe kam: ein alter Herr
    aus Plassans bat sie um Claude, den älteren der
    beiden Jungen, um ihn dort aufs Gymnasium
    zu schicken – die großmütige Schrulle eines
    Sonderlings, eines Gemäldeliebhabers, auf den
    Männerchen, die der Knirps früher mal
    hingeschmiert hatte, einen lebhaften Eindruck
    gemacht hatten. Claude kostete sie bereits ein
    Heidengeld.
    Als ihnen nur noch Etienne, der jüngste, zur
    Last fiel, brachten sie die dreihundertfünfzig
    Francs in siebeneinhalb Monaten zusammen.
    An dem Tag, da sie ihre Möbel bei einem
    Trödler in der Rue Belhomme kauften,
    machten sie vor dem Heimweg einen
    Spaziergang über die äußeren Boulevards, und
    das Herz ging ihnen auf vor Freude. Es waren
    ein Bett, ein Nachttisch, eine Kommode mit
    Marmorplatte, ein Schrank, ein runder Tisch
    mit Wachstuchdecke, sechs Stühle, alles aus
    altem Mahagoni, abgesehen von Bettzeug,
    Wäsche und fast neuem Küchengerät. Für sie
    war das gleichsam ein ernsthafter und
    endgültiger Eintritt ins Leben, etwas was sie
    zu Besitzenden machte und ihnen so unter den
    angesehenen Leuten des Viertels Geltung
    verschaffte.
    Seit zwei Monaten nahm sie die Wahl einer
    Wohnung in Anspruch. Vor allem wollten sie
    eine in dem großen Haus in der Rue de la
    Goutted'Or mieten. Aber dort war nicht ein
    Zimmer frei, und sie mußten auf ihren alten
    Traum verzichten. Offen gestanden war
    Gervaise im Grunde nicht böse darüber, die
    Nachbarschaft Tür an Tür mit den Lorilleux
    jagte ihr Schrecken ein. Da suchten sie
    anderwärts. Coupeau legte ganz mit Recht
    Wert darauf, nicht zu weit von Frau
    Fauconniers Geschäft wegzuziehen, damit
    Gervaise zu jeder Tageszeit mit einem Sprung
    zu Hause sein konnte. Und schließlich
    machten sie einen glücklichen Fund: ein
    großes Zimmer mit Kammer und Küche in der
    Rue Neuve de la Goutted'Or, fast gegenüber
    von der Wäscherin. Es war ein kleines Haus
    mit einem einzigen Stockwerk, einer sehr
    steilen Treppe, an deren oberem Ende nur zwei
    Wohnungen waren, die eine rechts, die andere
    links. Das Erdgeschoß bewohnte ein
    Wagenvermieter, dessen Fuhrpark auf einem
    geräumigen Hof in Schuppen längs der Straße
    untergebracht war. Entzückt glaubte sich die
    junge Frau in die Provinz zurückversetzt;
    keine Nachbarinnen, keine Klatschereien zu
    befürchten, ein stiller Winkel, der sie an ein
    Gäßchen in Plassans hinter den Wällen
    erinnerte; und um das Glück voll zu machen,
    konnte sie, wenn sie den Kopf vorstreckte, von
    ihrem Arbeitstisch aus ihr Fenster sehen, ohne
    ihre Bügeleisen wegzustellen.
    Der Einzug fand zum 1. April statt. Gervaise
    war damals im achten Monat schwanger. Aber
    sie bewies große Tapferkeit und meinte
    lachend, das Kind helfe ihr beim Arbeiten; sie
    spüre, wie seine Händchen in ihr wuchsen und
    ihr Kräfte verliehen. Oh, Coupeau kam
    jedesmal schön bei ihr an, wenn er wollte, daß
    sie sich hinlege und ein bißchen verhätscheln
    lasse! Bei den Wehen werde sie sich hinlegen.
    Das sei immer noch früh genug, denn nun, wo
    ein Mund mehr da sei, werde man sich tüchtig
    ins Zeug legen müssen. Und sie machte die
    Wohnung sauber, bevor sie ihrem Mann dabei
    half, die Möbel aufzustellen. Sie trieb einen
    frommen Kult mit diesen Möbeln, wischte sie
    mit mütterlicher Fürsorge ab, und beim
    Anblick der geringsten Schramme brach ihr
    fast das Herz. Wenn sie beim Ausfegen gegen
    sie stieß, hielt sie entsetzt inne, als habe sie
    sich selber geschlagen. Besonders die
    Kommode war ihr teuer; sie fand, sie sei
    schön, solide, sehe seriös aus. Ein Traum, von
    dem sie nicht zu sprechen wagte, war, eine
    Stutzuhr zu besitzen, die sie mitten auf die
    Marmorplatte stellen wollte, wo sie prächtig
    gewirkt hätte. Ohne das zu erwartende Baby
    hätte sie es vielleicht riskiert, ihre Stutzuhr zu
    kaufen. Schließlich verschob sie das mit einem
    Seufzer auf später.
    Das Ehepaar lebte in einem Gefühl des
    Entzückens über seine neue Wohnung.
    Etiennes Bett stand in der Kammer, in der man
    noch ein weiteres Kinderbett aufstellen konnte.
    Die Küche war kaum eine Hand groß und sehr
    finster, aber wenn man die Tür offenließ, sah
    man ziemlich deutlich darin. Außerdem hatte
    Gervaise ja keine Mahlzeiten für dreißig
    Personen zuzubereiten; es genügte, wenn sie
    dort Platz für ihren Suppentopf fand. Was die
    große Stube anging, so war sie beider

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